AUSTAUSCHJAHR

  30.07.2021 Kolumne

Sarah Schönenberg, Paraguay.

Immer warm in Paraguay?!

Obwohl wir in der Schule gelernt haben, dass es in Ländern der tropischen und subtropischen Zone – zu denen Paraguay gehört – keine Jahreszeiten gibt und es immer mehr oder weniger warm ist, wurde ich eines Besseren belehrt. Momentan haben wir in Paraguay Winter und entgegen meiner Vorstellung hatten wir morgens um sechs auch schon mal null Grad.

Als ich im Januar meinen Koffer gepackt habe, dachte ich mir, dass ich eine dünne Jacke «für den Fall der Fälle» einpacke und ich damit vorgesorgt habe. Zudem habe ich noch einen dicken Pullover dabei, den ich im Flugzeug anhatte. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass es hier wirklich kalt werden kann? Ich jedenfalls nicht. Ich habe auch immer Scherze darüber gemacht, weil Paraguayer ein anderes Verständnis von kalt haben, als wir Schweizer.

Im Herbst (der übrigens im März beginnt, da Paraguay auf der Südhalbkugel liegt) wurde es langsam kühler und ich zog vermehrt eine dünne Jacke zur Schule an. Irgendwann jedoch wachte ich morgens auf und es war eiskalt. In die Schule zog ich dann eine etwas wärmere Jacke (natürlich ausgeliehen) an und einer meiner Klassenkameraden meinte, dass es jetzt definitiv kalt wäre, wenn sogar ich eine dicke Jacke anziehe.

Weil man hier aber auf warmes bis heisses Wetter eingestellt ist, hat es in den Häusern zwar Ventilatoren und Klimaanlagen, doch keine Heizungen. Zudem sind die Häuser nicht isoliert, wodurch die Kälte auch im Haus ist. Die Wärme tagsüber reicht allerdings nicht aus, um die Kälte zu vertreiben. Auch duschen wird in diesen Zeiten echt unangenehm. Die Dusche ist zwar (wenn überhaupt) der einzige Ort, an dem es im Haus warmes Wasser gibt, doch wenn man fertig ist mit duschen, empfängt einen eine Eiseskälte. In diesem Moment zieht man sich ganz schnell an und verkriecht sich dann unter seinen Bettdecken.

Das gute am Winter hier ist, dass er nicht so lange dauert wie ein Winter in der Schweiz. Die Temperaturen schwanken extrem, sodass es am Freitag noch kalt sein kann, wir aber am Samstag gefühlt schon wieder Sommer haben. Noch besser ist das ganze Temperaturspiel an einem Tag. Das heisst, man wacht morgens in der Kälte auf und zieht sich warme Sachen an. Mittags aber hat man in langen Hosen und Pullover schon viel zu warm.

Momentan sieht unser Wetter so aus, dass wir ein paar Tage Sommer haben, dann wieder ein paar Tage Winter und das Ganze von vorne. Diese ständigen Temperaturwechsel machen vielen zu schaffen, sodass man sich in dieser Zeit häufig erkältet. Man kann also sagen, dass der Winter in Paraguay durchaus kalt ist. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die fehlende Isolation der Häuser spürt man das zwar mehr als in der Schweiz, doch dauert die Phase der Kälte auch weniger lange, als ich es aus der Schweiz gewohnt bin.

Sarah Schönenberg wohnt mit ihrer Familie in Boswil. Sie ist 17 Jahre alt und besucht seit Sommer 2019 die Kantonsschule Wohlen. Momentan lernt sie rund 10 000KKilometer entfernt in Concepción (Paraguay) ein anderes Leben kennen und berichtet regelmässig darüber.


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