Die Ruhe vor der grossen Stille

  17.07.2020 Kanton

Besondere Momente – Schnappschüsse aus dem Bildarchiv der Redaktion

14. März 2020: Eine ganz seltsame Stimmung herrscht im Foyer der Kantonsschule. Die Menschen gehen unsicher aufeinander zu, wissen nicht, wie sie sich begrüssen sollen, bleiben auf Abstand. Am Tag zuvor hatte der Bundesrat weitreichende Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus beschlossen. Die Schliessung der Schulen, das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen, in Restaurants und Bars waren gar nur noch deren 50 erlaubt. Die Vernissage findet statt – allerdings unter bereits verschärften Bedingungen. Die Besucher werden gezählt. Die Audiogeräte werden nach der Rückgabe desinfiziert.

Die Stimmung schwankt zwischen Besorgnis, Angst und Unglauben. Eine Beklemmung greift um sich. Das Thema der Ausstellung trägt nicht dazu bei, die Gesichter der Anwesenden aufzuhellen. Es geht um Suizid. Diverse Betroffene stellen sich als Gesprächspartner zur Verfügung. Doch kaum jemand sucht den Dialog. Stumm durchqueren die Besucher die Aula, hören vielleicht den einen oder anderen Audiobeitrag, schauen sich die Tafeln mit Zahlen und Fakten an. Das Thema ist aktuell, doch der Zeitpunkt kann kaum schlechter sein. Während die Schweiz quasi still steht, mag sich kaum jemand mit dieser belastenden Problematik beschäftigen. Alle sind froh, schnell wieder nach draussen zu kommen. Am Himmel scheint die Sonne. Noch wirkt alles normal. Am übernächsten Tag wird der Notstand ausgerufen. Die Ausstellung muss schliessen. «Leben, was geht!», so lautete der Titel. Nicht mehr viel, so die Antwort. --chh


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