Andere Welt in Kuala Lumpur

  22.12.2020 Sport

Der frühere Wohlen-Spieler Daniel Eberli lebt mit seiner Familie in Malaysia – und erlebt dort harte Massnahmen

Die Arbeit hat die Familie Eberli nach Kuala Lumpur gebracht. Der 37-Jährige aus Niederwil kriegt wegen Corona die harten Restriktionen im südostasiatischen Land zu spüren. Den Spielbetrieb des Vereins leitet der Vizepräsident von Handball Wohlen aus 10 000 Kilometern Entfernung.

Stefan Sprenger

Im Frühling und im Herbst machte Malaysia dicht. Das Land mit 32 Millionen Einwohnern hat zwar «nur» 76 000 positive Coronafälle und 400 Tote, aber trotzdem sind die Massnahmen zur Eindämmung hart und strikt. Daniel Eberli erzählt, dass an jeder Autobahnausfahrt eine Polizeikontrolle steht und kontrolliert. Ohne triftigen Grund darf man sein Zuhause nicht verlassen. Nur eine Person darf einkaufen gehen. Schulen und alle öffentlichen Einrichtungen haben geschlossen. Wird man ohne Genehmigung erwischt, nimmt die Polizei einen sofort mit. «Man wird ‹eingesackt›», wie es Eberli beschreibt. Alle tragen Masken und der Grossteil der Bevölkerung hat die «Covid-App» heruntergeladen. Freiwillig. «Es ist nur schwer zu beschreiben, was hier abgeht», so Eberli.

Chef von 90 Mitarbeitern

Vor über einem Jahr ist Daniel Eberli mit seiner Frau Nicole und Tochter Chiara nach Kuala Lumpur ausgewandert. Zumindest temporär. Noch bis mindestens im Sommer 2021 werden sie dort auch bleiben. Eberli hatte die Möglichkeit, in der malaysischen Hauptstadt zu arbeiten. Als «Plant Manager» ist er der Boss von 90 Mitarbeitern. Eberli war in der Schweiz bei der Wettinger Firma «Gutor Electronic» angestellt und führt jetzt die «Aussenstelle» des Betriebs in Malaysia. «Ob bei der Arbeit, den Menschen oder dem Wetter: Hier herrscht ein anderes Klima», sagt Eberli.

Der 1,91 Meter grosse Niederwiler ist ein bekanntes Gesicht in der Handballszene. Seit dem Jahr 2000 spielte Eberli im «Eis», absolvierte in 16 Saisons total 279 Meisterschaftsspiele. 702 Toren stehen 145 Zwei-Minuten-Strafen gegenüber. Eberli war eher ein gefürchtetes Abwehrmonster als ein Topskorer. Wohlen verliess er nur einmal kurz für eine halbe Saison. Er versuchte sein Glück beim TV Endingen in der NLB.

Nach seinem Rücktritt im Jahr 2017 blieb er dem Verein treu. Er blieb im Vorstand von Handball Wohlen. Heute ist er «Chef Spielbetrieb» und Vizepräsident. Seine Vorstandsaufgaben (Material bestellen,

Trainingszeiten definieren, Spiele ansetzen) erfüllt er nun eben von Malaysia aus. Momentan steht die Organisation des Spielbetriebs des ganzen Vereins an. Am vergangenen Samstag war Stichtag. «Die Planung ist abgeschlossen. Es war ein Haufen Arbeit», sagt er. Der Handballverband plant dabei mit einer Aufnahme der Meisterschaften Mitte Februar 2021 (siehe Kasten). «Angesichts der Coronalage eher unwahrscheinlich. Trotzdem muss man bereit sein, falls es losgeht», meint Eberli. Es könnte aber sein, dass seine Arbeit für die Katz war.

Immerhin: Die Massnahmen werden nun gelockert

Aktuell werden die Massnahmen in Malaysia etwas gelockert. Daniel Eberli kann mit Frau Nicole und Tochter Chiara wieder nach draussen gehen und schwimmen, Velo fahren oder etwas das Land erkunden. Vorbei ist die Zeit, wo sie in ihrem Haus mit Garten für Monate quasi eingeschlossen waren. Im Jahr 2020 hätten sie eigentlich viel Besuch aus der Schweiz erhalten sollen. Freunde, Familie, Handballkumpels. Doch das war alles nicht möglich. «Wir vermissen unsere Liebsten sehr», meint Eberli. Erst recht in der jetzigen Weihnachtszeit. Ein Besuch in der Schweiz ist aber ausgeschlossen. «Das wäre zu umständlich und mit Quarantäne verbunden.»

So muss die Familie Eberli sich auf Video-Telefone beschränken. «Immerhin», sieht es Eberli positiv. Jemand, der aus 10 000 Kilometern Entfernung den Spielbetrieb eines Handballvereins koordinieren kann, der sieht die Zeit nach einem strikten «Lockdown» enorm positiv. «Ich hoffe, dass die Situation hier in Malaysia stabil bleibt und sich die Lage in der Schweiz auch beruhigt.» Er will nie mehr erleben, dass er eine Genehmigung braucht, um sich draussen aufzuhalten.


Re-Start im Februar geplant

Erst wurde mit dem Re-Start Ende Januar geplant. Dies wurde nun vom Verband revidiert. Wie der Schweizerische Handballerverband (SHV) meldet, «können die Meisterschaftsspiele ab dem Wochenende vom 13. und 14. Februar 2021 angesetzt werden». Weiter sagt der Verband: «Ein Re-Start ist erst möglich, sobald es die Vorgaben des Bundes und der Kantone erlauben.» Wann es wieder losgeht, ist also weiterhin und verständlicherweise unklar. Sicher ist: Der Regiocup wird gestrichen. --red


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