Alles neu?

  05.01.2021 Kolumne

Annemarie Keusch, Redaktorin.

Heute ist der fünfte Tag. 360 verbleiben, bis über alle TV-Sender Jahresrückblicke flimmern werden. Was 2021 für Schlagzeilen sorgt? Die Pandemie wird es ganz sicher sein. Noch x-mal werden Kommentatoren von Fussball- oder Eishockeyspielen oder von Skirennen erwähnen, dass eben keine Zuschauer die Strecke säumen oder im Stadion für Stimmung sorgen. Und noch x-mal werden sie darüber reden, wie die Fahnen geschwenkt würden, wenn Beat Feuz die Lauberhorn-Strecke hinunterfährt, oder lauthals gejubelt würde, wenn ein Spieler ein Tor schiesst.

Ein neues Jahr, aber alles neu ist deswegen noch lange nicht. 2021 ist quasi ein 2020-Verschnitt. Vieles findet heuer statt, was eigentlich im letzten Jahr hätte über die Bühne gehen sollen. Die Fussball-Europameisterschaft zum Beispiel, oder die Olympischen Sommerspiele. Auf solche Sportjahre freue ich mich jeweils ganz besonders. Aber eben, die Vorfreude ist getrübt, wohl wissentlich, dass sie sich im vergangenen Jahr gänzlich in Luft auflöste – mit Ausnahme von ein paar Fussballspielen mit Maske im Stadion.

Neben allen Ungewissheiten und neben allem Abwarten gibt es auch Fixdaten, auf die man sich freuen kann. Zum Beispiel haben wir alle auch im nächsten Jahr Geburtstag. Immerhin. Und Ostern, Weihnachten und Silvester wird es auch im Jahr 2021 geben.

Und dann gibt es jene Tage, die uns vor Augen führen, dass es noch viel schlimmer sein könnte. Etwa am 11. September werden sich die Terroranschläge in New York zum 20. Mal jähren. Gegen 3000 Menschen starben. Oder am 11. März wird es zehn Jahre her sein, dass es in Fukushima zur Nuklearkatastrophe kam. Ungefähr 100 000 bis 150 000 Einwohner mussten das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Oder am 22. Juli jähren sich die Anschläge in Norwegen zum zehnten Mal. Damals, als der Rechtsextreme Anders Breivik 77 Menschen tötete.

Solche Ereignisse und Katastrophen mit der aktuellen Pandemie zu vergleichen, hinkt. Nichtsdestotrotz zeigt die Auflistung: Schlimmer geht immer. Wir leben in Frieden, weit weg von Krieg. Wir leben in einem Land, einer Region, in der andere Ferien machen – so schön ist es hier. Immerhin hat uns das Virus das wieder in Erinnerung gerufen. Es zu vergessen, wäre nämlich ähnlich fatal, wie die Katastrophen vergangener Jahre zu vergessen.


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