Besser, aber nicht gut

  04.02.2022 Ringen

Der Verband reduziert die Strafe gegen Magomed Ayskhanov

Nachdem die RS Freiamt gegen die vom Verband ausgesprochenen Strafen vom Finalrückkampf Rekurs eingelegt hatte, wurden diese reduziert. Für Ringer Magomed Ayskhanov wurde die Geldbusse auf 2000 Franken und die Sperre auf ein Jahr reduziert. Die 1000 Franken gegen den Verein bleiben. Für die Freiämter ein mässiger Erfolg.

Josip Lasic

«Immerhin wurde die Strafe halbiert», sagt RS-Freiamt-Präsident Nicola Küng. «So richtig zufrieden kann ich damit aber nicht sein.» Nach den Vorfällen vom Finalrückkampf zwischen der RS Freiamt und dem RC Willisau hat der Schweizer Ringerverband Swiss Wrestling harte Strafen ausgesprochen. Beide Vereine wurden mit je 1000 Franken gebüsst. Freiamts Magomed Ayskhanov erhielt zunächst eine Zwei-Jahres-Sperre und eine Geldstrafe von 4000 Franken. Während beide Vereine ihre Strafen akzeptiert haben, wurde seitens der Freiämter Rekurs gegen die Sperre und die Busse für Ayskhanov eingelegt. Diese wurden jetzt auf ein Jahr und 2000 Franken halbiert. Aus Sicht der Freiämter immer noch zu viel.

«Ich bleibe bei der Meinung, dass die Strafe zu hoch ist. Natürlich klingt es erst mal wie ein Erfolg, dass sie halbiert wurde. Sie bleibt unverhältnismässig. Magomed wurde mit der Disqualifikation am Kampf schon sehr hart sanktioniert. Deshalb erscheint mir das Strafmass nicht gerechtfertigt», so Küng. Er erklärt, dass bei der Verhandlung mit der Rekurskommission das Argument angeführt wurde, dass Ayskhanov mit dem Bierdosenwurf in die Zuschauer in Kauf genommen habe, dass jemand verletzt wird. «Ich will keinesfalls seine Reaktion schönreden. Das Beste wäre gewesen, wenn er gar nicht reagiert hätte. Aber wir müssen die Dinge schon so benennen, wie sie sind. Die Zuschauer haben Bierdosen auf die Matte geworfen und damit Verletzungen der beiden Ringer und des Kampfrichters in Kauf genommen. Reto Reichmuth wurde ja sogar von einer Dose getroffen. Alles, was Magomed getan hat, war nach dem Motto ‹Wie du mir, so ich dir›», berichtet der Freiamt-Präsident. «Er hat den Mittelfinger ins Publikum gezeigt, weil er während des ganzen Kampfes mit Mittelfingern provoziert wurde. Und die Bierdose konnte er nur zurückwerfen, weil welche auf der Matte lagen. Die Aggression ging nicht von ihm aus, sondern war eine Reaktion auf die Provokationen.»

Unklar, wie es weitergeht

Am kommenden Montag hat die RS Freiamt Vorstandssitzung. Dann wird entschieden, ob sie das Urteil an die nächste Instanz weiterziehen wollen. Deshalb hat Küng gestern Donnerstag auch das Gespräch mit Ayskhanov selbst gesucht. Dieser war nach dem Final so frustriert, dass er zunächst gesagt hat, nie mehr in der Schweiz ringen zu wollen. «Ob er es noch so sieht, weiss ich nicht. Aber wenn dieses Urteil bestehen bleibt, ist er für ein Jahr ohnehin weg. Er fühlt sich ungerecht behandelt, was ich nachvollziehen kann», sagt Küng. «Deshalb schaue ich mit ihm an, wie wir weiterfahren wollen. Wir sind nicht glücklich mit dem Urteil. Ein Weiterziehen kostet aber Zeit, Geld und Nerven.»

Bierdosen bleiben

Am vergangenen Montag hat online auch die Nationalligaversammlung stattgefunden. Dabei wurde das Vorgehen thematisiert, wie man künftig solche Ausschreitungen wie im Final verhindern will. Der Vorschlag, dass keine Bierdosen mehr verkauft werden, wurde von den Vereinen abgelehnt. Stattdessen wurde beschlossen, dass bei den Finalkämpfen der Nationalliga A die Mannschaften einen Fanvertreter bestimmen müssen. Dieser kann vom Organisator, vom Kampfrichter oder von Funktionären von Swiss Wrestling kontaktiert und mit Weisungen sowie Aufträgen versehen werden. Auf der Homepage von Swiss Wrestling heisst es diesbezüglich: «Der Fanvertreter ist auf der Wiegeliste namentlich festzuhalten und dieser muss während des gesamten Anlasses (Abwaage bis Verabschiedung der Mannschaften) für die erwähnten Partner erreich- und verfügbar sein, um zukünftigen Faneskalationen vorbeugen zu können.»

Küng hat Verständnis dafür, dass die Vereine gegen ein Bierdosenverbot waren. «Das hat rein organisatorische Gründe. Es ist schlichtweg einfacher, wenn man Bierdosen verkaufen kann. Meines Wissens kann der Verband dieses Verbot aber dennoch verfügen, auch wenn die Vereine dagegen sind.» Ob die Einführung eines Fanvertreters viel bewirken kann, bleibt dahingestellt. Mitglieder beider Vereine haben am Finalrückkampf versucht, die Fans zu beruhigen, mit überschaubarem Erfolg. «Ob sich das jetzt ändert, weil einer von den Leuten, die zu schlichten versuchen, auf dem Matchblatt steht, wage ich zu bezweifeln», sagt Küng. Sowohl die Strafe gegen die RS Freiamt als auch die Massnahmen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, bleiben unbefriedigend.


Was passiert ist

Im Finalrückkampf in Willisau am 11. Dezember führt die RS Freiamt mit 12:4 gegen den Titelverteidiger. Magomed Ayskhanov ist gegen Willisaus Reto Reichmuth mit 14:0 in Front und kurz davor, einen 4:0-Sieg zu holen, der den Weg für einen Freiämter Erfolg und einen dritten Kampf in Muri geebnet hätte. Bei diesem Stand wendet der Tschetschene einen harten Griff gegen Reichmuth an. Die Willisau-Fans toben. Ayskhanov wird der Mittelfinger gezeigt. Er wird mit Bierdosen beworfen. Er reagiert, indem er den Zuschauern ebenfalls den Mittelfinger zeigt und eine Dose in den Willisau-Block zurückwirft. Die Folge: Disqualifikation und ein 4:0-Sieg für Reichmuth. Willisau holt den Sieg und die Meisterschaft, worauf auch von Freiämter Seiten Bierdosen fliegen. Als Konsequenz für diese Vorfälle wurden die im Text (links) genannten Strafen gegen die Clubs und Magomed Ayskhanov verhängt. --jl


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