Der Weg zur Spitzensportlerin

  14.08.2020 Sport

Nora Snedkerud aus Widen wird in der Handball-Akademie der Frauen ausgebildet

Die 15-jährige Widerin Nora Snedkerud ist eine von zehn Handballerinnen, die in die Handball-Akademie der Frauen in Cham aufgenommen wurden. Dort erhält sie neben hochprofessionellen Trainingsmöglichkeiten auch eine berufliche Ausbildung.

Josip Lasic

Am Montag nimmt die Handball-Akademie der Frauen in Cham ihren Betrieb auf. In Zukunft sollen dort die talentiertesten Schweizer Handballerinnen mithilfe der neusten und professionellsten Methoden ausgebildet werden. Den Start machen zehn junge Frauen. Darunter die 15-jährige Nora Snedkerud aus Widen.

Die Freiämterin gilt als grosses Handballtalent. Seit zwei Jahren spielt sie im Nachwuchs des Profivereins LK Zug. Mit dem Eintritt in die Handball-Akademie soll ihre sportliche Ausbildung auf ein neues Level angehoben werden. «Ich bin etwas nervös», sagt die junge Frau. «In erster Linie freue ich mich aber auf die neue Herausforderung.»

Das Talent in die Wiege gelegt bekommen

Nora Snedkerud spielt Handball, seit sie fünf Jahre alt ist. Ihre Mutter Barbara Snedkerud war früher selbst professionelle Handballerin. Sie spielte mit dem TV Uster in der Nationalliga A. Sie war es auch, die ihren beiden Töchtern die Leidenschaft für den Handballsport nahegebracht hat. Während die 17-jährige Larissa «nur» in der 2. Liga bei Dietikon-Urdorf spielt, ist für Nora Snedkerud klar: «Ich will eines Tages in der Nationalliga A und der A-Nationalmannschaft spielen.»

Das Potenzial dazu hat sie. Barbara Snedkerud erzählt, dass ihre Tochter bereits im Juniorinnen-Bereich oft mit den älteren Jahrgängen im gleichen Team war. «Einer ihrer Trainer hat über sie gesagt, dass sie ein Riesentalent ist und es eines Tages in den Profibereich schaffen kann», erzählt Barbara Snedkerud.

Die Leistungen der jungen Handballerin sprechen für sich. Über den HC Mutschellen, Dietikon-Urdorf und Handball Wohlen kam sie zum LK Zug. Sie war unter den ersten sieben Spielerinnen, die für die Handball-Akademie selektioniert wurden. Die Widerin ist im Kader der Schweizer U16-Nationalmannschaft. Und obwohl sie noch bei den U16-Juniorinnen spielen kann, durfte sie bei den Zugerinnen in der vergangenen Spielzeit auch schon mit der U18 mittrainieren.

Das wird sich jetzt ändern. Die Spielerinnen, die Teil der Handball-Akademie sind, werden während der Woche miteinander unter der Leitung von Frauen-Nationalcoach Martin Albertsen trainieren. Nur am Freitagabend nehmen sie am Training mit ihren jeweiligen Vereinen teil und bestreiten am Wochenende die Meisterschaftsspiele. Zusätzlich dazu können sie in ihren vier Jahren an der Akademie die Matur oder wie im Fall von Nora Snedkerud eine kaufmännische Lehre absolvieren.

Ein Freiämter steckt hinter «OYM»

Für die männlichen Schweizer Handballer existiert bereits die «Suisse Handball Academy» in Schaffhausen. Jetzt ziehen die Frauen nach. Ihre Handball-Akademie wird ins «OYM»-Kompetenzzentrum für Weltklasse-Athletik und Forschung in Cham integriert. «OYM» steht für «On your marks», englisch für «Auf die Plätze». Das Spitzensport-Zentrum wurde im Juni eröffnet. Der Murianer Hanspeter Strebel, VR-Präsident des EV Zug, hat den Bau von «OYM» finanziert. Es soll Athleten aus diversen Sportarten die modernsten Trainingsmethoden bieten. Skifahrer, Bobpiloten, Leichtathleten und Eishockey-Spieler trainieren dort – und ab Montag die grössten Talente im Schweizer Frauenhandball.

Bei «OYM» erhalten die Athleten wissenschaftlich fundierte und individuelle Betreuung. Unter anderem in den Athletiktrainings, in der Regeneration und Ernährung.

So mussten Nora Snedkerud und ihre neun Kolleginnen, die in der Handball-Akademie ausgebildet werden, im Vorfeld eine sportmedizinische Untersuchung absolvieren. Herz, Lunge, Gelenke, alles wurde untersucht, wo Probleme vorhanden sein oder auftreten könnten, damit die Sportlerinnen die richtige Regeneration und Verletzungsprophylaxe erhalten.

Beim Essen wiegen die Athletinnen Kohlenhydrate, Fett und Eiweiss selbst ab. Die Daten werden gespeichert und analysiert. Es werden nur biologische Zutaten verwendet. Beim Kochen wird kein Alkohol verwendet und keine Stoffe, die auf der Dopingliste stehen. Alles ist im «OYM» nach den neusten Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft ausgelegt.

Intensive vier Jahre vor sich

Schule, Training, Leistungsdiagnostik, Untersuchungen. Nora Snedkerud steht eine intensive Zeit bevor. Im Vergleich zu den letzten Jahren dürfte sich das Leben für sie allerdings entschleunigen. Vor der Handball-Akademie besuchte sie eine Sportschule in Aarau. Wohnen in Widen, Schule in Aarau, Training und Spiele in Zug. Für die Freiämterin startete der Tag jeweils um 6.15 Uhr. Zu Ende war er, je nachdem, wie müde sie war oder wie viel sie noch zu tun hatte, zwischen 21 und 23 Uhr. «Ich konnte immerhin im Zug Hausaufgaben erledigen und lernen», erzählt sie. Während ihrer Zeit an der Handball-Akademie wird sie bei einer Gastfamilie in Baar wohnen. «Uns wurde empfohlen, nicht von zu weit her anzureisen, damit die Regeneration nicht zu kurz kommt», erklärt das Handball-Talent. «Von der Gastfamilie bis zum ‹OYM› habe ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln knapp 30 Minuten. Das war bisher strenger.»

Für Barbara Snedkerud wird es seltsam sein, wenn ihre Tochter nicht mehr zu Hause ist. «Ich unterstütze sie aber sehr gern bei ihrem Traum, eines Tages Profi-Handballerin zu werden», erklärt die Mutter. «Ich bin begeistert davon, dass sie solche Möglichkeiten für eine Berufsausbildung und das Training hat. Ich musste in meiner aktiven Zeit neben dem Sport immer arbeiten. Schön, wie junge Sportler mittlerweile gefördert werden.»

Wenn Nora Snedkerud darauf angesprochen wird, was ihr am Handball gefällt oder was ihre Stärken sind, ähneln sich die Antworten sehr. «Mir gefallen der Körperkontakt und die Härte am Sport. Und das sind auch meine Stärken. Härte, Biss, Verteidigung, Ehrgeiz.» Barbara Snedkerud ergänzt: «Die Leidenschaft für den Sport und den Kampfgeist hat sie von mir», sagt die Mutter lächelnd. «Damit wird sie auch ihre Zeit an der Handball-Akademie meistern.»


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