0,007 Prozent

  04.08.2020 Kolumne

Daniel Marti, Chefredaktor.

Es spritzt so schön. Und es erfrischt einen in der aktuellen Sommerzeit. Wasser, unsere Lebensader. Sauberes Wasser, vor allem Trinkwasser ist eine reine Wohltat. Von der Dusche bis zum stärkenden Schluck, der jeden Durst löscht. Auf Knopfdruck oder auf einen Dreh kommt es aus dem Hahn, einfach so. Selbstverständlich. Herrlich. In bester Qualität. Wir haben es wunderbar. Kein Wassermangel. Süsswasser im Überfluss.

Es gibt ja in unserer Welt tatsächlich so unendlich viel von diesem nassen Zeugs. 71 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt. Allerdings: Kaum mehr als zwei Prozent dieses Wassers sind Süsswasser, und nur höchstens ein Prozent dieses Süsswassers ist für uns Menschen verfügbar; der Rest befindet sich zum grössten Teil in Gletschern und an den Süd- und Nordpolen, die kräftig dahinschmelzen und ins Salzwasser tropfen. Wirtschaft und Landwirtschaft benötigen riesige Mengen an Wasser. Letztlich ist die süsse Rechnung knallhart: Es müssen mit nur 0,007 Prozent der Wasservorkommen auf der Erde sieben Milliarden Menschen versorgt werden. So steht es in meiner Sommerferien-Lektüre «Die unbewohnbare Erde». Diese Rechnung treibt einem ein paar Wassertropfen auf die Stirn.

Weiter in der trockenen Angelegenheit: 2,1 Milliarden Menschen haben nicht genügend sauberes Trinkwasser, 4,5 Milliarden Menschen haben keinen gesicherten Zugang zu Wasser. Der Kampf ums Süsswasser ist längst entbrannt. Nichts Neues auf unserer Welt: Ungleichheit zwischen Haben und Nichthaben ist normal.

Dabei soll bis ins Jahr 2100 der Meeresspiegel um zwei Meter höher sein als heute, sagen die Klimawandelspezialisten. Allerdings: lauter Salzwasser. Nebenfrage: Wohin sollen dann all die schönen Städte am Meer?

Ja, wir haben es hier echt gut. Noch. In vielen Ländern Afrikas muss man mit nur 20 Litern Wasser am Tag auskommen. In unseren Breitengraden stehen im Schnitt locker über 150 Liter pro Mensch zur Verfügung. In unserer Region sind es täglich 180 Liter Trinkwasser pro Bewohner.

In diesen heissen Tagen nehme ich wieder das Buch zur Hand «Die unbewohnbare Erde». Lesen am kleinen Gartenpool mit 27 Grad Wassertemperatur. Der kleine Pool fasst 10 000 Liter Wasser. Alles sauberes Süsswasser. Wir haben es echt gut, fast schon unverschämt gut.


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