FC Wohlen auf (Polit-)Abwegen

  05.10.2021 Sport

Nach dem freiwilligen Rückzug aus der Challenge League und dem damit verbundenen Rücktritt der gesamten Führungsetage stand man plötzlich vor dem Nichts. Wer sollte den Verein führen, in welcher Liga soll man den Re-Start in den Amateurfussball beginnen? Fragen, die innert kürzester Zeit gelöst sein wollten. Dass der Verein trotz dem unschönen Abgang vom Profifussball lebt, Solidarität unter den Mitgliedern und Freunden keine abgedroschene Phrase ist, sondern nach wie vor zur DNA des FC Wohlen gehört, unterstreicht die Tatsache, dass man innert Monaten eine neue Führungs-Crew installieren konnte. Diese machte sich auf den Weg, die Rückführung in den Amateursport in der dritthöchsten Liga unter die Füsse zu nehmen. Eine grosse sportliche wie finanzielle Herausforderung, aber ein Weg, der zugunsten der grossen Nachwuchsabteilung und deren Förderung richtig war. Dass man das Ziel nicht erreicht hat und den Weg in die 1. Liga classic antreten musste, gehört zur sportlichen Auseinandersetzung. Ein Anlass zur Kritik an der Führung wäre absolut unangebracht gewesen, aber auch nicht zu vernehmen. Der eingeschlagene Weg soll fortgesetzt werden, so die Verlautbarung aus dem Verein.

Mit der Gratis-Tickets-Zustellung der SVP zum Heimspiel gegen Bassecourt hat der FCW einen Weg eingeschlagen, der mir keine Wahl mehr lässt, welchen Weg ich an einer Kreuzung nehmen will. Mit dem Besuch des Spiels wird suggeriert, dass ich zu den Anhängern der SVP gehöre, auch wenn ich den Eintritt selbst bezahlt habe. Übrigens hätte ich die gleichen Zeilen verfasst, wenn ein anderes Parteilogo neben dem FCW-Logo auf dem Ticket abgebildet gewesen wäre. Dass aber ausgerechnet die SVP diese Plattform geniessen darf, ist an Ignoranz seitens der FC-Wohlen-Führung kaum zu überbieten. Neben der groben Verletzung der Vereins-Statuten war es diese Partei, die hauptsächlich gegen die anstehenden Projekte – wie Kunstrasen-Hauptfeld und Umzonung zur Erweiterung der Stadionanlage – geschossen hat.

Das Politspiel im Stadion Niedermatten zwischen Links und Rechts hat jetzt so richtig Fahrt aufgenommen. Als Gegenreaktion auf die SVP-Aktion haben sich die Linken auf eine Plakataktion beschränkt. Vor, während und nach dem Spiel Wohlen – Solothurn wurden fleissig selbst gemachte Plakate gegenüber der Tribüne montiert. Das alles unter den Augen und der Billigung der Vereinsführung.

Die Gruppierung «Teilzeitfans Wohlen» hat sich mit der Solothurner Fangruppe zur Durchführung dieser Aktion verbündet. Ein Solidaritätsbündnis, das auf einem Fussballplatz nichts zu suchen hat, vom FC Wohlen aber toleriert und indirekt noch unterstützt wird. Mit dieser Entwicklung endet mein Weg an der Kreuzung etwas früher, dafür mit ruhigem Gewissen und selbstbestimmt.

Urs Bächer, Anglikon


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