250 Impfungen in drei Stunden

  26.02.2021 Bremgarten

Impfaktion gegen Coronavirus in der St. Josef-Stiftung Bremgarten

In der Turnhalle auf dem Stiftungsareal wurde eine eigentliche Impfstrasse erstellt. Jeder Schritt war minutiös geplant.

André Widmer

Vor einem Jahr ist in der Schweiz erstmals das Coronavirus nachgewiesen worden – bei einem 70-Jährigen im Tessin. Über 550 000 Menschen haben sich hierzulande seitdem infiziert, und die Massnahmen gegen die Pandemie wirken in vielen Lebensbereichen mehr oder weniger stark einschränkend. Innerhalb von Monaten wurden Impfstoffe gegen das Virus entwickelt – und am 23. Dezember erhielt hierzulande eine ältere Frau die erste Injektion eines zugelassenen Serums.

Nach den Alters- und Pflegeheimen und den über 75-Jährigen in einer ersten Phase der Kampagne werden im Kanton Aargau nun seit Kurzem auch weitere vulnerable Personen gegen eine Infektion mit dem Coronavirus geimpft. Zu den ersten sozialen Institutionen im Aargau überhaupt, die als «Piloteinrichtungen» berücksichtigt werden, gehört die St. Josef-Stiftung in Bremgarten. In der Stiftung werden Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung in der Heilpädagogischen Schule, auf Wohngruppen oder in der Tagesstätte betreut. Am Mittwoch erhielten die Klienten und diejenigen Betreuenden, die in direktem Kontakt mit ihnen stehen, die erste Impfdosis. Das sind insgesamt 250 Personen.

Impfstoff aus Baden hierher transportiert

Vor rund zwei Wochen erhielt Jerry Schneiter, der Bereichsleiter des Medizinischen Dienstes, das genaue Datum für die Impfungen. Unter seiner Ägide wurden die Infrastruktur und der Prozess in der zur Stiftung gehörenden Mehrzwekhalle aufgebaut. Am Impftag selber war alles generalstabsmässig organisiert – dank der Mithilfe der anwesenden Ärzte aus der Region, des medizinischen Personals aus der Stiftung und von acht freiwillig mithelfenden Zivilschützern konnte die Aktion innerhalb von drei Stunden durchgeführt werden. Der Zivilschutz transportierte das Impfmittel vom Kantonsspital Baden nach Bremgarten. In einem separaten Raum wurde das Mittel in die einzelnen Spritzen aufgezogen und dann auf die Impfplätze verteilt.

In Kleingruppen unterwegs

Die zu Impfenden besammelten sich in Gruppen beim Hauptgebäude und wurden zur Turnhalle geleitet. Sobald eine Gruppe geimpft war, konnte sich eine neue auf den Weg machen. Am Empfang wurden nochmals die Personalien überprüft und ob eine Einverständniserklärung vorliegt – entweder von der Person selber oder dann von einem Beistand wie den Eltern. «Es wird geschaut, dass im Sinne des Klienten entschieden wird», so Markus Detmer, Bereichsleiter Gastronomie und Mitglied Stiftungsleitung. Auch für die Mitarbeiter der Stiftung ist die Impfung freiwillig, wobei diese Woche zunächst jene Betreuerinnen und Betreuer zum Zug kamen, die direkten Kontakt mit den Klienten haben. Die restlichen Mitarbeiter wie beispielsweise die Administration, Leitung oder Technik werden sich privat um eine Impfung bemühen müssen und sich wie der Rest der Bevölkerung wohl erst in den nächsten Monaten impfen lassen können. Den Verantwortlichen wichtig war bei der grossen Impfaktion, dass eine ruhige, entspannte und liebevolle Atmosphäre herrschte, so Stiftungsleiter Thomas Bopp. Denn die Impfaktion war eine aussergewöhnliche Abweichung des üblichen Tagesprogrammes für die Klienten der St. Josef-Stiftung. Nach dem administrativen Teil erfolgten eine Temperaturmessung und dann die Verteilung der Personen auf eine der vier separaten Impfkojen. Dort nahm geschultes medizinisches Personal die Vakzinierung vor. Nach der Verabreichung hatten die geimpften Personen noch 15 Minuten unter Aufsicht zu warten, um allfällige Reaktionen ausschliessen zu können. Am Schluss gab es für jeden Geimpften noch eine kleine süsse Belohnung beim Ausgang. Bei der Aktion in Bremgarten kam in erster Linie das Mittel des amerikanischen Herstellers Moderna zum Einsatz; dieses Produkt weist wie der BionTech-Pfizer-Impfstoff nach der zweiten Injektion eine Wirkung von deutlich über 90 Prozent auf.

«Die Aussicht, dass vor Ostern alle geimpft sind, ist eine grosse Erleichterung», erklärt Stiftungsleiter Thomas Bopp. Denn die zweite Injektion wird am 29. März verabreicht.


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