Die Bike-Influencerin

  13.08.2021 Wohlen

Debora Brunold auf den Pässen von Europa

Ob Spanien oder Frankreich: Debora Brunold fährt mit ihrem Rad die Pässe ab. Mittlerweile hat sie 15 000 Menschen, die ihr auf Instagram folgen.

Vor zwei Jahren packte die Wohlerin Debora Brunold das Rad-Fieber. Auch wenn die 27-Jährige sagt, dass sie Sport hasst, ist sie enorm aktiv unterwegs. In den letzten Wochen war sie mehrere Wochen in Mallorca und Frankreich unterwegs und hat viele Höhenmeter und Pässe zurückgelegt.

Kleiner Star der Rad-Szene

Die Frau, die heute in Sins wohnt, bereitet sich momentan auf ihr erstes Rennen vor. Für einen guten Zweck startet sie am «Tortour» in der Schweiz. «Ich bin nicht der Wettkampftyp», sagt Brunold, die bei der Spitex arbeitet. Zustande gekommen ist ihr Rennstart durch die Sozialen Medien, denn da ist die Bike-Influencerin ein kleiner Star der Rad-Szene. 15 000 Menschen folgen ihr auf Instagram, wo sie jeweils Bilder ihrer Routen und von sich selbst veröffentlicht. «Mal schauen, wo das noch hinführt», sagt sie. --spr


Verliebt in ihr Velo

Debora Brunold ist eine Radsport-Influencerin

Sie ist enorm aktiv, sitzt monatlich 1000 km auf ihrem Velo. Trotzdem sagt Debora Brunold lachend: «Ich hasse Sport.» Die 27-Jährige fährt seit zwei Jahren intensiv Rennrad und hat dabei schon viele Fans ergattert in den Sozialen Medien. Jetzt startet sie zu ihrem ersten Rennen – für einen guten Zweck.

Stefan Sprenger

«Ich habe keinen Platz für einen Mann. Es gibt nur mich und mein Velo», sagt Debora Brunold. Sie muss dabei lachen, meint es aber trotzdem ernst. Vor vier Jahren findet sie durch ihren Ex-Freund zum Velofahren. Und vor zwei Jahren hat es sie richtig gepackt. 2019 kauft sie sich ein Rennrad – und seither tritt sie täglich in die Pedalen. «Ich dachte mir, wenn ich schon so ein teures Velo habe, muss ich es auch benutzen.» Wieder lacht sie, wieder meint sie es ernst.

Es scheint bei ihr ein Steigerungslauf zu sein. Denn in diesem Jahr ist sie alleine nach Mallorca gereist für eine Woche, alleine nach Frankreich für zwei Wochen und sie fährt (meist) alleine durch die Schweizer Alpen. In ihrer Ferienwoche in Frankreich hat sie in acht Tagen 12 Pässe erklommen und 17 000 Höhenmeter zurückgelegt. Sie ist immer öfter auf dem Sattel. Ihr Ziel: «Möglichst viele berühmte Pässe abfahren.» Albula, Flüela, Gotthard, Oberalp, Col du Galibier, Col de l’Iseran, Col de la Bonette – und so weiter. «Ich will möglichst fit sein. So kann ich mit den Männern mithalten», sagt sie. Auf ihren Touren trifft sie meist nur männliche Fahrer an – und wird oft belächelt. «Es ist eine Männerdomäne, das führt dazu, dass man manchmal nicht ganz ernst genommen wird. Ich muss mich dann eben beweisen und zeigen, dass ich auch zackig unterwegs bin», erzählt Brunold.

Natürlich kurvt sie auch gerne durch ihre Heimat, das Freiamt. In Wohlen ist sie aufgewachsen, besuchte die Schule im Halde- und im Junkholzschulhaus, wohnte an der Turmund Niederwilerstrasse. Mit 12 Jahren zügelte sie nach Zufikon, Niederwil und Dottikon. Heute lebt sie in Sins. Ihr Vater arbeitet nach wie vor bei der Notter AG in Wohlen und ihre Zwillingsschwester Denise ist Fahrlehrerin bei der Drive-Swiss in Wohlen – und lebt in Hägglingen. Debora Brunold arbeitet bei der Spitex in Bonstetten. Ihre Lehre absolvierte sie in der Pflegi in Muri. «Mein Job gefällt mir sehr. Ich darf mich um Menschen kümmern», sagt Brunold, die in ihrer Freizeit gerne Freunde trifft und sehr gesellig ist. Oder – wie sie sagt: «Eins trinken und lustig sein.»

«Ein wenig Angst» vor dem ersten Rennen

Bevor sie die «verbissene Leidenschaft» des Radfahrens entdeckte, sei sie total unsportlich gewesen. Auch heute noch meint sie: «Ich hasse Sport.» Ihren inneren Schweinehund möchte sie nicht kennenlernen. Und auf dem Rad macht sowieso einfach alles Spass.

Ein Rennen gefahren ist sie noch nie. Doch das wird sich bald ändern. Am Samstag, 21. August, startet Brunold am «Tortour»-Rennen in Zürich. Im Team mit einem männlichen Partner müssen in einer Sprintversion 270 km und 3700 Höhenmeter zurückgelegt werden. «Ich wurde angefragt, dieses Rennen zu fahren. Ich habe zwar ein wenig Angst davor, denn 270 km am Stück zu fahren, ist nicht ohne. Aber es wird schon klappen.» Was sie antreibt, ist der gute Zweck. Das Rennen ist verbunden mit einer Spendenaktion: für die Integration von Flüchtlingsfrauen in Zürich und die Schulbildung von jungen Müttern in Nairobi. Alles, was für das Duo zusammenkommt, wird auch gespendet. «Einfach eine tolle Sache», meint Debora Brunold. «Aber eine Rennfahrerin werde ich nicht.»

Selfies, weil sie erkannt wird

Das Radfahren ist und bleibt für sie Freiheit pur. Zeit in der Natur, unterwegs sein, das sei für sie unvorstellbar schön. «Ich kann auf dem Velo über alles nachdenken. Nach einer Fahrt geht es mir immer gut», sagt sie. Und von ihren Ausflügen macht sie Videos und Bilder und veröffentlicht diese in den Sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Damit hat sie vor zwei Jahren begonnen. Und dies hat sich rasant entwickelt. Auf Instagram hat sie bald 15 000 Menschen, die ihr folgen. In der Schweiz eine beachtliche Zahl. Debora Brunold kann man getrost als «Bike-Influencerin» bezeichnen. Auf ihren Touren wird sie von anderen Radfahrern oft erkannt und angesprochen. Und manchmal muss sie für ein Selfie posieren. Das sei «etwas komisch», wie sie sagt. Aber irgendwie geniesst sie die Aufmerksamkeit auch.

Enorm viele Anfragen

Aufgrund ihrer grossen Resonanz auf Instagram wurde sie schon von diversen Velomarken als Werbeträgerin angefragt. Sie erhält Kleider und sonstige Utensilien umsonst, wenn sie ein Bild zu Werbezwecken postet. «Vielleicht hilft es, die Frauenquote ein bisschen zu steigern», lacht sie. Für alles lässt sie sich aber nicht einspannen. «Ich muss dahinterstehen und mir treu bleiben, ich will mich nicht verkaufen.» Aktuell – nach vielen Bildern von ihren Touren durch Frankreich, Mallorca und die Schweiz erhält sie enorm viele Anfragen in den Sozialen Medien. «Mal schauen, wo das alles noch hinführt.»

Wo es sie hinführt, scheint für die tätowierte Frau klar zu sein: in die Natur, über möglichst viele Pässe. «Frei sein», wie sie sagt. «Denn ich bin verliebt in mein Velo – und dem bleibe ich treu.»

Spenden für das Projekt an der Tortour unter: www.summits4hope.ch/letsride4equality/team-10.


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