Fliegenpilz und Co.

  16.10.2020 Bremgarten

Pilze haben derzeit Hochsaison

An die 200 Speisepilze gibt es und ebenso viele ungeniessbare. Die Pilzkontrolleure kennen alle.

Das Pilzsammeln ist zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Jugendliche und Pensionierte sowie ganze Familien streifen im Herbst durch den Wald auf der Suche nach essbaren Pilzen. Das Problem: Jeder Speisepilz hat einen ungeniessbaren Doppelgänger. Diesen aufzuspüren ist die Aufgabe der amtlichen Pilzkontrolleure. In Bremgarten üben Jolanda Guglielmo und Ewald Wagner diese verantwortungsvolle Aufgabe seit fünf Jahren aus. Sie sortieren aber nicht nur die ungeniessbaren Pilze aus, auf Wunsch geben sie auch Tipps zur Zubereitung und Haltbarkeit. Und bieten jedes Jahr einen mehrteiligen Pilzkurs für Anfänger und Fortgeschrittene an. --eob


Auf der Spur der Doppelgänger

Jolanda Guglielmo und Ewald Wagner kontrollieren Pilze auf ihre Essbarkeit

Jetzt ist Gross und Klein wieder in den Wäldern unterwegs auf der Suche nach Pilzen. Dass das Pilzessen daheim zu einem Genuss wird, dafür sorgen die amtlichen Pilzkontrolleure in Bremgarten.

Erika Obrist

Ewald Wagner ist etwas früher gekommen. Er schliesst die Tür des Werkhofs, über der das Schild «Amtliche Pilzkontrolle» angebracht ist, auf und richtet sich am kleinen Tisch ein. Er stellt Bestimmungsbücher ins Regal, nimmt eine Küchenwaage hervor und einen Ordner voller Blätter. Eine erste Kundin stellt ihr Körbchen voller Pilze auf den Tisch. Ewald Wagner ist freudig überrascht: Rotfussröhrlinge hat die Frau gefunden. Auch Rotfüsschen genannt. Ein Speisepilz. Er legt die Pilze auf die Waage, trägt Menge sowie Personalien der Sammlerin in ein Formular ein. Gratuliert der Frau zu ihrem Fund. «Bitte heute noch zubereiten», gibt er ihr mit auf den Heimweg.

«Wir ticken ähnlich»

Seit fünf Jahren sind Jolanda Guglielmo aus Bremgarten und Ewald Wagner aus Zufi kon von der Stadt Bremgarten als amtliche Pilzkontrolleure angestellt. Der Kontrollstelle sind 21 Gemeinden aus dem Freiamt angeschlossen. Jedermann kann hier seine gesammelten Pilze kostenlos auf ihre Geniessbarkeit prüfen lassen. Auswärtige entrichten einen kleinen Obolus. «Wir sind ein gutes Team», versichern beide.

Kennengelernt haben sie sich an Pilzkursen, die sie unabhängig voneinander besucht haben. Sie haben sich stetig weitergebildet und schliesslich die Prüfung der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane in Landquart abgelegt. Und weil sie charakterlich so gut zusammenpassen – «wir ticken ähnlich» –, haben sie die Pilzkontrolle in Bremgarten zusammen übernommen. Mit gehörigem Respekt, wie Jolanda Guglielmo sagt. Tragen sie doch eine grosse Verantwortung.

«Die Vielfalt fehlt etwas»

«Das Pilzsammeln ist zur Freizeitbeschäftigung geworden», sagt Jolanda Guglielmo mit Blick auf die lange Schlange, die sich vor dem Werkhof gebildet hat. Pensionierte und Jugendliche, oft ganze Familien sammeln Pilze. Der Pilzkurs, den beide Kontrolleure miteinander anbieten, sei im August restlos ausgebucht gewesen.

Von Anfang August bis Ende Oktober ist die Hauptpilzsaison. In diesen Monaten ist die Kontrollstelle in Bremgarten an drei Abenden in der Woche geöffnet. Im Vergleich zum Vorjahr falle der Ertrag in diesem Jahr kleiner aus, wissen die Experten. Von den beliebten Steinpilzen und Eierschwämmen gebe es reichlich. «Aber es fehlt etwas die Vielfalt.» Deshalb Wagners Freude über die Rotfüsschen.

Von den rund 5000 Pilzarten in Mitteleuropa sind an die 200 essbar und 200 giftig. Von den giftigen sind an die 20 tödlich. Diese 400 Arten müssen die Kontrolleure kennen. Falls sich Ewald Wagner doch einmal nicht ganz sicher ist, legt er das Exemplar beiseite, nimmt es mit nach Hause und bestimmt es dort. Keinesfalls soll sich erst beim Essen des Pilzgerichts herausstellen, ob das Exemplar giftig war oder nicht.

«Jeder Speisepilz hat einen ungeniessbaren Doppelgänger», erklärt Jolanda Guglielmo. Diese aufzuspüren und auszusortieren ist die Aufgabe der Kontrolleure. Deshalb sollten alle Sammlerinnen und Sammler ihre Pilze prüfen lassen. Auch die versierten. Sicher ist sicher.

Das umfangreiche Wissen weitergeben

Ewald Wagner und Jolanda Guglielmo beschränken sich nicht nur darauf, die Pilze auf ihre Essbarkeit zu überprüfen. Auf Wunsch geben sie auch Tipps zur Zubereitung und über die Haltbarkeit. Zudem bieten sie jedes Jahr einen fünfteiligen Pilzkurs an, einen für Anfänger und einen für Fortgeschrittene. «Erste Anmeldungen für den Kurs im nächsten Jahr sind bereits eingegangen», freut sich Jolanda Guglielmo.

Anmeldung für den Pilzkurs 2021 unter E-Mail jolanda.guglielmo@swissonline.ch oder ewald.wagner@bluewin.ch.


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