Im Herbst wird der Tunnel der Umfahrung Sins eingeweiht. Dieses Jahrhundertprojekt hat Franz Lötscher in den rund drei Jahren Bauphase eng begleitet. Monat für Monat war er mit der Kamera auf der Baustelle, fotografierte, was gerade vor sich ging. Daraus ist nun ein Bildband entstanden unter dem Titel «Südwestumfahrung Sins – 1000 Meter für die Zukunft». --ake

Ein Bauwerk durch die Linse

Der Sinser Franz Lötscher publiziert einen Bildband über den Bau der Südwestumfahrung

Die Umfahrung Sins ist ein Jahrhundertprojekt. Im Herbst 2018 ging es mit dem Spatenstich los, diesen Herbst wird der Tunnel eröffnet. Immer hautnah dabei war Franz Lötscher. Mindestens einmal pro Woche besuchte er die Baustelle mit seiner Kamera. Daraus entstanden ist ein Bildband, samt Vorwort des Regierungsrates Stephan Attiger.

Annemarie Keusch

Ein Profi sei er nicht, sagt Franz Lötscher. Selbstbewusst fügt er an: «Aber ich habe das Auge dazu.» Und er hat Kurse in Fotografie absolviert. Ein Blick in sein Buch «Südwestumfahrung Sins, 1000 Meter für die Zukunft» zeigts. Die Blickwinkel sind unterschiedlich, die Beleuchtung passt, die Sujets sind sorgfältig ausgewählt. Hier war jemand mit viel Mühe und Einsatz am Werk. «Ja, das stimmt. Ich habe nicht einfach drauflos fotografiert und dann zufällig Bilder ausgewählt.» Lötscher spricht von einem Gestaltungskonzept, davon, dass er Monat für Monat die geknipsten Bilder aussortiert hat. «Das hat mir jetzt am Ende die Arbeit deutlich erleichtert.»

Nur als Hobby kennt der Sinser dieses Metier aber nicht. Ursprünglich aus Marbach absolvierte er die Lehre zum Schriftsetzer bei der Druckerei Villiger in Sins. Später folgte die Kunstgewerbeschule. Lötscher war Produktionsleiter bei Reader’s Digest und beim Ringier-Verlag. Und er führte 17 Jahre lang eine Werbeagentur in Cham. Mit Marketing und mit der Buchherstellung hat er sich also auch beruflich befasst. Dass Bilddokumentationen gut ankommen, weiss er also. «Ich hatte den Hintergrund, um dieses Projekt professionell anzugehen.»

Jedes Jahr ein Buch für die Familie

Und trotzdem, es war nicht geplant, dass der 79-Jährige sein Projekt rund um die Umfahrung Sins jemals der Öffentlichkeit zugänglich macht. «Plötzlich habe ich festgestellt, dass dieses Buch nicht nur meine Familie interessieren könnte.» Bilddokumentationen haben in Lötschers Familie Tradition. Schon rund zehn Jahre, sagt er, fertigt er für seine Kinder und Enkel Jahrbücher an. Darin festgehalten sind die wichtigsten Anlässe der Familie, Ferien etwa. «Eine schöne Erinnerung. Ich mache das vor allem für unsere Nachkommen.»

Und weil diese verbunden sind mit Sins – sie wuchsen hier auf und eine der beiden Töchter lebt mit ihrer Familie noch immer hier – wollte er ihnen mit dem Bildband ein Andenken schenken an das Jahrhundertbauwerk Umfahrung. Und als er feststellte, dass sein Werk nicht nur seine Familie interessieren könnte, ging er auf die Gemeinde zu und fragte um finanzielle Unterstützung an. Mit dieser realisierte er seinen Bildband «Südwestumfahrung Sins».

Aus 2500 Bildern ausgewählt

Etwas gestalten und realisieren, das macht dem 79-Jährigen grossen Spass. «Damit bin ich geistig und handwerklich gefordert», sagt er. Jeden Monat, vom Spatenstich im Herbst 2018 bis zur Fertigstellung, die aktuell läuft, besuchte er die Baustelle mit der Kamera. Fotografieren konnte Lötscher meist nur von aussen, die Innenaufnahmen stellt ihm die Strabag AG zur Verfügung.

2500 Bilder hatte Lötscher total geknipst, 250 wählte er für sein Fotobuch aus. «Ja, man muss schon ein wenig entscheidungsfreudig sein», sagt er, angesprochen auf die Qual der Wahl, die er angesichts der vielen Bilder gehabt haben muss. Die Arbeiter, das Hochwasser im Juli letzten Jahres, das Verstellen der Krane, die Radwegeröffnung, der Brückenbau – alles hielt Lötscher fest. Viel Bild, wenig Text, das ist das Konzept seines Buches. Neben dem Autor liefern Regierungsrat Stephan Attiger und Gemeindeammann Josef Huwiler passende Vorworte.

«200 Exemplare zu verkaufen, wäre schön»

Erstmals öffentlich präsentieren wird Lötscher sein Werk im Rahmen der Einweihung des Jahrhundertbauwerks. «Der Wermutstropfen ist, dass deshalb kein Bild der Einweihung drin ist. Aber das nehme ich in Kauf.» Lötscher ist froh, wenn möglichst viele, die sein Buch kaufen wollen, dieses vorbestellen. «Das erleichtert einiges.» Seine Erwartungen? «200 Exemplare zu verkaufen, wäre schön», sagt er. Die positiven Reaktionen auf sein Projekt stimmen ihn zuversichtlich. «Ich bin gespannt und voller Vorfreude, wie der Bildband ankommt», sagt Lötscher. Zu tun habe er in den nächsten Wochen und Monaten noch einiges, vor allem im Bereich der Werbung. Mitte August geht das Buch in die Druckerei.

Und wie ist seine persönliche Meinung zum Grossprojekt in Sins, wo der gebürtige Entlebucher eine neue Heimat gefunden hat? «Ich finde die Umfahrung eine gute Sache. Sie bringt eine grosse Entlastung für unser Dorf.»

Vorbestellungen bis Mitte August an Franz Lötscher, Tel. 041 787 19 50, E-Mail franz.loetscher@datazug.ch.