Anlegen in der Coronakrise

  29.05.2020

Interview mit der NEUEN AARGAUER BANK

Nach dem erfreulichen Anlagejahr 2019, als sämtliche Anlageklassen mit positiven Entwicklungen aufwarten konnten, die Volatilität zusehends sank und der Jahresauftakt sich ebenfalls von seiner freundlichen Seite zeigte, wurde der Optimismus der Anleger durch das Coronavirus jäh gebremst.

Nach anfänglicher Unterschätzung des Virus schlug Ende Februar das Pendel um. Grosse Verkaufswellen in einer bisher nie gesehenen Geschwindigkeit führten zu grossen Kursverlusten. Die Aktien und die Obligationen gaben temporär ihre Gewinne vom letzten Jahr vollständig ab. Nur dank dem Eingriff der Zentralbanken und Regierungen konnten mittels gigantischen monetären und fiskalischen Massnahmen der Absturz an den Börsen abgebremst und eine Erholung der Kurse eingeleitet werden. Die erfreuliche Verflachung der Neuansteckungsraten sowie die Ankündigung und Umsetzung des schrittweisen Ausstieges aus dem Lockdown haben dabei die Kehrtwende an den Finanzmärkten unterstützt. In einer solchen Phase werden die Nerven der Investoren strapaziert und der Bedarf nach Beratung und Erklärung steigt. Im nachfolgenden Gespräch mit dem Chefökonomen und Leiter Advisory Services der NEUEN AARGAUER BANK, Philipp Knecht, und dem Leiter Private Banking der Region Freiamt, Stefan Holderegger, wird die Coronakrise aus Bankperspektive reflektiert:

Mit welchen Kundenreaktionen sind Sie im Freiamt konfrontiert worden?

Stefan Holderegger: Die Kunden haben in dieser Krise überwiegend ruhig und überlegt gehandelt. Grundsätzlich verfolgen sie mit der gewählten Anlagestrategie einen langfristigen Anlagehorizont. Die passende Anlagestrategie wird gemeinsam mit den Kunden basierend auf deren individueller finanzieller Situation («Risikofähigkeit») und Risikopräferenzen («Risikobereitschaft») erarbeitet und regelmässig überprüft. Wir sind dank unseren Anlageexperten und weiteren wirkungsvollen Instrumenten in der Lage, unsere Kundinnen und Kunden umfassend über Chancen und Risiken aufzuklären. So können wir sie auch in herausfordernden Marktsituationen kompetent und sicher unterstützen.

Was waren die Prioritäten in Ihrem Verantwortungsbereich?

Philipp Knecht: Zusammen mit meinem Team, bestehend aus Ökonomen, Anlagespezialisten und Analysten, verantworte ich die Anlagepolitik der NAB. Die Anlagepolitik bestimmt die aktuelle Aufteilung der verschiedenen Anlageklassen wie Liquidität, Obligationen, Aktien und Alternative Anlagen in Bezug auf die verschiedenen von der Bank angebotenen Anlagestrategien. Die Anlagepolitik ist das Resultat einer umfassenden Analyse der Konjunktur und Finanzmärkte durch unser Anlagegremium. Diese Entscheide fliessen dann beispielsweise in die Bewirtschaftung unserer Vermögensverwaltungsportfolios, damit unsere Kunden stets von einer risiko- und renditeoptimierten Vermögensallokation profitieren können.

Was sind weitere Kernaufgaben des Bereichs «Advisory Services» in dieser Coronakrise?

Philipp Knecht: Unsere Kundschaft wie auch unsere Kundenberater haben einen grossen Informationsbedarf. Während der Coronakrise haben unsere Experten die Entwicklung der Pandemie stetig verfolgt und die wirtschaftlichen Folgen sowie deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte beurteilt. Deren Einschätzung wird in regelmässigen Abständen publiziert. Auch interessierte Nichtkunden haben die Möglichkeit auf unserer Webseite «www.nab.ch/coronavirus» unseren Corona-Newsletter zu abonnieren.

Wurde diese Krise von Ihren Kunden auch genutzt, um Anlagen zuzukaufen?

Stefan Holderegger: Die Coronakrise wird von den Anlegern unterschiedlich wahrgenommen. Das hängt auch vom Anteil der Wertschriften am Gesamtvermögen ab. Für Kundinnen und Kunden mit einer hohen Geldreserve bietet die Krise die willkommene Korrektur an den Finanzmärkten, um zu günstigeren Kursen Aktien oder Obligationen nachzukaufen. Wir sind über die Absichten unserer Kundschaft gut informiert, sodass wir bei Opportunitäten entsprechend proaktiv auf sie zugehen können. Hier können wir u. a. auch auf die Expertise des Bereichs Advisory Services zurückgreifen. Für Kunden mit einem bereits hohen Anteil an Aktien, Obligationen oder Alternativen Anlagen am Gesamtvermögen bedeutet dagegen eine solche Krise zuerst einmal temporäre Kursverluste. In dieser Situation stehen wir unseren Kunden mit Rat und Tat zur Seite, zeigen ihnen Möglichkeiten für sinnvolle und attraktive Absicherungen von Risiken auf und setzen diese gegebenenfalls um.

Was empfehlen Sie den Anlegerinnen und Anlegern im Freiamt?

Philipp Knecht: Entscheidend für den Erfolg ist die Wahl der passenden Anlagestrategie und des Anlagehorizontes. Gerade in Krisenzeiten wie aktuell ist es wichtig, dass an der Strategie festgehalten wird und keine überhasteten Entscheide getroffen werden, die den langfristigen Anlageerfolg gefährden. Auch in der Vergangenheit wurden Krisen am besten durch die Bewahrung von Ruhe gemeistert. Je länger der Anlagehorizont, umso wahrscheinlicher sind Gewinne. Ganz im Sinne von «Zeit schafft Rendite» werden beim Anlegen die langfristig investierenden und geduldigen Kunden auf die Dauer belohnt.


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