Stimmungsvolle Maturfeier der Kantonsschule Wohlen

Gelungene Premiere: Erstmals wurden die Maturandinnen und Maturanden an einer Open-Air-Feier verabschiedet. Rektor Matthias Angst überraschte dabei mit witzigen Wortspielen, wurde dabei aber von Patti Basler übertrumpft.

Chregi Hansen

Für Rektor Matthias Angst war es eine besondere Feier. Nicht weil sie zum ersten Mal im Freien mit dem imposanten Calatrava-Bau als Kulisse stattfand. Auch nicht weil sie gleich zweimal wiederholt wurde – letztes Jahr brauchte es sogar sechs Feiern, um alle Zeugnisse zu übergeben.

Besonders war der Anlass für ihn, weil diejenigen Schüler und Schülerinnen verabschiedet wurden, die im August 2017 in die Kanti eingetreten waren. Also zum gleichen Zeitpunkt, als Matthias Angst die Führung der Schule übernommen hatte. Für ihn handelt es sich darum um einen «aussergewöhnlichen Jahrgang», wie er selber sagte. Und da passte es doch, dass es eine aussergewöhnliche Feier war.

Sechs vielseitig nutzbare Buchstaben

«Schön, dass wir heute im Freien feiern können», erklärte er zu Beginn des Anlasses. Als er sich diesen Satz notiert habe, sei ihm aber ein Tippfehler unterlaufen, fuhr der Wohler Rektor vor. Statt «Freien» habe er «Ferien» geschrieben, erklärt er. Das hat Angst motiviert, nach weiteren, zum Anlass passenden Anagrammen des Wortes zu suchen. Und er wurde fündig. Aus den Buchstaben lässt sich das Verb «eifern» bilden, und Eifer haben die Schüler und Schülerinnen in den vergangenen vier Jahren mit Sicherheit gezeigt. Und dabei konnten sie «reifen», ein weiteres Anagramm, und darum jetzt das Reifezeugnis in Empfang nehmen. «Wir feiern also im Freien ihr Reifen, bevor sie dann in die Ferien eifern», schloss Angst seine kurze Ansprache.

Es war der passende Übergang zur Festrednerin. Nach Dominic Muheim im Vorjahr war mit Patti Basler auch diesmal eine Wortkünstlerin eingeladen – es war dies der Wunsch der Schülerschaft, erklärte Angst. Heisst: Auch diesmal gab es statt vieler salbungsvoller Worte vor allem viel zu lachen. Wobei einem zwischendurch das Lachen auch mal im Halse stecken blieb.

Die bekannte Slam-Poetin und Kabarettistin hat eine enge Beziehung zur Kanti Wohlen. Sie leitet regelmässig Workshops oder moderiert die Poetry-Slam-Abende im Kantiforum. Die Fricktalerin kam in Begleitung ihres Bühnenpartners Philippe Kuhn nach Wohlen, der ihren Auftritt nicht nur musikalisch begleitete, sondern auch immer wieder eigene Sprüche einbaute.

Für Basler und Kuhn war die diesjährige Feier sozusagen eine 5G-Demonstration. Die Schüler und Schülerinnen seien getestet, geimpft, genesen und gesundet. Und zu jedem dieser Worte fand das Duo passende Witze und Erkenntnisse, schaute auf die Erfahrungen mit Homeschooling zurück («das ist die Zeit, in der die Eltern merken, warum die Lehrerschaft 13 Wochen Ferien braucht»), referierte über die Besonderheiten des Aargauer Bildungssystems («die Bez hat nie über die Kantonsgrenzen hinausgestrahlt, im Gegensatz etwa zu Beznau»), über Verschwörungstheorien und wissenschaftliche Erkenntnisse und die Tatsache, dass im Wort «gesünder» eben die «Sünde» steckt – Menschen also sündigen müssen, um gesünder zu werden.

Alles «geili Sieche»

Und weil «getestet, geimpft, genesen und gesundet» eben nur 4 Gs sind, widmeten Basler und Kuhn das fünfte G eben den Schülerinnen und Schülern: «Geili Sieche seid ihr», riefen sie ihnen unter Applaus des Publikums zu. Und etwas sei klar. Wer vier Jahre Kanti Wohlen überlebt habe, dem könne ein Jahr Corona nichts anhaben.

Höhepunkt der Feier, die von der Kantiband und dem Orchester musikalisch eingeläutet wurde, war dann die Übergabe der Maturzeugnisse. Besonders stolz war Matthias Angst auf die Klasse G4A – es ist die einzige im Aargau, welche die zweisprachige Matur in Deutsch und Französisch abgelegt hat. Und speziell ausgezeichnet wurde an diesem Tag Ashvika Pathmanathan aus Hendschiken. Die Schülerin mit Studienwunsch Medizin hat die Matur mit einem Schnitt von 5,73 abgeschlossen und erhielt vom Kiwanisclub Lindenberg den Preis für die beste Matur.