Die nächste Ohrfeige

  18.01.2022 Ringen

Nach dem Skandal-Final der Schweizer Ringermeisterschaft hat der Verband Swiss Wrestling die Strafen gegen die RS Freiamt und den RC Willisau ausgesprochen. Dabei trifft es die Freiämter überhart. Beide Clubs müssen 1000 Franken Strafe zahlen. Bei der RS Freiamt kommt allerdings noch eine 4000-Franken-Strafe für Ringer Magomed Ayshkanov dazu. Ausserdem soll er für zwei Jahre gesperrt werden. --jl


Die nächste Runde

Die RS Freiamt legt Rekurs gegen die vom Ringerverband verhängte Strafe ein

Die Meisterschaft im Ringen ist vorbei. Die RS Freiamt muss aber weiterkämpfen. Diesmal abseits der Matte. Der Schweizer Ringerverband «Swiss Wrestling» hat für die Vorfälle während des Rückkampfs im Meisterschaftsfinal Strafen gegen den RC Willisau und die Freiämter verhängt. Die RS Freiamt fühlt sich benachteiligt und legt Rekurs ein.

Josip Lasic

Es sind drakonische Strafen, die Swiss Wrestling gegen den RC Willisau und die RS Freiamt ausgesprochen hat. Insbesondere gegen die Freiämter. Beide Vereine müssen für die Vorfälle vom Finalrückkampf in Willisau (siehe Box) je 1000 Franken Strafe zahlen. Für die RS Freiamt kommt aber noch eine Strafe von 4000 Franken für Ringer Magomed Ayshkanov dazu sowie eine zweijährige Sperre für den Tschetschenen.

Die RS Freiamt hat jetzt Rekurs gegen diese Entscheidung eingelegt. «Es kann nicht sein, dass der Gastverein gleich bestraft wird wie der Heimverein», sagt Freiamt-Präsident Nicola Küng. «Ich will da Willisau gar keinen Vorwurf machen. Das, was dort geschehen ist, hätte ebenso gut bei uns passieren können. Aber es ist nun mal so, dass der Gastgeber für die Sicherheit an einem Kampf zuständig ist.»

Besonders die Strafe für Ayshkanov ist sehr hart. «Ich will Magomeds Verhalten überhaupt nicht schönreden», erklärt der Freiamt-Präsident. «Er ist aber zuvor nie unsportlich aufgefallen. Bei seinem Dosenwurf ist glücklicherweise auch niemand zu Schaden gekommen. Daran gemessen erscheinen mir zwei Jahre Sperre übertrieben. Auch wenn es natürlich am intelligentesten gewesen wäre, wenn er gar nicht reagiert hätte.» Die Tatsache, dass der Freiämter provoziert wurde, scheint anhand der Höhe der Sperre auch kaum vom Verband berücksichtigt worden zu sein.

Grundlage für Entscheidung fehlt

Über das Strafmass hat der Zentralvorstand von Swiss Wrestling entschieden. Von den acht Mitgliedern des Zentralvorstands sind diejenigen, die einem der beiden Vereine angehö- ren, in den Ausstand gegangen und nahmen keinen Einfluss auf die Entscheidung. Diesbezüglich lief alles im korrekten Rahmen ab. Was im Lager der RS Freiamt allerdings sauer aufstösst: «Es gibt keinen Strafenkatalog für solche Vorfälle», sagt Küng. «Es erscheint mir, als wären die Bussen willkürlich festgelegt worden. Ziel waren offenbar möglichst hohe Strafen, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen, damit sich so etwas nicht wiederholt. Uns fehlt in dieser Sache die Verhältnismässigkeit.»

Der Freiamt-Präsident befürchtet, dass die abschreckende Wirkung ausbleiben wird. «Den grössten Teil der Unruhe haben ja einige schwarze Schafe unter den Zuschauern auf beiden Seiten reingebracht. Die spüren von den Strafen nichts.» Küng ergänzt, dass es sich bei all dem um Vermutungen seinerseits handelt. Auf welcher Grundlage der Zentralvorstand das Strafmass bestimmt hat, bleibt unbekannt. Auf Nachfrage dieser Zeitung wollte sich Ligachef Gabriel Christen nicht äussern, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. In diesem lässt sich die RS Freiamt jetzt von einem Anwalt mit dem Schwerpunkt Disziplinarrecht vertreten. «Er hat sich den Fall im Vorfeld angesehen und ist ebenfalls der Meinung, dass die Strafe unverhältnismässig ist», sagt der Freiamt-Präsident. «Wir rechnen uns daher gute Chancen im Rekursverfahren aus. Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Zentralvorstand im Vorfeld von so einer Stelle hätte beraten lassen. Dann wären die Strafen vielleicht etwas gemässigter ausgefallen und wären legitimiert.»

Kein Problem mit Willisau

Abschliessend betont Küng, dass das Strafmass keine zusätzlichen Spannungen zwischen die RS Freiamt und den RC Willisau hineingebracht hat. «Sie akzeptieren ihre Strafe, was wir in ihrer Position vermutlich auch tun würden. Wir fechten unsere jetzt an. Das ist alles. Der Rekurs ist eine Sache zwischen dem Verband und uns. Durch diese Sache soll auf keinen Fall mehr Öl ins Feuer zwischen den beiden Vereinen gegossen werden. Willisau-Präsident Sven Hirschi und ich haben ein gutes Verhältnis und haben uns letzte Woche ausgetauscht.»


Was passiert ist

Im Finalrückkampf in Willisau am 11. Dezember führt die RS Freiamt mit 12:4 gegen den Titelverteidiger. Magomed Ayshkanov ist gegen Willisaus Reto Reichmuth mit 14:0 in Front und kurz davor, einen 4:0-Sieg zu holen, der den Weg für einen Freiämter Erfolg und einen dritten Kampf in Muri geebnet hätte. Bei diesem Stand wendet der Tschetschene einen harten Griff gegen Reichmuth an. Die Willisau-Fans toben. Ayshkanov wird der Mittelfinger gezeigt. Er wird mit Bierdosen beworfen. Er reagiert, indem er den Zuschauern ebenfalls den Mittelfinger zeigt und eine Dose in den Willisau-Block zurückwirft. Die Folge: Disqualifikation und ein 4:0-Sieg für Reichmuth. Willisau holt den Sieg und die Meisterschaft, worauf auch von Freiämter Seiten Bierdosen fliegen. Als Konsequenz für diese Vorfälle hat jetzt Swiss Wrestling die im Text genannten Strafen gegen die beiden Clubs und Magomed Ayshkanov verhängt. --jl


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