Ein Tag im Zeichen der Holzenergie

  21.09.2021 Auw

Der Wärmeverbund Auw feiert das 20-jährige Bestehen

Von der Energiestadt Auw über Pelletheizungen und Livedemonstrationen eines Grosshackers bis hin zu Führungen durch die Heizzentrale. Die Verantwortlichen des Wärmeverbunds Auw nutzten das Jubiläum, um Interessierte umfassend über Energie, speziell Holzenergie, zu informieren.

Annemarie Keusch

Umgeben von Holzschnitzeln sitzen die Kinder wie im Sandkasten. Die Eltern stehen rundherum, plaudern. Es ist eines der Bilder, das sich am Jubiläum des Wärmeverbunds Auw zeigte. Nebenan betrachten zwei Männer den Grosshacker. Ein Besucher lässt sich von Initiant und Förster Stefan Staubli die Geschichte erklären. Wieder andere warten auf die Probefahrt mit dem Elektroauto, lassen sich von der Energieberatung Aargau Alternativen aufzeigen oder sind auf der Führung in der Heizzentrale, dem Herzstück des Wärmeverbunds.

2014 neue Zentrale in der Industrie eröffnet

Das Ganzheitliche, Stefan Staubli betont immer wieder, wie zentral dies ist. Staubli brachte vor über 20 Jahren die Idee des Wärmeverbunds bei der Ortsbürgergemeinde ein. Als Förster und Betriebsleiter von Wald kommunal+ beschäftigt er sich von Berufs wegen, aber auch aus persönlicher Überzeugung intensiv mit dem Thema Energie. «Es ist Energie, die jeden Tag vor der Haustür nachwächst», betont Staubli. Die Wertschöpfung bleibe in der Region, die Wege kurz. «Wir müssen zurückfinden zu kleineren Kreisläufen», sagt er.

Das Günstigste einzukaufen, egal ob es Hunderte oder Tausende Kilometer weit transportiert werden müsse, sei alles andere als zielführend.

Staubli stiess nicht überall auf offene Ohren, als er 1994 erstmals die Idee eines Wärmeverbunds basierend auf einer Holzschnitzelheizung in der Politik einbrachte. «Für mich war klar, dass wir etwas machen müssen, aus ökologischer Sicht, aber auch darum, weil wir das Holz nicht mehr verkaufen konnten», blickt Staubli zurück. Statt Holz Kilowattstunden zu verkaufen, das war damals eine Idee.

Einer Bedarfsabklärung folgte 2001 die erste Heizzentrale, damals noch deutlich kleiner und bei der Post. «Warum es sieben Jahre gedauert hat? Bauvorhaben im Zentrum zögerten sich heraus. Und diese abzuwarten, machte durchaus Sinn», erklärt Staubli. Seit 2014 ist die Heizzentrale grösser und in der Industrie angesiedelt. Verschiedene Neubauten kamen hinzu. Nicht wenige konnte Staubli im persönlichen Gespräch vom Wärmeverbund überzeugen. Er schüttelt den Kopf: «Nein, von alleine geht das nicht. Man muss immer Gespräche führen, am Ball bleiben.»

Auch bei Holzenergie Freiamt engagiert

300 Wohneinheiten beliefert der Wärmeverbund der Ortsbürgergemeinde Auw mittlerweile mit warmem Wasser. Hauptsächlich im Kerngebiet der Gemeinde seien die Haushalte angeschlossen, erklärt Stefan Staubli. Dass aus der Idee, die damals noch nicht weit verbreitet war, ein so grosses Projekt wurde, «ja, das macht mich schon ein Stück weit stolz». Es brauche Mut und Glück, dass so etwas möglich ist. «Und ohne Unterstützung aus der Politik ginge es nicht», sagt Staubli.

Mittlerweile betreut Wald kommunal+ im Oberfreiamt fünf Anlagen. Parallel zum Projekt in Auw kam zudem Holzenergie Freiamt auf. Staubli war in den Anfangsjahren deren Geschäftsführer, aktuell ist er Präsident. «Wir müssen überall kleine Beiträge leisten, um Energie einzusparen. Mit solchen Anlagen können wir das vor Ort tun», findet Staubli. Lukrativ sei es vor allem für Mehrfamilienhäuser.

300 Bäume jährlich

Eindrücklich ist aber nicht nur die Zahl der 300 angehängten Wohneinheiten. Beim Gang durch die Heizzentrale erzählt Staubli, dass jährlich 3200 Kubik Holzschnitzel verbrannt werden. «Das entspricht 180 000 Litern Heizöl», weiss er. Gegen 300 Bäume werden dafür gebraucht. «Grösstenteils kommen diese aus dem Auwer Wald. Wenn nicht, standen sie in einem anderen Teil des Forstgebiets», sagt Staubli. Mehr als zehn Kilometer entfernt sei kein Baum gewachsen, der hier verbrannt wird.

In zwei Öfen – einem kleineren und einem grösseren – sorgen die brennenden Holzschnitzel dafür, dass Wasser erwärmt wird, das nachher in die Haushalte geführt werden kann. «Im Sommer braucht es nur den kleinen Ofen, ist es im Winter sehr kalt, laufen beide», erklärt Staubli. 850 Grad messe die Temperatur in den Öfen. Dank neusten Filtern entsteigt der Anlage grossmehrheitlich Wasserdampf und keine Schadstoffe. Staubli spricht im Allgemeinen von einer bis zum Maximum effizienten Anlage. «Das war mir wichtig, etwa, dass den Abgasen die Restwärme entzogen wird und wir so möglichst viel Energie herausholen können.»

Mehr Potenzial für Holzenergie gäbe es in der Schweiz. Das weiss Stefan Staubli. «Verdoppeln ginge», sagt er. Mehr aber nicht. Darum erachtet er auch die Entwicklung anderer Technologien, oder allgemein Technologien im Energiebereich, als sehr wichtig. Auch darum stand am 20. Geburtstag des Wärmeverbunds längst nicht nur die Holzenergie im Zentrum.


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