Die Biker durch den Wald lenken

  30.03.2021 Auw

Im Auwer Bergwald wurden gestern offizielle Biketrails eröffnet

Jogger, Wanderer, Biker, Reiter. Immer mehr Leute verbringen ihre Freizeit im Wald. Das hat Einfluss auf die Jagd und die Forstwirtschaft und auf das Leben der Wildtiere. Um die Freizeitsportler besser kanalisieren zu können, sind die Biketrails neu offiziell ausgeschildert.

Annemarie Keusch

Über Wurzeln springen, sich abseits der Wege bewegen. Für viele Bikerinnen und Biker hat das seinen Reiz. «Das verstehen wir auch», sagt Linus Staubli. Er ist Förster und seit zwei Jahren selbstständig als Geschäftsführer von «WaldFokus». Und er hat das Projekt umgesetzt, bei dessen Erarbeitung viele Vertreter verschiedener Interessengruppen am Tisch sassen. Im Auwer Bergwald wurden gestern offizielle Biketrails eröffnet. Beliebt ist der Wald zwischen Auw und dem Horben bei Bikern schon lange. «Es werden immer mehr, gerade in den letzten Monaten», sagt Stefan Staubli, Betriebsleiter von Wald kommunal+.

Dass immer mehr Leute einen Teil ihrer Freizeit im Wald verbringen, hat Konsequenzen, egal ob dies Wanderer, Jogger, Biker oder Reiter sind. «Es gibt verschiedene Zielkonflikte», weiss Stefan Staubli. Die Jäger haben ihre Ansprüche, die Forstwirtschaft hat sie, auch für Lager wird der Wald in Anspruch genommen. «Diese Gruppen wohlwollend aneinander vorbeilenken», so beschreibt Stefan Staubli das Ziel. Die offiziellen Biketrails sind ein wichtiger Schritt.

Eine Absperrung wurde schon zerstört

Fünf Jahre ist es her, dass von der Jagdgesellschaft ein Vorstoss kam, weil sich Freizeitsportler kreuz und quer, vor allem auch abseits der Strassen, im Wald bewegen. Auch für die Forstleute bedeutet das Zusatzaufwand. «Es sind extreme Vorsichtsmassnahmen gefragt, wenn die Leute sich nicht auf den Wegen bewegen und man nicht weiss, wenn jemand in den Holzschlag läuft», nennt Stefan Staubli ein Beispiel. Eine konkrete Lösung, die für alle Beteiligten stimmt, wurde damals nicht gefunden. Mittlerweile sieht es anders aus.

Ueli Burkard als Vertreter der Jäger, Philippe Rebsamen von den pAUWer Biker sowie Stefan und Linus Staubli – alle freuten sich gestern an der offiziellen Eröffnung der Biketrails. Wobei Eröffnung eigentlich der falsche Ausdruck ist. Die Biketrails, es gibt sie schon lange im Bergwald. Und es gibt viele, mehr als jene, die offiziell ausgeschieden sind. Hier soll nun ein Riegel geschoben werden. Offiziell als Bikeweg markiert ist ein Trail. Andere Trampelpfade, die vorher befahren wurden, sind gesperrt und teils rückgebaut. Mit einer Infotafel bei der Waldhütte sollen die Biker sensibilisiert werden. Mit temporären Bauten sind die Wege klar abgesperrt, bis sie in zwei, drei Jahren wieder verwachsen sind. «Wenn wir es schaffen, dass keine Biker mehr hier durchfahren», sagt Linus Staubli. Das dürfte nicht einfach werden. Wenige Tage nach der Montage sei eine Absperrung schon zerstört worden.

Beanspruchung des Waldes wird weiter zunehmen

Die Jäger betonen: «Wir realisieren dieses Projekt nicht wegen uns, sondern wegen der Flora und Fauna, um diese zu schützen.» Auch Linus Staubli betont das. «Gerade am Waldrand stören Biker oder Jogger sehr», sagt er. Die Rehe können nicht ungestört zum Fressen in die angrenzende Wiese. Die Folge davon: sie werden unruhig, sind gestresst und fressen im Wald, bevorzugt Triebe junger Bäume. Das führt zu Schäden, sogenanntem Verbiss. «Das will niemand», betont auch Stefan Staubli. In Skigebieten gibt es schon jetzt Wildschutzzonen, in die weder Skitourengänger noch Freerider eindringen dürfen. «Vielleicht macht es Sinn, etwas Ähnliches für mittelländische Verhältnisse zu kreieren», sagt Stefan Staubli in Richtung Maurus Landolt gerichtet.

Landolt nahm als Vertreter der Abteilung Wald des Kantons an der Eröffnung der Bikewege teil. Er zeigt sich begeistert vom Projekt, das in Auw realisiert wurde. Ähnliches ist auch auf der Luzerner Seite, etwa in Hohenrain geplant. «Die Beanspruchung des Waldes als Naherholungszone wird weiter zunehmen», ist Landolt überzeugt. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerungszahl im Kanton stark ansteigt. Und weil sich das Siedlungsgebiet in den letzten Jahrzehnten stark ausgedehnt hat, geht Landolt davon aus, dass die Bedeutung des Waldes noch mehr zunehmen wird. «Den Leuten, die sich im Wald aufhalten, wollen wir aktiv begegnen, sie lenken.» Hier habe man in den letzten Jahren den Hebel verloren und wolle diesen wieder ansetzen. Wichtig ist Landolt, dass zu jeder Zeit die Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen abgeholt werden. «Es geht nur mit einem guten Dialog», ist auch Stefan Staubli überzeugt.

Dass eine Lösung gefunden wurde, die für alle Anspruchsgruppen tragbar ist, freut alle Beteiligten. Sie wissen aber auch, dass es nicht einfach wird, diese umzusetzen. «Viele Freizeitsportler sind nicht in Vereinen organisiert, das macht es schwierig, alle zu erreichen», sagt Stefan Staubli. Er hofft auf die Akzeptanz aller Involvierten und appelliert an die Vernunft.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote