Eine spezielle Saison

  18.12.2020 Eishockey

Die Freiämter im Prof-Eishockey

Vier Freiämter Eishockey-Spieler aus NLA und NLB sprechen über die laufende Saison. Darunter der Boswiler Jannik Fischer.

Jannik Fischer bestreitet mit dem HC Ambri-Piotta aktuell seine 15. Saison als Profi. So eine hat er bisher aber nie erlebt. Spielabsagen, Quarantänen und immer wieder neue Zuschauerregulierungen stehen an der Tagesordnung. Der Boswiler und seine Freiämter Profi-Kollegen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. --jl


Zwischen Quarantäne und Eis

Vier Freiämter Profispieler in der Coronasaison

Die Eishockey-Saison ist geprägt von Spielabsagen, Quarantänen und leeren Hallen. Dennoch versuchen die Freiämter in den beiden höchsten Schweizer Ligen sportlich das Beste aus der Meisterschaft herauszuholen. Robin Grossmann, Jannik Fischer, Cédric Maurer und Hassan Krayem sprechen über die etwas andere Saison.

Josip Lasic

Robin Grossmann schwimmt mit dem Lausanne HC auf einer Erfolgswelle. Die Waadtländer haben sich in der Spitzengruppe der Nationalliga A etabliert. Der 33-jährige Dintiker, der beim HC Wohlen Freiamt mit dem Eishockey-Sport angefangen hat, trägt seinen Teil dazu bei. Er stand bisher in jeder Partie auf dem Eis, spielte fünf Assists und versuchte als Abwehrmann gegnerische Treffer zu verhindern. «Es läuft bis jetzt sehr gut. Wir haben eine homogene Mannschaft und spielen sehr erfolgreich», sagt Grossmann zur aktuellen Form seines Teams.

In seiner 16. Saison als professioneller Eishockey-Spieler will der Freiämter eine Vorbild- und Leaderfunktion im Team übernehmen und die jungen Spieler unterstützen. Gemessen an den Ergebnissen klappt das sehr gut. Lausanne will die Play-offs unter den Top 6 erreichen. Die Tendenz zeigt, dass das möglich sein sollte. Grossmann selbst geht noch einen Schritt weiter. «Ich will immer gewinnen. Das heisst, dass ich Meister werden will.» Die Waadtländer lassen sich von der «besonderen» Saison nicht beeinflussen. Hatten sie zu Beginn der Meisterschaft noch rund 4500 Zuschauer bei den Heimspielen, treten sie jetzt ohne Publikum an. Die Ergebnisse bleiben gut. «Die Spiele sind auf einem sehr hohen Niveau, jedoch fehlen die Emotionen, die von den Fans ausgehen», relativiert Grossmann. Komplett ausblenden können er und sein Team die Situation nicht. «Wir waren Anfang November in Quarantäne. Dadurch und durch Spielverschiebungen ist eine saubere Planung erschwert.»

Training in «Bubble»

Ähnlich sieht es bei einem anderen ehemaligen Wohlen-Junior aus. Der 30-jährige Boswiler Jannik Fischer spielt für den HC Ambri-Piotta in der höchsten Schweizer Liga. Für den Freiämter ist es die 15. Saison im Profi-Eishockey. Wie Grossmann ist er als Routinier und Leader bisher in jedem Spiel der Tessiner auf dem Eis gestanden. Ambri-Piotta hatte zumindest 30 bis 50 Zuschauer in den letzten Duellen. «Unsere Zuschauer fehlen. Es herrscht eine andere Stimmung in der Halle», sagt der Abwehrspieler. «Trotzdem motiviert es uns, zu wissen, dass unsere Fans zu Hause vor dem Fernseher uns unterstützen.» Ambri-Piotta ist in Nähe des Strichs, der die Play-off-Plätze von den Pre-Play-off-Rängen trennt. Neu in dieser Saison stehen die ersten sechs Teams der Qualifikation direkt im Play-off-Viertelfinal, während die Mannschaften auf den Rängen 7 bis 10 in den Pre-Play-offs um die verbleibenden zwei Play-off-Plätze kämpfen.

«Wir wollen mindestens unter die ersten zehn», sagt Fischer. «Danach ist wieder alles offen. Uns fehlte zum Saisonstart etwas die Konstanz, die haben wir aber in den letzten Spielen gefunden.» Der Boswiler betont, dass es eine spezielle Saison ist. «Wir mussten bis jetzt einmal in Quarantäne. Zum Glück konnten wir während der Quarantäne in einer ‹Bubble› trainieren. Auch kurzfristige Spielverschiebungen hatten wir schon.» Jammern will er deswegen aber nicht. «Wir wussten seit dem Sommer, dass wir diese Saison flexibel sein müssen. Ich freue mich trotz allem auf die weiteren Spiele.»

Maurer mit Kurve nach oben

In der Nationalliga B ist die Ausgangslage die gleiche. Auch in der zweithöchsten Spielklasse wurde das System mit Play-offs und Pre-Playoffs eingeführt. Ebenso begann die Saison mit Zuschauern, während die Teams je nach Kanton jetzt zwischen 0 und 50 Personen in die Hallen lassen können. Beim EHC Olten sind beispielsweise 30 Zuschauer an den Heimspielen zugelassen. Bei den Solothurnern ist der Wohler und ehemalige «Husky» Cédric Maurer in der neu formierten Defensive ein wichtiger Rückhalt. Der 24-jährige Verteidiger, der seine 6. Saison im Profi-Eishockey und die zweite Spielzeit bei Olten bestreitet, konnte sogar sein erstes Tor für die Solothurner erzielen. «Trotz den Unterbrüchen durch Corona fühle ich mich topfit und erhalte viel Eiszeit», sagt Maurer.

Auch die Solothurner mussten schon zehn Tage in Quarantäne. «Es war nicht so einfach, danach wieder in den Spielbetrieb zurückzufinden, aber so geht es aktuell allen Teams», erklärt der Abwehrspieler. Olten, das in der vergangenen Saison zur Spitze der NLB gehörte, steht aktuell nur auf einem der Pre-Play-off-Plätze. «Wir wollen uns steigern, um eine gute Ausgangslage für die Play-offs zu haben und dort eine Rolle spielen zu können. Ich selbst will einen weiteren Schritt nach vorne machen und eine grössere Rolle im Team einnehmen. Aktuell ist aber alles nicht so einfach, da wir nie wissen, ob wirklich gespielt wird.»

Nicht das optimale Jahr für die Premiere

Für den 20-jährigen Hassan Krayem ist die Ausgangslage vermutlich die schwierigste. Der Fischbach-Gösliker war beim NLB-Team EHC Winterthur für fünf Wochen im Try-out und konnte überzeugen. Er spielt seine erste Saison auf diesem Niveau. Dabei wurde er dreimal zum U20-Top-Team der Winterthurer geschickt, wo er immerhin zwei Tore und zwei Assists beitragen konnte. Krayem ist der einzige aus dem Freiämter Quartett, der nie im Nachwuchs des HC Wohlen Freiamt war. Über die Nachwuchsstationen Kloten und Fribourg-Gottéron landete er bei den Winterthurern. Talent hat er. Im Fanionteam des EHC Winterthur könnte es aber besser laufen für den Fischbach-Gösliker. «Ich werde oft als Joker eingesetzt und habe nicht die konstante Eiszeit, die ich mir erhofft habe. Ich lasse mich aber nicht davon abhalten, immer Vollgas zu geben.»

Für den Stürmer aus Fi-Gö wird die Situation dadurch erschwert, dass Winterthur die erste Play-off-Teilnahme seit dem Aufstieg in die NLB anpeilt, aber aktuell sogar um einen Platz in den Pre-Play-offs bangen muss. Durch die Coronapandemie mussten die Winterthurer ausserdem ebenfalls in Quarantäne und müssen sich an Spielausfälle anpassen. «Es ist auch skurril, mitten in der Saison so eine ‹Pause› zu haben», sagt Krayem. «Aber es ist für alle die gleiche Ausgangslage.» Der Freiämter gibt nicht auf und will dranbleiben, um sich besser in der 1. Mannschaft der Winterthurer und dem Profi-Eishockey zu etablieren. «Ich versuche im Training viel zu beobachten und stelle viele Fragen. So kann ich lernen und mich weiterentwickeln. Ich sehe die Situation als Wettkampf an. Und ich liebe Wettkämpfe.»


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