Alle Lebewesen gleich sehen

  03.07.2020 Beinwil/Freiamt

Fabienne Broch aus Beinwil sucht Patinnen und Paten für Kühe des «HofLebensraums»

Schon ihr halbes Leben lang isst Fabienne Broch kein Fleisch. Seit rund vier Jahren lebt sie vegan. Der Beinwilerin liegt das Wohl der Tiere ganz nah am Herzen. Und sie kümmert sich nicht nur um ihre Hündin Ayuna, sondern will auch Nutztieren ein besseres Leben ermöglichen. «Wir Menschen sind nicht mehr wert als Tiere», sagt sie.

Annemarie Keusch

Fabienne Broch spricht von ihrem Herzensprojekt. Es heisst «Hof-Lebensraum» und ist ein alternativer Landwirtschaftsbetrieb. Ein Landwirt aus Wald im Kanton Zürich wollte aussteigen aus der Nutztierhaltung. Auf weiten Weiden leben seine Tiere aktuell auf der Alp in Mels, 16 Kühe und 4 Ochsen seien es. «Als ich via soziale Medien davon erfahren habe, dass sie Hilfe suchen, habe ich mich sofort gemeldet», sagt Fabienne Broch. Mittlerweile ist ein 40-Prozent-Pensum daraus geworden.

Fabienne Broch kennt die Kühe beim Namen – und bei den Charaktereigenschaften: den Ochsen Soreno, die älteste Kuh Hioletta oder Riva mit den schönsten Augen. Immer mal wieder ist Fabienne Broch auf der Alp, dann, wenn es geklappt hat, dann, wenn sie für die einzelnen Tiere eine Patin oder einen Paten gefunden hat. «Bin ich umgeben von Tieren, sehe ich in ihnen Persönlichkeiten, die fühlen wie du und ich», sagt Fabienne Broch. Sie schaue in ihre Augen und fühle sich verbunden mit ihnen.

Langer Prozess zum Veganismus

Die Liebe zu den Tieren begleitet die 27-Jährige seit frühester Kindheit. Zu ihrer Familie gehörten immer Hunde. «Das Mitgefühl für die Tiere habe ich von zu Hause mitbekommen», sagt Fabienne Broch. Vegetarisch oder gar vegan ist sie aber nicht aufgewachsen. Es war eine Kindersendung über Tiertransporte, die sie und ihre zwei älteren Schwestern zum Umdenken bewog. «Wir haben uns mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt und uns dann dazu entschieden, Fisch und Fleisch aus unserem Menüplan zu streichen.»

Vor rund vier Jahren ging Fabienne Broch noch einen Schritt weiter. Seither lebt sie vegan. «Es war ein langsamer Prozess», sagt sie. Und diesen Prozess nährte sie immer wieder mit Berichterstattungen, auch etwa über die Futtermittelproduktion in Südamerika. «Für mich war immer mehr klar, dass ich diese ganze Industrie nicht unterstützen will.»

Hörner und hofeigenes Futter

Unterstützen will Fabienne Broch hingegen das Projekt «HofLebensraum». Sie schwärmt: «Hier können die Tiere einfach Tiere sein und werden nicht ausgenutzt.» Kein Melken, kein Metzger. «Sie leben so, wie sie es ganz natürlich tun würden, wenn sie nicht als Nutztiere gehalten werden», ist die ausgebildete Sozialpädagogin überzeugt. Hörner, grosse Laufställe, hofeigenes Futter. Die Wirtschaftlichkeit steht dabei weit im Hintergrund. Um das Projekt trotzdem tragbar zu machen, sucht Fabienne Broch Patinnen und Paten für die Kühe und Ochsen. «Gerade in der Coronazeit ist das nicht einfach», sagt die Beinwilerin, die seit wenigen Wochen in Wilerzell bei Einsiedeln lebt.

Die Tiere, allgemein der Umgang mit der Natur ist Fabienne Broch wichtig. Zusammen mit einem Freund gleist sie ein Permakultur-Projekt auf. Sie sagt aber auch: «Ich bin kein Engel, der komplett ökologisch lebt.» Sie gebe sich Mühe und fange bei sich selber an, Dinge zu verändern. «Ich will niemanden an den Pranger stellen oder schlechtreden, alle sollen sich selber Gedanken darüber machen, was sie konsumieren wollen und was nicht.»

Regelmässig im Freiamt

Fabienne Broch will kein Fleisch und keine tierischen Produkte konsumieren. Dafür will sie lieber ganz viel Zeit mit Hündin Ayuna verbringen. «Es ist ein Traum, Hundehalterin zu sein.» Ayuna kam von der Strasse Rumäniens in die Schweiz und gehört seit knapp zwei Monaten zu der 27-Jährigen. Und trotz der geografischen Distanz, den engen Bezug zum Freiamt hat sie nicht verloren. Regelmässig besucht sie ihre Familie in Beinwil, ist Lagerleiterin des Murianer Schneesportlagers in den Flumserbergen. «Ich mag eben das Ländliche, die Natur – und vor allem die Tiere, die dort leben.»


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