Bittere Lektion in Demokratiekunde

  05.03.2021 Wohlen

«Zeitpunkt ist eher zufällig», Interview in der Ausgabe vom 2. März.

«An der (Wohler Kantons-)Schule (...) verhalten wir uns politisch neutral», sagt der Rektor. Das stelle ich mir sehr fad, grau und uninspiriert vor. Immer alles juristisch absichern, vorsichtig abwägen: die Unterrichtspersonen müssen ihre Persönlichkeit verstecken. Zivilcourage, politische Meinungsbildung, Diskussions- und Streitkultur passen scheinbar nicht in die Wohler Kantonsschule an der Bünz. Provinziel- le Hasenfussmentalität statt Erziehung zu politisch mündiger Staatsbürgerschaft? An der Alten Kantonsschule Aarau hatten wir einen radikalen Anthroposophen als Geschichtslehrer, einen SP-Freak als Deutsch- und Klassenlehrer, einen anarchistisch-liberalen Lateinlehrer sowie mehrere hochphilosophische, recht konservative Unterrichtende der Naturwissenschaften. Keiner hielt mit seiner Meinung hinter dem Berg zurück. Das war bunt, spannend, provokativ und lehrreich. In Wohlen jedoch geht Angst um.

Da haben die Schüler und Schülerinnen soeben eine miserable Lektion in Demokratiekunde erhalten. Oder ist es einfach die Schweizer Realität, in der für Firmen die Meinung der Angestellten oft nicht sehr gefragt ist und einige schulleitungsgeschädigte Unterrichtsfabriken nur noch mit Maturarbeiten zu Start-up-Unternehmensgründungen oder dann mit manisch zelebrierter «Political Correctness» von sich reden machen? Dann wäre es eine bittere, aber anschauliche Lektion gewesen.

Martin Fürst, Rheinfelden, früher Wohlen


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