Gemeinde anders kennengelernt

  07.07.2020 Region Oberfreiamt

Pius Affolter hört nach 22 Jahren als Präsident der Mühlauer Finanzkommission auf

In Mühlau wurden er und seine Frau sesshaft. «Und für uns war klar, dass wir uns hier engagieren wollen», sagt Pius Affolter. Seit 22 Jahren sitzt er in der Finanzkommission. Im Herbst wird seine Nachfolge geregelt. Die Ämter gehen ihm nach diesem Rücktritt aber noch lange nicht aus.

Annemarie Keusch

Wo Mühlau genau liegt, haben Pius Affolter und seine Frau gar nicht gewusst, als sie von einer dort freien Immobilie hörten. Mittlerweile leben sie seit 30 Jahren hier. «Wir sind hier heimisch geworden», sagt Pius Affolter. Er kennt das Dorf mittlerweile inund auswendig, engagiert sich in verschiedenen Ämtern. Pius Affolter führt das Archiv und das Sekretariat der Pfarrei, ist in der Finanzkommission der Kirchgemeinde, Verwalter der Schützenstube. 20 Jahre führte er Theaterregie für die Turner und die Trachtengruppe. Er ist Präsident des Kirchenchors. «Es sind schöne, ergänzende Aufgaben, die dazu beitragen, dass ich aktiv bleibe», sagt der 66-Jährige. Und er mache es einfach gerne.

Sein Schlüsselbund sei riesig. Zugang hat Affolter durch seine Ämter in die Kirche, das Schützenhaus, das Gemeindehaus. Einen dieser Schlüssel wird er aber bald abgeben. Denn schon Anfang Jahr kündete er seinen Rücktritt als Präsident der Finanzkommission an. Er spricht vom idealen Zeitpunkt. «Über 20 Jahre – das ist genug.» Und er spricht von einer jungen, neuen Kraft in der Finanzkommission. Sie sei ehemalige Gemeindeinspektorin, also eine Expertin. «Ich will der jüngeren Generation nicht im Weg stehen. Im Wissen um die kompetente Nachfolge höre ich gerne auf.»

Viel Erfahrung mit Zahlen

Auf den 1. Januar 1998 wurde Pius Affolter in die Mühlauer Finanzkommission gewählt. «Ich wollte dem Dorf, in dem ich lebe, etwas zurückgeben.» Gleich tat es auch seine Frau, sie engagierte sich in der Kirchenpflege. Als ein Platz in der Finanzkommission frei wurde, sah Affolter seine Möglichkeit. «Ich bin ein Zahlenmensch», sagt er. Zuerst in der Buchhaltung, dann jahrelang im IT-Bereich, davon die letzten zehn Berufsjahre bei einer Bank – Pius Affolter kennt sich mit Zahlen aus. «Technik ist sehr zahlenlastig. Viel Mathematik ist gefragt», sagt er.

Diese Vorkenntnisse seien ihm bei seiner Tätigkeit in der Finanzkommission zugutegekommen. Trotzdem, anfangs sei es nicht einfach gewesen. «Ich kannte die private Buchhaltung, nicht aber die öffentlich-rechtliche.» Alle Begriffe mussten gelernt sein. Und weil pro Jahr nur eine Rechnungsprüfung und eine Budgetbesprechung anstehen, dauerte das seine Zeit. «Bis ich wirklich sattelfest war, brauchte ich drei Jahre.»

Zwei Umstellungen des Rechnungssystems

Die Arbeit in der Finanzkommission hat sich in den 22 Jahren sehr verändert. «Anfangs wurde die Rechnung noch mit Excel-Tabellen geführt.» Viel mehr sei manuell gemacht worden. «Entsprechend stiessen wir auch auf mehr Fehler», sagt Affolter. Gerade Übertragungen oder Formeln seien früher Fehlerquellen gewesen. Heute seien es ab und zu falsche Buchungen, «aber sehr selten». Für viel Arbeit – vor allem auf der Finanzverwaltung – sorgten die beiden Umstellungen des Rechnungssystems auf zuerst HRM1 und später HRM2. «Auch wir mussten dazu einige Kurse absolvieren.»

Er hat viele Fikomitglieder kommen und gehen sehen, vier Finanzverwalter und fünf Gemeindeammänner lernte er kennen. «Es war eine unglaublich interessante Arbeit. Ich lernte die Gemeinde dadurch anders kennen, sah viel mehr in den Hintergrund», sagt er. Man sehe erst durch ein solches Amt, was alles dahinterstecke. Auch intensive Diskussionen hätten ab und zu dazugehört. «Vor allem in den ersten Jahren.»

Entwicklung weiterhin verfolgen

Pius Affolter schmunzelt. «Fast nur negative», sagt er. Rechnungen mit Ertragsüberschuss gab es kaum zu revidieren. «Mühlau ist eben eine kleine Gemeinde, mit wenig Industrie und Arbeitsplätzen», sagt Affolter. Mit mehr Bautätigkeit soll sich die finanzielle Situation dank mehr Steuerzahlern bald verbessern. Für die Entwicklung der Gemeinde – gerade in finanzieller Hinsicht – wird sich Pius Affolter auch interessieren, wenn er mit der Wahl seiner Nachfolge nicht mehr Finanzkommissionspräsident ist.

Allgemein wollen es Affolter und seine Frau aber ruhiger nehmen. Mehr Zeit haben, freier sein. Auch das Amt des Kirchenchorpräsidenten will er abgeben. «Ich will überhaupt kein Sesselkleber sein», sagt er. Aufhören könne er aber nur, wenn die Nachfolge geregelt ist. In der Finanzkommission hat das schon mal geklappt. Auch wenn noch nicht gewählt, mögliche Kandidaten gibts.


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