Ein Haus mit drei Welten

  04.08.2020 Muri

Ein Augenschein auf der Baustelle des Roth-Hauses – es wird an- und umgebaut

Seit Monaten ist das Roth-Haus eine Baustelle. Die Klienten sind in Provisorien gezogen und beobachten von aussen, wie ihre neuen Einzelzimmer entstehen. Projektarchitektin Laura Pastior und Roth-Haus-Geschäftsleiter Uwe Tischer erklären beim Rundgang, wie wichtig es ist, dass Wohnräume und allgemeine Räume getrennt werden.

Annemarie Keusch

«So wenig Heimcharakter wie möglich.» Roth-Haus-Geschäftsleiter Uwe Tischer betont diesen Satz. «Das ist uns sehr wichtig», sagt er. Es ist mit ein Grund dafür, dass das Roth-Haus nach dem Um- und Anbau über zwei Eingänge verfügt, einen in die Wohnungen, einen zu den Büroräumen. «Die Klienten sollen nicht immer über das Büro ins Haus eintreten müssen. Das ist typisch für ein Heim und davon wollen wir wegkommen.»

Zwei Eingänge, es ist eine der Neuerungen, die im Mai oder Juni nächsten Jahres, wenn die Bauarbeiten fertig sind, bestaunt werden können. Der untere Eingang bleibt dort, wo der bisherige war. Am oberen Ende des Gebäudes, gegen die Pflegi, gibt es einen zweiten Eingang für die Wohnungen. «Das ist ideal für uns. So müssen wir nicht immer um das Haus laufen, wenn wir mit den Bewohnern vom Einkaufen oder vom Coiffeur kommen», nennt Uwe Tischer ein Beispiel. Kommt hinzu, dass dadurch der motorisierte Verkehr vom Langsamverkehr getrennt wird, was zu mehr Sicherheit führt.

Runde Schalungen und Kanten

Es ist einer der vielen Aspekte, die beim Um- und Anbau des Roth-Hauses berücksichtigt wurden und werden. Dass die Institution nachher nur noch über Einzelzimmer und über mehr Nasszellen verfügt, bezeichnet Uwe Tischer als grossen Gewinn. Diese beiden Bedürfnisse standen am Ursprung der aktuellen Arbeiten. Das Projekt des Zürcher Architekturbüros Camponovo Baumgartner Architekten hat vor allem durch seine Verbindung vom neuen zum bestehenden Teil überzeugt. So sind es runde Schalungen, die den neuen und den alten Teil verbinden. «Das macht das Ganze speziell», sagt Laura Pastior. Aber auch anspruchsvoll. Rund ist aber nicht nur die Schalung, auch die Türlaibungen wurden abgerundet. Vorteilhaft ist dies für die Bewohner. «Kanten sind für unsere Klienten immer eine Gefahr. Zudem ist es für Blinde und Sehbehinderte angenehmer, wenn die Kanten rund sind», weiss Uwe Tischer.

Die neuen Einzelzimmer und die Wohnräume sind grosszügig – das lässt schon der Rohbau erahnen. Laura Pastior spricht allgemein von einem kompakten, aber grosszügigen Bau. Uwe Tischer führt aus: «Eine Wohngruppe besteht aus acht Klienten und mindestens drei Betreuern. Da braucht es schon Platz.» Wichtig war ihm, dass Wohnräume und allgemeine Räume strikt getrennt werden. «Früher hielten wir Teamsitzungen im Esszimmer einer Wohngruppe ab. Neu gibt es dafür Teamzimmer.»

Auch Auswirkungen des Coronavirus

Die Gipserarbeiten sind in vollem Gange, als nächster wichtiger Punkt sind die Unterlagsböden an der Reihe. Die Dachdecker sind auf der Baustelle, die Elektriker immer wieder. «Wir sind im Zeitplan», sagt Uwe Tischer. In den nächsten Wochen soll der Bau mit Ausnahme der Loggia aussen dicht sein. Die Einflüsse des Coronavirus hätten für den Bauablauf schwerwiegender sein können. Dennoch hat das Virus auf der Baustelle seine Auswirkungen. Bausitzungen können nicht am grossen Tisch abgehalten werden, entsprechend ist mehr Koordination gefragt. Zudem sei es wichtig, dass die verschiedenen Teams möglichst wenig in Kontakt kommen. Dies sei dank der Tatsache, dass die einen beim Umund die anderen beim Neubau tätig sind, relativ gut möglich.

Beim Roth-Haus gehts, weil alle Klienten in Provisorien leben. «Es funktioniert», sagt Uwe Tischer. Auch wenn die Koordinationsarbeiten mit der Pflegi, in deren Räumen die Klienten untergebracht sind, in der Coronazeit aufwendig sind. «Gerade das Abgleichen der Schutzkonzepte nahm viel Zeit in Anspruch.»

Wasserbett im Dachstock

Das Roth-Haus kann als Haus mit drei Welten wahrgenommen werden, so Tischer und Pastior. Eine Welt für die Klienten, eine für die Administration und der Estrich. Der prägnante Dachstuhl wird in die Planung miteinbezogen. Als Sitzungszimmer und Freizeitraum ist der Dachstock vorgesehen, mit Wasserbett und Kugelbad. «Hier sollen die Klienten entspannen können», sagt Uwe Tischer.

Es gibt ganz viele Facetten, die rund um die Baustelle Roth-Haus hervorgehoben werden können. Etwa die grauen Betonziegel, die den Neubau decken. Oder das grosse Pflegebad, das Stau beim Duschen vermeidet. Oder die Einzellavabos in allen Zimmern, dank denen auf den Zimmern die Zähne geputzt werden können. Noch ist alles im Rohbau. Noch kann man vieles nur erahnen. Im Frühjahr nächsten Jahres ist das Ende der Bauarbeiten geplant. Und damit auch das Ende des Provisoriums für die Klienten.


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