Feierlicher Machtwechsel in Muri

  12.02.2021 Muri

Ein etwas anderer Startschuss in eine spezielle Fasnacht

Ab sofort liegt die Macht in den Händen der Fasnachtsgesellschaften Adelburg, Neuenburg und Muri-Wien.

Susanne Schild

Im letzten Jahr gab es einen gewaltigen Urknall über Muri. Die Schlüsselübergabe auf dem Klosterhof war damals in ein vielfältiges Rahmenprogramm eingebunden. Pünktlich um 19.19 Uhr erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Die Schlüssel der Macht wurden übergeben. In diesem Jahr musste mit der Tradition gebrochen werden. Dennoch liessen es sich die Narren nicht nehmen, die fünfte Jahreszeit einzuläuten.

Eine ganz besondere Fasnacht

Pünktlich um 8.08 Uhr wurden die Schlüssel übergeben. Diesmal hatte das Ritual etwas Feierliches, ja fast schon Elitäres. Wo sonst Hunderte jubelten und feierten und zu Guggenklängen tanzten, stand eine kleine Gruppe und verfolgte das Geschehen. Die Lage sei ernst, meinte Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger, wobei sie an Fasnacht in Muri schon immer ernst gewesen sei. «Das einzige Theater, das in diesem Jahr in Muri auf dem Klosterhof stattgefunden hat, war die ‹Gmeind› im Sommer. Auch gab es vor einigen Wochen eine wahre Massenflucht auf den Lindenberg.» All das habe man bewältigt und deshalb werde man auch die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen. «Ich bin dankbar für die nächsten fünf Tage. Es ist schön, dass wir Fasnacht haben.» Hans-Peter Budmiger ist überzeugt, dass die Murianer, wie es auch schon in den letzten 200 Jahren der Fall war, auf die schönste Fasnacht, die es je gab, zurückblicken werden können.


Leise, aber den noch da

Die Fasnachtsgesellschaften zogen mit Fackeln durchs Dorf – und auch sonst lebte der Schmudo

Gestern morgen um sechs Uhr trafen sich die Schultheisse an verschiedenen Orten, um in die fünfte Jahreszeit zu starten.

Susanne Schild

Traditionell ziehen am Morgen des Schmutzigen Donnerstags die Schultheisse der drei Murianer Fasnachtsgesellschaften zusammen mit den Tambouren und Hunderten von Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrern durch die Murianer Strassen. Hauptsache «laut und bunt» ist dabei das Motto. Damit auch jeder merkt, dass Fasnacht ist. Auch gestern fand ein Morgenstreich statt. Denn Muri möchte auch mit Covid seinem Ruf als Fasnachtshochburg gerecht werden. Getreu der Devise: «Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir alle machen Fasnacht, jetzt erst recht.» Frühmorgens um 6 Uhr ging es, wie es die Tradition verlangt, los. Simon der Leibhaftige, Schultheiss von Adelburg, eine fünfköpfige Vertretung der Tambouren Adelburg und eine «Mini-Delegation» der Gängeli-Gugge trafen sich unter dem Merzenstein, um in die fünfte Jahreszeit zu starten. Fackeln und ein kleines Feuerwerk wurden entzündet und man machte sich auf den Weg durch das Dorf.

Die Schlüssel der Macht übergeben

Um 8.08 Uhr traf man dann auf dem Klosterhof ein, um die Schlüsselübergabe zu vollziehen. Wieder im ganz kleinen Rahmen, ohne Publikum. Negro der Geneigte, Schultheiss von Neuenburg, startete einen Anruf in das Studio des fgn-Radios um den Sendebetrieb freizugeben. Ab sofort kann über die Website www.fgn-radio.ch bis zur Schlüsselrückgabe Fasnachtsradio gehört werden. «Nehmt es easy und locker», war seine Botschaft an diesem Vormittag.

Viele kleine Höhepunkte

Simon der Leibhaftige rief die Burgerinnen und Burger dazu auf, die mittlerweile 42 Fasnachtsfenster auf einem Spaziergang durch das Dorf zu bewundern. Mit einer kleinen Verspätung startete der Fasinaut seinen Flug ins Weltall. «Bleiben Sie zu Hause, das gilt ja für mich nicht», scherzte er, bevor er mit seinem Koffer in die Rakete stieg und sich die Tür hinter ihm schloss. Am Sonntag um 16 Uhr wird er wieder vor dem «Wave» landen, wenn denn das Navi richtig funktioniert. Ansonsten könnte es auch sein, dass die Rakete im Hallwilersee oder im Murimoos aufschlägt. Die starken russischen Antonov-Triebwerke wurden gezündet. «Meine Triebwerke würden sogar mit russischem Kartoffelschnaps laufen», verkündete er noch kurz vor seinem Abflug. Die Frage, wieso seine Rakete während der vier Tage vor dem «Wave» noch zu sehen ist, beantwortete er wie folgt: « Corona ist da, sieht man aber nicht. Meine Rakete ist weg, kann aber gesehen werden.»

Das Murianer Fasnachtsurgestein Heinz Loher ist ebenfalls im Dorf unterwegs. Sein Motto 2021 lautet «So es huure Chasperli-Theater». Die Formation Blächreiz hat er auf seinem Fahrrad als Chasperlifiguren dabei. Auf einem Bügelbrett baut er seine Anlage auf und beschallt die Bevölkerung. In Muri wird er so lange unterwegs sein, bis der Weg endet, wann und wo auch immer das sein mag. Anders als sonst trifft sich die Fasnachtsfamilie nicht beim Muri-Park, der sonst Fixpunkt am Schmudo war. Dafür ist an vielen Orten im Klosterdorf der Geist der Fasnacht zu spüren. Viele Fasnächtler werden in den nächsten Tagen unterwegs sein, um den Leuten ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern und zu zeigen, dass die Fasnacht lebt.


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