Gemeinschaft leben

  19.06.2020 Boswil

Boswil hat eine neue Seelsorgerin

Nicole Macchia wird das Seelsorgeteam vom Pastoralraum Muri und Umgebung ab September verstärken.

Aufgewachsen ist Nicole Macchia in der Innenschweiz. Mit 18 Jahren ging sie nach Italien. Dort blieb sie 12 Jahre. Hat dort sogar in einem Kloster gelebt. Und studiert. Dann zog es sie mit ihrem Verlobten im Jahr 2014 wieder in die Heimat zurück. Ihre ersten Berufserfahrungen als Seelsorgerin sammelte sie im Pastoralraum Region Brugg-Windisch. Nun sei es an der Zeit für eine Neuorientierung und eine neue Herausforderung, erklärt die 40-Jährige.

Auf die freie Stelle im Pastoralraum Muri wurde sie durch Francesco Marra aufmerksam. Er hat seit dem Weggang von Ursula Kloth aus der Pfarrei Boswil-Kallern die Leitung übernommen.

Die Mutter von Zwillingen hat Boswil daraufhin besucht und gleich gemerkt, dass hier die Gemeinschaft gelebt wird. «Das hat mir sofort zugesagt», so Nicole Macchia. Sie sei eine offene, unkomplizierte Person, bei der das Miteinander im Zentrum steht. --sab


«Will nicht Glauben lehren»

Nicole Macchia wird die neue Seelsorgerin in Boswil

Nach langer Suche hat der Pastoralraum Muri und Umgebung eine neue Leiterin der Pfarreiachse Boswil-Kallern gefunden. Nicole Macchia wird am 1. September zusammen mit dem neuen Pastoralraumpfarrer Stephan Stadler ihre Tätigkeit aufnehmen.

Sabrina Salm

«Ich besuchte Boswil, sah die bemalten Steine vor der Kirche und habe gleich gemerkt, hier wird die Gemeinschaft gelebt. Das hat mir imponiert», beschreibt Nicole Macchia den ersten Besuch ihres zukünftigen Arbeitsortes. Auf die freie Stelle im Pastoralraum Muri und Umgebung wurde sie durch Francesco Marra aufmerksam. Er hat in den letzten zwei Jahren die Leitung in Boswil gehabt. Von ihm habe Nicole Macchia auch erfahren, dass ein gutes Team vorhanden sei. «Da ich ein grosser Teamplayer bin, überzeugte mich dieses Argument ebenfalls», sagt sie lächelnd. Aufgewachsen in der Innerschweiz lebt sie seit zwei Jahren in Lenzburg. Ihre ersten Berufserfahrungen als Seelsorgerin hat sie im Pastoralraum Region Brugg-Windisch erlebt. Nun sei es Zeit für eine neue Herausforderung.

Das Miteinander steht für sie im Zentrum

Die 40-Jährige beschreibt sich als offene, spontane und unkomplizierte Person. Das Miteinander steht für sie im Zentrum. «Ich komme nicht mit fixen Vorstellungen.» Die Bedürfnisse der Menschen seien ihr wichtig. Und diese gelte es, besonders in der Anfangszeit, erst herauszufinden.

Sie sei ein Morgenmensch und kann für ihr 80-Prozent-Pensum auch von zu Hause arbeiten. «Das kommt mir als Mutter von bald zweijährigen Zwillingen natürlich sehr entgegen», lacht sie. Trotzdem sei der persönliche Kontakt mit den Menschen für sie natürlich zentral. Für sie ist Kirche nicht nur der Sonntagsgottesdienst, sondern vor allem die Gemeinschaft.

12 Jahre als Klosterfrau gelebt

Ehrlich gibt sie zu, dass sie früher nie einen Bezug zur Kirche gehabt hat. «Meine Eltern sind zwar gläubig, aber die Kirche hat mich als Kind und vor allem als Jugendliche nicht wirklich angesprochen», erzählt sie. Sie hätte eine wilde Pubertät gehabt und diese in Fülle ausgelebt. Mit 18 Jahren geriet sie in eine Krise. «Was will das Leben von mir?», hat Nicole Macchia sich gefragt. In Rom fand sie dann ein Angebot, in einer Klostergemeinschaft zu leben. «Italien hat mich schon immer fasziniert.» Also ging sie los. Drei Monate waren geplant – 16 Jahre sind es geworden. «Ich bin mir in der Klostergemeinschaft als anderer Mensch begegnet.» In Rom bei den Franziskanern hat Nicole Macchia das Theologiestudium mit dem Masterdiplom absolviert. «Dadurch ist mir die franziskanische Spiritualität sehr nah», sagt sie. 12 Jahre hat sie als Klosterfrau gelebt. «Lange hat das Leben so für mich gestimmt. Aber ich habe mich im Kloster entwickelt und habe gemerkt, dass ich den Kontakt zu den Menschen will.» Also hat sie ihre Entscheidung nochmals überprüft. Als sie fest entschieden war, aus dem Kloster auszutreten, hat sie den Master in Philosophie gemacht, als Ausgleich zum Theologiestudium. «Ich wollte mein Leben Gott widmen, habe dann aber gemerkt, dass ich es nicht so als Klosterfrau kann. Ich fühlte mich anfangs, als hätte ich versagt», gesteht sie. Für sie als mittlerweile über 30-jährige Frau war der Neustart in ein «normales» Leben nicht leicht. Die Figur einer Seelsorgerin schien für sie jedoch perfekt. In Italien konnte sie diesen Beruf aber nicht ausüben. So beschloss sie, wieder in die Schweiz zu ihren Wurzeln zurückzukehren. «Die 12 Jahre im Kloster waren aber nicht umsonst. Es hat mir inneren Halt gegeben und trägt mich auch heute noch», erzählt Nicole Macchia.

Ihre Erfahrungen möchte sie teilen

Kaum hat sie sich entschlossen, wieder in die Schweiz zurückzukehren, traf sie ihre grosse Liebe Aldo. Er folgte ihr 2014 in die Schweiz. Durch ihre Erfahrungen kann sich Nicole Macchia gut in Jugendliche einfühlen. «Zuhören und etwas gemeinsam erleben reicht oft schon», weiss sie. Nicole Macchia ist davon überzeugt: «Glauben kann man nicht lehren, es ist ein Geschenk.» Ihre Erfahrungen möchte sie teilen. «Aber ich will sicher nicht missionieren.»

Als Seelsorgerin unterwegs zu sein, ist für Nicole Macchia eine grosse Berufung. Zeitgleich mit der Einsetzung des neuen Pastoralraumpfarrers Stephan Stadler am 6. September beginnt auch Frau Nicole Macchia ihren Dienst als Pfarreiseelsorgerin mit Schwerpunkt in der Pfarrei Boswil. «Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe und auf jede Begegnung, jedes Gespräch und gemeinsame Erlebnisse.»


Gute Überbrückungszeit

Seit dem Weggang der Pastoralassistentin Ursula Kloth im September 2018 bewegte die Frage «Wie weiter?» die «Bosmeler». Diakon Franceso Marra hat die Leitung übernommen.

Regelmässig war er im Pfarramt Boswil anzutreffen und war Ansprechperson für alle Anliegen der Pfarrei Boswil-Kallern. «Mit unseren Leuten konnten wir eine gute Überbrückungszeit geniessen», weiss auch Hans Hildbrand, Präsident Kirchgemeinde Boswil-Kallern. «Sie haben unsere Pfarrei lebendig gehalten.» Er weiss, eine direkte Ansprechperson ist für die Pfarreiangehörigen wichtig. «Obwohl es Francesco Marra super gemacht hat, ist es an der Zeit, wieder eine neue Seelsorgerin für Boswil-Kallern zu haben.» Er freut sich, dass das Seelsorgeteam vom Pastoralraum Muri und Umgebung mit Nicole Macchia Verstärkung bekommt. --sab


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