Eine Erfolgsgeschichte geht weiter

  17.07.2020 Kanton

Selina Kathriner erzielte mit der Gesamtnote 5,3 das beste kantonale Prüfungsergebnis

Selina Kathriner ist die vierte Lernende, die Marti Metzg in Muri erfolgreich ausbildet. Mit dem besten kantonalen Prüfungsergebnis tritt sie in die Fussstapfen ihres Lehrmeisters Thomas Marti. Dieser hat 2009 seine Lehre als bester Metzger des Kantons abgeschlossen.

Susanne Schild

Die Marti Metzg in Muri ist ein Familienunternehmen. 2007 erlernte Thomas Marti, Sohn von Christian Marti, den Beruf des Fleischfachmanns. Als bester Metzger des Kantons Aargau schloss er 2009 seine Lehre erfolgreich ab. Kurz darauf gewann er an der Schweizer Meisterschaft für Fleischfachleute die Goldmedaille.

Der Betrieb besteht bereits seit 1970. In einer einjährigen Bauzeit wurde die Marti Metzg von ihrem damaligen Besitzer Marti Otto und seinem Sohn Marti Christian selber errichtet. Seit zehn Jahren wird die Metzgerei erfolgreich von Thomas Marti geleitet und seit Beginn seiner Geschäftstätigkeit bildet Marti erfolgreich Lehrlinge aus.

Die Suche nach Nachwuchs selbst in die Hand nehmen

«Es wird immer schwieriger, Lehrlinge zu finden», stellt Marti fest. Deshalb wird er selbst aktiv. Er nimmt Kontakt mit den Schulen auf, bietet Schnupperpraktika an, ist auf Lehrlingsportalen präsent und setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda. «Ich glaube, dass nicht nur wir Metzger ein Nachwuchsproblem haben, sondern das gesamte Handwerk», ist Marti überzeugt. Die Ursachen dafür seien bereits im Elternhaus zu finden, meint der Metzgermeister. «Viele Eltern raten ihren Kindern eher zu einer Lehre im kaufmännischen Bereich als zu einer im handwerklichen.» Und daneben leide man auch an einem gewissen Imageproblem. «Traditionen verschwinden immer mehr.» Umso erfreulicher sei es, dass wieder verstärkt ein Trend zu kleineren Fachgeschäften zu verzeichnen ist. «Die Kunden legen vermehrt wieder Wert auf Nachhaltigkeit und Nachvollziehbarkeit der angebotenen Ware.» Thomas Marti legt grossen Wert darauf, dass seine Produkte von Tieren aus artgerechter Haltung und aus der Region stammen. «Der Erfolg spricht für unser Konzept. Selina ist bereits unser vierter Lehrling, den wir mit Erfolg an die Schweizer Meisterschaft schickten.»


Die Beste im ganzen Kanton

Selina Kathriner erreicht eine 5,8 in der praktischen Prüfung

Mit einer Gesamtnote von 5,3 erzielt die 19-jährige Benzenschwilerin Selina Kathriner das beste kantonale Prüfungsergebnis als Metzgerin mit Fachrichtung Veredelung. Das qualifiziert sie zur Schweizer Meisterschaft, an der insgesamt nur drei Lernende aus dem ganzen Kanton teilnehmen dürfen.

Susanne Schild

Tote Tiere, Blut und rohes Fleisch – viele junge Frauen ekeln sich davor. Selina Kathriner nicht. Sie ist Metzgerin in der Marti Metzg Muri. Sie arbeitet in einem Handwerksberuf, in dem es nicht viele Frauen gibt. Schon als kleines Kind, als sie mit ihrer Mutter zum Einkaufen ging, hat Selina Kathriner fasziniert, was die Metzgereiverkäuferin macht. «Das möchte ich später auch einmal werden», stand für sie damals schon fest. Während ihrer Realschulzeit absolvierte sie eine Schnupperlehre bei der Marti Metzg in Muri. «Ich habe auch in andere Berufe reingeschnuppert, doch nichts hat mir soviel Spass gemacht wie die Arbeit in der Metzgerei.» An ihren freien Samstagen jobbte sie bereits während ihrer Schulzeit in dem Murianer Betrieb. «Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Ich liebe es, meine Kunden zu beraten und zu begeistern. Das wird nie langweilig. Es war die richtige Entscheidung.» Dass es die richtige war, wurde jetzt durch ihr hervorragendes Abschlussergebnis bestätigt.

«Es braucht eine Wertschätzung  für das Tier»

Sie persönlich hat kein Problem mit dem Umgang mit frischem Fleisch. «Wenn es dem Tier zu Lebzeiten gut ging und es artgerecht gehalten wurde, dann muss man auch keine Skrupel haben, es zum Nahrungsmittel zu machen.

Natürlich werde ich von anderen Jugendlichen oft darauf angesprochen, wie mein Alltag in der Metzgerei aussieht und welche Aufgaben ich habe und weshalb ich mich gerade für diesen Beruf entschlossen habe. Mir ist durchaus bewusst, dass ich keinen Veganer für meinen Beruf begeistern kann, aber das will ich auch nicht. Ich wünsche mir Kunden, die dieselbe Wertschätzung zum Tier haben wie ich.»

«Der Wille zum Lernen muss da sein»

Ihr Beruf ist sehr abwechslungsreich. Am meisten Spass macht der 19-Jährigen jedoch die Gestaltung der Tagesplatten, Hochzeitsplatten und kalten Platten. «Hier sind ein kreatives Auge und Feingefühl gefragt. Ich spiele gerne mit Farben.» Für Selina Kathriner steht fest, dass sie das alles nicht ohne ihren Lehrmeister Thomas Marti geschafft hätte. «Er hat mich immer unterstützt und gefördert und mir sehr oft freie Hand gelassen.» Auch Thomas Marti ist stolz auf seinen erfolgreichen Nachwuchs. «Ich sage meinen Auszubildenden immer, dass sie bei Problemen oder Fragen jederzeit zu mir kommen können, und ich versuche sie zu unterstützen, wo ich kann.» Bereits im ersten Lehrjahr übernahm Selina Kathriner Aufgaben einer Vollkraft. «Ich sage immer, nur wenn man etwas macht, lernt man etwas. Meiner Meinung nach sollten auch Auszubildende mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Das fördert mehr, als Kühlräume aufzuräumen und zu putzen,» ist Marti überzeugt. «Aber der Wille zum Lernen muss da sein.»

Die Auszeichnung kam überraschend

Mit der Auszeichnung hatten Selina Kathrina und auch Thomas Marti allerdings nicht gerechnet. «Ich habe nicht gedacht, dass sie die Beste wird. Ich wusste, dass sie gut ist, aber nicht so gut», gesteht Marti mit einem Lachen ein. «Als ich am 2. Juli am Abend bei der Diplomfeier das Zertifikat in meinen Händen hielt, ging mir vieles durch den Kopf», erinnert sich die Benzenschwilerin zurück. Während der Prüfung sei sie unsicher gewesen, doch dann kam die grosse Erleichterung. «An diesem Abend haben weder ich noch meine Eltern, noch mein Ausbilder so richtig realisiert, dass ich wirklich die Beste bin.»

Jetzt möchte Selina Kathriner erst einmal in ihrem Traumberuf in der Metzgerei Marti als ausgelernte Metzgerin arbeiten. «Es passt im Moment einfach alles.» Auch auf die Herausforderung der Schweizer Meisterschaft freut sich die Benzenschwilerin. Und ein Nachfolger für sie als Lehrling ist auch schon gefunden.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote