Autogramme

  13.10.2020 Kolumne

Annemarie Keusch, Redaktorin.

«Herzlichst für Annemarie» und dann die Unterschrift. Oder auch nur «Für Annemarie». Es reichte auch nur die Unterschrift und ich war glücklich. Und ein Gefühl des Glücks überkommt mich auch, wenn ich die gesammelten Autogrammkarten zuunterst aus einer Kiste hervorkrame und sie durchschaue. Es kommen Erinnerungen hoch. Wir sassen jeweils am runden Holztisch in der Stube, weisses Blatt vor uns, Fülli in der Hand. «Grüezi, Herr Schoch», «Grüezi, Herr Bucher» oder «Grüezi Frau Schneider». Dann kam wohl irgendwelches Fan-Blabla, dass wir immer ihre Rennen schauen, ihnen den Daumen drückten – der eine oder andere Schreibfehler wohl inklusive. Das frankierte Retourcouvert für die Autogrammkarten legten wir immer bei.

Kaum war sie abgeschickt konnten wir es nicht erwarten, bis endlich Post kam, von Philipp Schoch, André Bucher oder Vreni Schneider. Dass nicht sie uns antworteten, sondern wohl damals schon nur deren Management, war dabei völlig egal. Uns hat Michael von Grünigen einen Brief geschrieben und Autogrammkarten geschickt. Dachten wir zumindest.

Aktiv sind die meisten nicht mehr, deren Bilder in einer schwarzen Kiste in meinem Zimmer lagern. Von den Skifahrerinnen und Skifahrern – von ihnen war ich ganz besonders Fan, nicht zuletzt, weil sie der einzige Grund waren, um vor dem Fernseher zu Mittag essen zu dürfen – fährt keiner mehr. Ambrosi Hoffmann genauso wenig wie Silvan Zurbriggen. Nur einer ist erhalten geblieben, als Kommentator. Und erst noch mein Skiliebling Marc Berthod. Von ihm habe ich übrigens gleich mehrere Autogrammkarten im Sortiment. Auf meiner Autogramm-Rekordliste belegt er hinter FCA-Jahrhundertstürmer Rainer Bieli den zweiten Platz.

Neben Skifahrern standen (und stehen) die Fussballer ganz hoch im Kurs. Über 50 Karten sind es von Aarau-Spielern, über 30 von ehemaligen Nationalspielern. Ich sitze auf meinem Bett und schaue alle durch. Harut Vardanyan? Sagt mir kaum mehr etwas. Ich blättere weiter. Sven Christ? Ich lache und erinnere mich daran, wie ich damals mit einem selbst gebastelten Plakat an seinem letzten Spiel aufkreuzte. Ein Blick in die früher gesammelten Autogrammkarten ist irgendwie wie ein Blick in alte Fotoalben: Goldig und eine gute Alternative zum Aufräumen im Zimmer.


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