Der Organisator

  30.06.2020 Jonen

14 Jahre Sekundarlehrer und Rektor, 16 Jahre Schulleiter: Der 62-jährige Wädi Koch ist mit dem Reussdorf stark verbunden. Bei seiner Tätigkeit profitiert er nach wie vor von den Erfahrungen als Reiseleiter, die er in jungen Jahren gemacht hat.

Roger Wetli

«Das Verhalten der Schüler hat sich in den letzten drei Jahrzehnten nicht verändert. Das Umfeld aber schon», erklärt Schulleiter Wädi Koch. Er arbeitet seit 1990 an der Schule in Jonen. «Die Schüler sind nicht schlimmer und nicht besser als früher. 95 Prozent sind sogar super okay. In den letzten zwei Jahren war es an unserer Schule diesbezüglich sogar sehr ruhig.»

Wädi Koch wollte schon immer Lehrer werden. In der dritten Klasse habe er einen kleinen Aufsatz zum Thema «Als was willst du einmal arbeiten?» schreiben dürfen. «Ich gab Lehrer an. Meine Lieblingsfächer waren Geschichte und Geograle», erinnert er sich. Koch absolvierte die Lehrerausbildung und arbeite danach je zwei Jahre in Wohlen und Veltheim.

Aus dem Koffer gelebt

Dann zog es ihn in die Ferne. «Als Reiseleiter kommt man an die schönsten Orte der Welt zu den schönsten Jahreszeiten, ohne dass man etwas bezahlen muss. Im Gegenteil: Man verdient sogar», schmunzelt der Schulleiter. Für Kuoni führte er Reisegruppen in alle fünf Kontinente. Vier Jahre lebte der Niederwiler aus dem Koffer. Er lernte zu organisieren und zu improvisieren und auch in schwierigen Situationen besonnen zu reagieren. «Dann überlegte ich, wie es mit mir weitergehen soll. Ich wollte wieder im Freiamt sesshaft werden», blickt er zurück.

Also bewarb er sich in Wohlenschwil und Jonen als Lehrer. «In Wohlenschwil gab es allerdings noch einen Kandidaten aus dem eigenen Dorf, weshalb ich mein Interesse zurückzog und schliesslich in Jonen die Stelle erhielt.» Er wurde mit offenen Armen empfangen. Bereits ein halbes Jahr später übernahm er zusätzlich zum Sekundarlehrer das Amt des Rektors. Seine Schüler hingen ihm besonders dann an den Lippen, wenn er in den Fächern Geograie und Geschichte eigene Dias zeigte und von seinen Erlebnissen berichtete.

Zwei Festhochburgen

Wädi Koch ist in Niederwil aufgewachsen, wo er heute noch lebt und das Amt des Gemeindeammanns bekleidet. «Beide Gemeinden sind Festhochburgen. Sie verfügen über aktive Vereine, die den jungen Menschen gute Strukturen für die eigene Entwicklung bieten. So können sie erste Leistungserfahrungen sammeln, wovon wiederum die Schule proftiert.» Früher sei er in Jonen oft Jassen gegangen. «Ich passe gut hierher», ist Koch zufrieden.

Leiter aus eigenen Reihen

Während seiner Zeit als Reiseleiter vergass er, dass es in den Schulen noch 6-Tage-Wochen gab. «Deshalb wollte ich Jonen als Testgemeinde für die 5-Tage-Woche gewinnen. Im zweiten Anlauf wurde diese durch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bewilligt.» War die Bevölkerung erst skeptisch, wollte diese neue Regelung ein Jahr nach der Einführung niemand mehr missen.

Gegen Widerstände musste Wädi Koch auch kämpfen, als die Schulleitung eingeführt wurde. «Ich unterrichte sehr gerne. Gleichzeitig liebe ich es, zu organisieren. Zudem ahnte ich, dass man als Schulleiter viel dazu beitragen kann, dass die Qualität des Unterrichts steigt.» Also bewarb sich Koch für die Stelle. Die Behörden seien skeptisch gewesen und hätten zuerst lieber eine externe Person in dieser Funktion gesehen. Die Kandidaten mussten sich den Lehrern vorstellen. Die Schulpfege und die Lehrerschaft seien hinter ihm gestanden. «Mittlerweile zeigt sich, dass oft dort die Schulleiter lange bleiben, wo sie aus den eigenen Reihen kommen», weiss Koch.

Die ersten drei Jahre betrug sein Pensum als Schulleiter noch 70 Prozent, daneben unterrichtete er Englisch. Dann wurde es eine Vollzeitstelle. Sein Ziel als Schulleiter ist es, die Lehrer vom Administrativaufwand zu entlasten. «Sie sollen sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können», erklärt er. Koch macht pro Lehrer jedes Jahr mindestens zwei Schulbesuche. Damit möchte er sich ein gutes Bild ermöglichen und konstruktive Rückmeldungen geben.

«Eines der grössten Komplimente für meine eigene Arbeit ist, dass an unserer Schule viele Lehrer seit etlichen Jahren unterrichten. Das ist so nahe an der Grenze zum Kanton Zürich nicht selbstverständlich.» Denn dort würden die Lehrer deutlich mehr verdienen. «Das Arbeitsklima ist hier sehr gut. Unsere Lehrer machen einen tollen Job.»

Fundierte Meinung bilden

Koch geht seinen Beruf und sein Ammann-Amt nach den gleichen Grundsätzen an: «Ich will mir eine fundierte Meinung bilden und diese dann auch gegen aussen vertreten. Zudem möchte ich jeden Abend in den Spiegel schauen und mich fragen, ob es okay war.» Macht er Fehler, stehe er auch dazu. In beiden Funktionen sei es ihm wichtig, sich in verschiedene Perspektiven einzudenken.

An vier Schulhäusern gebaut

In den 30 Jahren als Leiter der Schule Jonen hat Wädi Koch diese auch optisch mitgeprägt. In dieser Zeit wurden zwei Schulhäuser gebaut und zwei saniert. «Auch da war die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten immer konstruktiv», erklärt er.

Und bereits steht die nächste grosse Aufgabe vor ihm. «Ich werde als Schulleiter wohl noch drei Jahre tätig sein. Meine Nachfolge muss jetzt langsam aufgegleist werden.» Der Schule werde er immer verbunden bleiben.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote