Pommes zum Znüni

  26.11.2021 Muri

Dass es auf dem Pausenplatz nach Frittieröl riecht, kommt ganz selten vor. Im Schulhaus Badweiher war es am Mittwoch so. 50Kilogramm Pommes frites wurden in der grossen Pause am Morgen verkauft. Es ist das Projekt, das sich das Schulparlament wünschte, das für viel Arbeit und Organisation sorgte, den über 20 Kindern des Schulhauses aber ein breites Lachen auf das Gesicht zauberte. 250Portionen wurden verkauft. --ake


Für einmal ganz ungesund

Im Schulhaus Badweiher gabs am Mittwoch Pommes frites zum Znüni

Eine Pommes-frites-Znüni-Party, das ist das Jahresprojekt des Schulparlaments Badweiher. Dafür zügelte die Badi-Crew die Fritteuse auf den Pausenplatz. 50 Kilogramm Pommes frites, verteilt auf 250 Portionen, wurden innert einer Stunde gegessen. Für alle Beteiligten ein spezielles Projekt.

Annemarie Keusch

Eine entspannte Pause ist es für Schulsozialarbeiter Martin Schneider nicht. «Martin, Martin.» Immer wieder rufen die Kinder nach ihm. «Darf man zwei Portionen essen?», fragt ein Kind. «Natürlich, man muss einfach beide zahlen.» Ein anderes Kind ruft, weil die Sechstklässler schon anstehen, obwohl diese erst um 10.10 Uhr an der Reihe wären. «Jemand hat einfach eine Portion genommen, ohne zu zahlen», meldet ein anderes Kind. «Wer? Ich frage nach.» Schulsozialarbeiter Martin Schneider ist gefordert. 230 Kinder werden im Schulhaus Badweiher unterrichtet. Fast alle von ihnen wollen in dieser Znüni-Pause eine Portion Pommes frites kaufen.

Pommes frites zum Znüni? Geboren wurde diese Idee im Schülerparlament, in das jede Klasse der Mittelstufe einen Delegierten oder eine Delegierte entsendet. «Eigentlich wollten sie zuerst eine Party organisieren», erzählt Schneider, der das Schulparlament führt. Weil das in der aktuellen Zeit nur schwer möglich ist, musste eine Alternative her. «Als sie mit der Idee der Pommes frites kamen, war ich nicht wirklich begeistert», sagt Schulsozialarbeiter Schneider.

Zwei Fritteusen und Manpower aus der Badi

Der Weg bis zu den strahlenden Gesichtern und den Fingern, die ein Pommes frites nach dem anderen zum Mund führen, war nicht einfach. «Es ist im Sinne der Projekte des Schulparlaments, dass die Kinder diese umsetzen», sagt Martin Schneider. Dieses Mal brauchten sie mehr Unterstützung des Schulsozialarbeiters. Er war es, der bei der Badi anfragte, ob sie die Fritteusen ausleihen dürfen. «Dass dafür ein spezieller Stromanschluss nötig war, wusste ich nicht», gesteht Schneider. Und davon brauchte es gleich zwei. «Nur eine Fritteuse für 250 Portionen – das wäre nicht gegangen.» Am Schluss klappte es irgendwie. «Das ist typisch für solche Projekte, irgendwie geht es immer.»

Mit anpacken mussten die Delegierten des Schülerparlaments trotzdem. Sie bedienten die Kasse, verteilten Ketchup oder Mayonnaise über den Pommes frites und sorgten für Ordnung. Und sie genossen es, auch mal einen Lehrer auf das Einbahnsystem aufmerksam zu machen. «Wenn Sie die Pommes haben, müssen sie hier hin.»

Einmalige Alternative zu Rüebli und Apfel

Die einen früher als sonst, die anderen später als sonst. Die Pause fand für die Klassen gestaffelt statt. «Sonst wären alle 200 Kinder auf einmal angestanden», erklärt Schneider. Aber auch so kamen Martin Burkart, Badi-Betriebsleiter, und Chefkoch Philipp Berger ganz schön ins Schwitzen. Total 50 Kilogramm Pommes frites verteilten sie aufgeteilt in 250 Portionen innerhalb von einer Stunde. «Für solch verrückte Aktionen sind wir immer zu haben», sagt Martin Burkart. Fast die halbe Küche zügelten sie von der Badi auf den Pausenplatz. «Jetzt bei diesen kalten Temperaturen haben wir Kapazität dafür», meint Burkart lachend. «Es macht Spass. So etwas habe ich noch nie gemacht.» Und Burkart versucht mit einem Augenzwinkern, Nachwuchs für die Badi zu rekrutieren. «Ihr macht das super und könnt direkt im Frühling bei mir anfangen», meint er zu seinen Helfern.

Äpfel oder Rüebli – den Eltern wird immer wieder geraten, ihren Kindern Gesundes fürs Znüni mitzugeben. Und dann werden im Pausenkiosk Pommes frites verkauft? Für Martin Schneider kein Gegensatz. «Das ist doch eine coole Kinderidee», findet er. Bei diesem Projekt stehe die Schulkultur im Zentrum. «Klar, es ist nicht gesund. Aber es ist doch eine einmalige Sache.» Martin Schneider spricht von einem kreativen Projekt, das Abwechslung bringt. «Darüber wird man noch Jahre später sprechen. Schaut in die Gesichter der Kinder, wie sie sich daran freuen.» Trotzdem sagt Schneider: «Ein zweites Mal machen wir das nicht, nur schon des grossen Aufwandes wegen.»

Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrer – am Schluss waren bis auf die letzten Pommes frites alle verteilt. Die letzte Portion isst Schulsozialarbeiter Martin Schneider. «Fein. Einfach eine gelungene Sache.»


Jugendsession in Planung

Martin Schneider hat neben den Schülerparlamenten weitere Projekte im Köcher. Er will eine Jugendsession auf die Beine stellen. 15 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren motivierte er schon dafür. Auch eine Trägergruppe mit dem Schulleiter Tom Weber, Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger und jungen Politikerinnen und Politikern aller Ortsparteien hat er beisammen. «Nun geht es daran, das Konzept zu schreiben und einzureichen», sagt er. Im nächsten Frühling solls losgehen. Das Jugendparlament soll sich regelmässig zu Sitzungen treffen, gegen Ende des Jahres soll das Projekt in einer Jugendsession gipfeln. «Möglichst gross, mit Gemeinderäten, Regierungsräten, am liebsten Bundesräten», gerät Schneider ins Träumen. «Politische Bildung ist unglaublich wichtig», findet er. --ake

 

 

 


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