CHLOSCHTER GEISCHT

  09.07.2021 Muri

Es muss sich für die jungen Männer und Frauen wie die ganz grosse Freiheit anfühlen. Selten ist die Stimmung so ausgelassen und locker wie an einer Zensurfeier. Erst recht ist dies zu spüren, wenn im Festsaal nur die Schulabgängerinnen und -abgänger sitzen, wie es als Folge der Corona-Pandemie bei der Abschlussfeier der SeReal war. Überall tuschelnde, lachende und jubelnde junge Männer und Frauen. Gearbeitet für die Schlussfeier haben sie vorher, in ihrer letzten Projektwoche drehten sie einen Film, damit ihre Eltern auch via Internet an ihrer Abschlussfeier teilhaben konnten. Und in diesem Film bewiesen die jungen Männer und Frauen durchaus Humor. In einer Sketch-Situation fragt ein Schüler einen anderen Schüler, ob er zufrieden sei mit seinen Noten. Die Antwort: «Am wichtigsten ist doch, dass wir alle gesund sind.» Als hätten sie den Sketch noch nie gehört, lachen einige junge Männer drauflos. Ob sie sich besser an ihrer Gesundheit als an ihren Noten festhalten? Schliesslich ists egal. Den Abschluss haben sie alle geschafft. Und dazu gratuliert der «Chloschtergeischt» von Herzen.


Natürlich durften auch der Schalk und die Schlitzohrigkeit im Film nicht fehlen. So kündigten die Moderatoren eine zweiminütige Pause an, damit alle Eltern kurz zu ihrem Briefkasten gehen können. Dort sei ein Geschenk deponiert worden. Der Countdown zählte, zwei Minuten können ganz schön lang sein, wenn nichts passiert. Und dann? «Sie haben nichts gefunden? Das ist nicht, weil wir vergessen haben, das Geschenk vorbeizubringen, sondern weil wir Sie verarscht haben.» An der Abschlussfeier ist selbst das erlaubt. Ein bisschen Spass muss sein.


Amüsiert haben sich die wenigen Besucherinnen und Besucher der Abschlussfeier der SeReal und des Berufswahljahres aber nicht nur wegen gewollt lustigen Situationen. Der «Chloschtergeischt» schmunzelte das eine oder andere Mal etwas lauter, als er sah, wie waghalsig die jungen Frauen mit ihren dünnen, hohen Absätzen wackelig auf die Bühne stapften. Wer schön sein will, muss leiden? Da ist es dem «Chloschtergeischt» doch wohler barfuss und in seiner weiten, bequemen Robe. Gefallen muss er niemandem, weil ihn bekanntlich niemand je zu Gesicht bekommen wird.


Der Martinsbrunnen auf dem Klosterhof hat eine spannende Geschichte hinter sich. Wenn die Martinsfigur sprechen könnte, hätte sie bestimmt einige hochinteressante Andekdoten zu berichten. Sei es aus dem längst vergangenen Jahrhundert, wo die Leute mit Ross und Fuhrwerk im Kloster ein und aus gingen oder von der heutigen Zeit. Der Brunnen erfreut sich nämlich nach wie vor grosser Beliebtheit und sorgt für allerlei Abkühlungen an heissen Sommertagen. Beim Wiederaufbau des Brunnens haben die Freunde der Klosterkirche Muri dafür gesorgt, dass auch die Menschen in der Zukunft etwas Geschichtliches in der Hand halten, sollte der Brunnen je wieder vom Platz weichen müssen. In einer Büchse im Brunnenstock des Martinsbrunnens wurden Dokumente hinterlegt: Ein Exemplar mit dem Spendenaufruf, ein Freischütz, eine Martinsmütze, ein Foto der Familie Keusch, eine Kopie der Vereinbarung der Familie Keusch mit den Freunden der Klosterkirche und die Sponsorenliste dienen als Zeitzeugen. --ake/sab


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