AUSTAUSCHJAHR

  09.04.2021 Kolumne

Sarah Schönenberg, Paraguay.

Die Woche vor Ostern heisst hier «Semana Santa» und ist vor allem für die christliche Gemeinschaft hier eine Woche, in der man besonders viel mit der Familie macht. Viele fahren auch ins Chaco, den Teil Paraguays westlich des Rio Paraguay, wo man mehrheitlich nur die pure Natur vorfindet. Andere wiederum fahren zu ihren weiter entfernten Verwandten oder sogar ins Ausland. Die Tage, an denen wir frei hatten, variieren aber zu denen in der Schweiz: Hier hatten wir ab Mittwoch keinen Unterricht mehr und auch viele Arbeitnehmer hatten ab Mittwoch frei. Jedoch sind wir – im Gegensatz zu einigen Regionen in der Schweiz – am Montag wieder ganz normal in den Alltag gestartet.

Die Semana Santa beginnt mit dem «Domingo de Ramo», dem Palmsonntag. Die Palmen hier sind anders als die, die ich von der Schweiz kenne. Hier sind es nämlich richtige Flechtkunstwerke aus Pflanzen. Die Palmensegnung dieses Jahr war ein «Drivein». Die Kirche, die es organisiert hat, steht direkt an der Strasse, sodass wir mit dem Auto zufahren konnten, gesegnet wurden und direkt weiterfahren konnten. So wurden die Sicherheitsmassnahmen ohne grossen Aufwand eingehalten.

Am Mittwoch – dem Miércoles Santo – ist es hier üblich, mit der ganzen Familie Chipas zu machen. Die Chipa ist ein traditionelles paraguayisches Gebäck, das unter anderem Maniokstärke, Käse und Anis enthält. Man kann den Teig formen, wie man möchte, doch die traditionelle Chipa ist geformt wie ein Donut. Zudem kann man seine Chipa auch mit zum Beispiel Mais oder extra Käse füllen. Normalerweise hätten wir auch in der Schule gemeinsam Chipas gebacken, doch wie vieles in letzter Zeit musste auch das online stattfinden. Wir bereiteten also die Zutaten, die benötigt wurden, in unserer Küche vor und eine unserer Lehrerinnen erklärte uns, was wir tun müssen, während auch sie für ihre Familie Chipas zubereitete.

Am Donnerstag – dem Jueves Santo – war der Tag des «ultima cena», des letzten Abendmahls. Wir haben gemeinsam die Live-Übertragung der Messe aus Asunción angeschaut und danach mit der Familie zu Abend gegessen, welches ein bisschen üppiger ausgefallen ist als normalerweise.

Am Viernes Santo – dem Karfreitag – «durften» wir nicht arbeiten, weshalb wir morgens gemeinsam mit Tereré draussen sassen. Tereré ist das Nationalgetränk Paraguays und besteht aus mit eiskaltem Wasser aufgegossenen Kräutern. Später haben wir dann gemeinsam als Familie Mittagessen gekocht, welches bei uns aus einer Mischung aus paraguayischen und schweizerischen Gerichten bestand.

Und am Sonntag war wie bei uns in der Schweiz das Suchen der Ostereier angesagt. Hier sind es aber mehrheitlich Schokoladeneier, die versteckt und gesucht werden.

Alles in allem war es eine sehr schöne und entspannte Woche, die ich mit meiner Familie erleben durfte.

Sarah Schönenberg wohnt mit ihrer Familie in Boswil. Sie ist 17 Jahre alt und besucht seit Sommer 2019 die Kantonsschule Wohlen. Momentan lernt sie rund 10 000 Kilometer entfernt in Concepción (Paraguay) ein anderes Leben kennen und berichtet regelmässig darüber.


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