GASTKOLUMNE

  03.07.2020 Kolumne

Was Bitcoin über Corona verrät

Philippe Knecht, Muri.

In der Post-Lockdown-Zeit könnte man denken, dass mit allem Effort hin zu kontaktlosem Bezahlen auch die Kryptowährungen wieder in Schwung kämen. Doch heute spricht fast niemand mehr von digitalen Währungen, obwohl Barzahlung in Geschäften gerade jetzt mehr denn je in Verruf gerät. Doch das Coronavirus und Bitcoin haben durchaus etwas gemeinsam …

Noch vor zweieinhalb Jahren redete die ganze Medienlandschaft davon: Bitcoin sei die Investitionsanlage der Zukunft. Die am 3. Januar 2009 erschaffene Kryptowährung verdreifachte innert drei Monaten ihren Kurs und erreichte Ende Dezember 2017 einen Höchststand von knapp 19 700 Franken. Wer davor investiert hatte, der verdiente sich eine goldene Nase.

Die Nischenanlage Bitcoin und die Gesamtheit der Kryptowährungen erfuhren damals einen Aufschwung in den Medien. Vier Wochen lang waren die Zeitungen und Nachrichten so überfüllt mit Bitcoin und dergleichen wie in den vergangenen Monaten mit dem Coronavirus. Der Vergleich mag suboptimal sein, aber er verrät uns Taktisches über das Medienwesen, mit dem wir – gewollt oder ungewollt – täglich mittels Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet interagieren. Die Geschichten waren unterschiedlich, aber die Motivationen der Medien gleich: ein für die Bevölkerung hochspannendes, aktuelles Thema «auszuschlachten».

Der grosse Unterschied besteht nun darin, dass im Januar 2018 der Bitcoinkurs einbrach und sich im März 2018 auf vergleichsweise mickrigen 6500 Franken fing. Nach vier Wochen Medienhype verflog die Euphorie, und grosse Zeitungen empfanden den Schock als Grund, vom Thema abzulassen. Die Volatilität der Kryptowährung hatte die Medien ausgespielt und liess sie nun öffentlich in schlechtem Licht dastehen. Hatte man nämlich im Dezember 2017 auf Suggestion der Zeitungsberichte investiert und im März 2018 realisiert, verlor man unter dem Strich zwei Drittel seines Anlagekapitals.

Bei der Coronapandemie gab es dieses Problem nicht. Fallzahlen purzeln nicht einfach über Nacht, sondern lassen sich nur mühsam in Schach halten. Mehr Zeit also, um Berichte darüber zu verfassen. Und so wie es aussieht, werden wir auch künftig noch eine Weile mit diesem Virus zu tun haben…


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