Bucher kanns noch

  22.06.2021 Sport

Michael Bucher hegt nach einem Turniersieg in Italien Comeback-Gedanken

Er lebt das Ringen und liebt die RS Freiamt: Michael Bucher ist mit seinen 24Jahren schon eine Riesennummer im Ringsport. Doch sein gigantisches Talent wird immer wieder durch Verletzungen gebremst. Aktuell träumt er wieder von internationalen Einsätzen.

Stefan Sprenger

Welchen Zauber Michael Bucher versprüht, erkennt man, wenn man einen seiner Einsätze im Nationalliga-A-Team der Ringerstaffel Freiamt miterlebt. Der Merenschwander gibt gigantischen Einsatz und ist absoluter Publikumsliebling. Und meistens enden diese Kämpfe mit einem emotionalen Jubelschrei des Freiämters. Vor Jahren machte ihn sein riesiges Talent auf der Matte zur wohl grössten Hoffnung im Schweizer Freistil-Ringen. Dann kamen Verletzungen. Viele Verletzungen. Besonders sein Rücken machte ihm zu schaffen. Im Sommer 2015 nimmt er noch an der Junioren-WM teil. Nach der Operation im Jahr 2016 folgt der Rücktritt vom Nationalkader und vom internationalen Parkett 2017.

Bucher siegt auf der Matte und auf Sand

Bucher blieb dem Sport treu. Ohne das Ringen geht in seinem Leben nicht viel. Er wollte lieber auf «tiefem» Niveau ringen, als zu riskieren, nie mehr auf der Matte zu stehen. Jahrelang war er nur national im Einsatz. Bis zum vergangenen Wochenende und einem Turnier in Sardinien. Gemeinsam mit Trainer Reto Gisler, Joel Meier und Marc Weber (alle RS Freiamt) reiste er spontan ans Turnier nach Italien. Kein hochdotiertes Turnier mit den besten Ringern, aber durchaus starke Konkurrenz. Die Russen reisten beispielsweise mit ihren besten Athleten an.

Und was dort in Sardinien passierte, bringt viele zum Grübeln. Allen voran Trainer Gisler und Bucher selber. Gisler meint: «Das war schon ziemlich geil.» Bucher kann angesichts dieser Aussage nur sanft und stolz lächeln. Bucher bezwingt in der Kategorie bis 65 kg seine Gegner aus Malta, Italien und England. Der Gegner aus Grossbritannien holte an einer Junioren-EM schon mal eine Medaille und ist der stärkste Konkurrent. Doch auch er ist gegen Michi Bucher chancenlos. Als Sahnehäubchen gewinnt der Freiämter auch noch das Beach-Turnier auf Sand einen Tag später. Er siegt in allen vier Kämpfen – teilweise in abgezockter Art. Trainer Gisler ist erstaunt: «Dass Michi Bucher mitkam, war schon ziemlich spontan. Was er hier dann ablieferte, war einfach sackstark. Technisch ist er brillant. Ein Riesen-Wettkampftyp.» Gisler sagt dann einen Satz, den er sich wohl gut überlegt hat: «Nach diesem Auftritt sollte sich Bucher überlegen, ob er nicht doch wieder sein internationales Comeback gibt.»

Meier und Weber ohne Fortune

Den anderen Freiämtern Marc Weber (Greco bis 90 kg) und Joel Meier (Greco bis 80 kg) läuft es nicht so rund. Weber verliert den ersten Kampf Turnier. Auch beim Turnier auf Sand setzt es zwei Niederlagen ab. Joel Meier gewinnt seinen ersten Kampf gegen einen Malteser mit Schultersieg und verliert dann gegen einen Engländer. Beim Beachturnier holt er zwei Siege und zwei Niederlagen.

Zurück zu Bucher und der Comeback-Frage. Wie sieht es denn aus? Bucher sagt, er wollte einfach mal wieder international ringen, um zu sehen, wo er steht. Nach einem Frühling, der verletzungstechnisch gut lief, hat aber auch er schon über ein Comeback nachgedacht. «Ich war in den letzten vier Jahren noch nie so nahe dran, dass ich an ein Comeback glaubte.» Weiter meint Bucher: «Ich kann nicht sagen, ob es an eine EM oder WM reicht. Ob es mein Körper zulässt, ist eine andere Frage.»

Was er möchte, ist Vorbild sein für den Nachwuchs. Der 24-Jährige opfert viel Zeit für die jungen Ringer. Er arbeitet auf Stundenlohn-Basis im Schaltanlagenbau, natürlich bei der ringerfreundlichen Beltech in Muri. Er ist Vorstandsmitglied des Regionalverbandes. Zudem ist er seit Kurzem zu 30 Prozent vom Schweizer Ringerverband angestellt. Dort ist er für Ausbildung, Breitensport und Jugend und Sport zuständig. Bei der Ringerstaffel Freiamt ist er Nachwuchschef und arbeitet momentan (ehrenamtlich) an einem Leistungszentrum für die Ringertalente. Seine Botschaft: «Nie aufgeben, auch wenn es scheisse läuft. Immer weiterkämpfen.» Er hat nie seinen Glauben verloren, auch wenn die vielen Verletzungen ihn zurückgeworfen haben.

Antwort wie von James Bond

Sein riesiger Ehrgeiz bringt ihn nun an eine Schwelle und stellt ihm die Frage: «Wie weiter?» Die Antwort darauf hat er selber noch nicht gefunden. «Diesen Turniersieg darf man nicht überbewerten. Aber ich hätte damit nicht gerechnet. In erster Linie muss es für mich und meinen Körper stimmen.» Eigentlich hat er mit dem internationalen Ringsport abgeschlossen. Doch nun meldet sich die Motivation zurück. Das spürt man in seinen Worten. «Ich habe das Gefühl, ich könnte wieder mehr Belastung verkraften. Ich bin Sportler und will immer weiterkommen. Jetzt muss ich in kleinen Schritten denken.» Heisst: Zurück nach Hause, trainieren, gesund bleiben – und wieder mal an ein internationales Turnier gehen. Wenn alles gut geht, ist er einen Schritt näher am Comeback im Nationalkader und an einer Europa- oder Weltmeisterschaft. Nochmals wird Bucher die Frage nach der Rückkehr auf die internationale Bühne gestellt. Mit einem Lachen antwortet er in bester James-Bond-Manier: «Sag niemals nie.»


Brunner an Kadetten-EM

Saya Brunner von der RS Freiamt kommt per Handkuss zu seinem ersten Einsatz an einem internationalen Grossanlass. Aufgrund einer Verletzung von Fritz Reber (Ringer aus Tuggen) rutschte der 15-Jährige aus Rüstenschwil nach an die Kadetten-Europameisterschaft in Bulgarien. Brunner verliert seinen ersten Kampf knapp mit 8:6. Da sein ukrainischer Gegner nach drei weiteren Kämpfen im Final steht, dufte er in die Hoffnungsrunde. Dort scheiterte er knapp mit 0:2 gegen einen Griechen. Die Kadetten-EM brachte dem jungen Freiämter allerdings wertvolle Erfahrungen. --red


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