Grosseinsatz im Tunnel Sins

  24.08.2021 Muri

Gemeinsame Übung der Feuerwehr Sins-Abtwil und der Stützpunktfeuerwehr Muri+

Bevor Mitte September der 912 Meter lange Tunnel in Sins geöffnet wird, konnten die Stützpunktfeuerwehr Muri+ und die Feuerwehr Sins-Abtwil die speziellen Verhältnisse bei einem Tunnelbrand trainieren.

Susanne Schild

«Der Einsatz am Samstagmorgen ist ein grosser Erfolg gewesen», sind sich die beiden Kommandanten Thomas Huber, Feuerwehr Sins-Abtwil, und Thomas Strebel, Stützpunktfeuerwehr Muri+, einig. Alles sei wie geplant verlaufen. Auch die Anlagen im Tunnel hätten reibungslos funktioniert.

Alles wie in einem Drehbuch geplant

80 Personen der Feuerwehr Sins-Abtwil und 30 der Stützpunktfeuerwehr Muri+ kamen zum Einsatz. Mithilfe von Rauchmaschinen wurde ein Verkehrsunfall mit starker Rauchentwicklung im Tunnel simuliert. Es gab mehrere Verletzte. Anhand dieses Szenarios sollten die Grundlagen zu Einsatztaktik und Einsatzabläufe geübt werden. Acht Figuranten mussten aus dem verrauchten Tunnel geborgen werden. Insgesamt kamen 26 Figuranten zum Einsatz.

«Der Einsatz im Tunnel war für uns komplettes Neuland», informiert Thomas Huber nach der Übung. Daher habe man anders als bei einer normalen Feuerwehrübung alles relativ minutiös geplant. «Wir hatten eine Art Drehbuch. Der Einsatzleiter Urs Villiger wurde darin über den Ablauf informiert. Ansonsten hätte dieser Einsatz keinen Sinn gemacht und alles hätte vermutlich im Chaos geendet», ist Huber überzeugt. Die Vorbereitungsarbeiten seien sehr intensiv gewesen. «Vieles wurde mit dem Kanton abgesprochen und koordiniert. Auch für den Kanton war die Übung wichtig», so Thomas Strebel. Erschwerend kam hinzu, dass die Arbeiten im Tunnel noch nicht komplett abgeschlossen seien, ergänzt Thomas Huber.

Auch Einsatzleiter Urs Villiger ist mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. «Die grösste Herausforderung an dem Einsatz waren die schlechten Sichtverhältnisse durch die starke Rauchentwicklung. Aber dennoch hat alles reibungslos funktioniert», erklärt er.


Für den Notfall gewappnet

Die erste Grossübung zweier Feuerwehren im Tunnel in Sins

Um im Ernstfall bereit zu sein, führten die Stützpunkt-Feuerwehr Muri+ und die Feuerwehr Sins-Abtwil in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau im Südwestumfahrungstunnel in Sins eine Übung mit rund 110 Feuerwehrleuten durch.

Susanne Schild

Rauch dringt aus der Röhre am Nordportal des neuen Tunnels in Sins. Immer wieder weist eine automatische Lautsprecherdurchsage darauf hin, dass im Tunnel Lebensgefahr bestehe und man diesen schnell verlassen solle. Der Autofahrer wird beim Befahren der neuen Südwestumfahrung in Sins kaum an das Inferno, das bei einem Unfall in einem Strassentunnel entstehen kann, denken. Der Rauch eines brennenden Fahrzeugs beispielsweise schränkt die Sicht sehr schnell ein, dazu entwickelt sich eine Hitze von mehreren hundert Grad. «Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir für den Notfall gewappnet sind, und zwar schon jetzt, bevor er eröffnet wird», erklärt Kommandant Thomas Strebel von der Stützpunktfeuerwehr Muri+.

Testphase des Kantons ist bereits abgeschlossen

«Am 13. September ist die Anlage scharf. Aus Erfahrungen weiss man, dass sich Unfälle hauptsächlich in der Anfangsphase ereignen», erklärt Martina Tobler, Projektleiterin Elektrotechnik, Kanton Aargau. «Die Testphase des Kantons ist bereits abgeschlossen. Während fünf Tagen wurde das Zusammenspiel aller Anlagen im Tunnel geprüft», informiert Erhard Wyss, Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung Tiefbau, Kanton Aargau.

Am Samstag wurde der Ernstfall von der Feuerwehr Sins-Abtwil und der Stützpunktfeuerwehr Muri+ geübt. Bei einer Frontalkollision zweier Fahrzeuge brach ein Brand aus. Acht Verletzte mussten aus dem Tunnel gerettet werden. Um 9.12 Uhr startete die Übung, an der 110 Feuerwehrleute, die Regionalpolizei Muri sowie die Rettungsdienst Muri beteiligt waren. Involviert in den Einsatz waren noch 18 zusätzliche Figuranten, die sich aber selbstständig retten konnten.

Im 912 Meter langen Tunnel gibt es alle 150 Meter einen Hydranten. Alle 166 Meter ist ein Notausgang. Auf neun Abschnitten sind 18 Rauchmelder verteilt. Diese schlagen automatisch Alarm, wenn die Messwerte abweichen. Bei Ereigniseintritt wird sofort die Notfallzentrale in Aarau informiert und auf das Kamerasystem im Tunnel aufgeschaltet. «Das hat den Vorteil, dass in den ersten zehn Minuten, bevor die Feuerwehr vor Ort ist, bereits wichtige Informationen gesammelt werden und an die Feuerwehr weitergeleitet werden können. So gewinnt man im Ernstfall wichtige Zeit», erklärt Martine Tobler. Auch das Rotlicht am Portaleingang wird automatisch aktiviert. «Das ist immens wichtig, damit nicht noch mehr Fahrer in die Gefahrenzone einfahren», informiert sie weiter.

Der «Duden» des Tunnels

Marcel Oberer und Markus Gunzenhauser von der Firma ecosafe waren an der Übung auch vor Ort. Die beiden erstellten eine Dokumentation über den Tunnel. «Über den Tunnel existieren rund 10 000 Pläne. Unsere Aufgabe war es, diese zusammenzufassen und für jeden schnell lesbar und verständlich aufzubereiten», erklärt Gunzenhauser. Falls es zu einem Ereignisfall im Tunnel käme, müsse eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organisationen wie Feuerwehr, Polizei und Spital gewährleistet sein. Auch die Ökologie, wohin das Löschwasser beispielsweise abfliesst, sei darin festgehalten. «Dadurch dass alle den gleichen Plan vorliegen haben, ist eine schnelle Kommunikation gewährleistet», so Marcel Oberer. «Diese Dokumentation ist sozusagen der ‹Duden› des Tunnels», fasst Gunzenhauser zusammen. Das Werk werde fortlaufend aktualisiert und auch neue Erkenntnisse, die man nach einem Schadensereignis gewinnt, werden darin festgehalten.

Schlechte Sicht ist die grösste Herausforderung

Thomas Strebel, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Muri+, und Thomas Huber, Kommandant der Feuerwehr Sins-Abtwil, zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Übung. «Für uns war es eine Premiere und zugleich auch ein grosser Erfolg», fasst Huber zusammen. Innerhalb der vorgeschriebenen zehn Minuten sei man am Einsatzort gewesen. Im Feuerwehrmagazin startete man gestaffelt, um den Einsatz möglichst authentisch zu gestalten. Insgesamt kamen das Tanklöschfahrzeug, ein schweres Pikettfahrzeug, ein Mehrzweckfahrzeug und ein Verkehrsabteilungsfahrzeug zum Einsatz.

Die Stützpunktfeuerwehr Muri+ war ebenfalls im Zeitplan innerhalb von 20 Minuten vor Ort. Sie rückte mit einem Tanklöschfahrzeug, einem Pikettfahrzeug, einem Kommandofahrzeug und einem Mannschaftstransportfahrzeug aus. Der Grossraumventilator der Stützpunktfeuerwehr Muri+ kam nicht zum Einsatz. «Wir greifen in einem Tunnel den Brand mit dem Wind an. In diesem Fall haben wir mit den Strahlventilatoren, die im Norden und Süden im Tunnel installiert sind, gearbeitet. Doch falls diese ausgefallen wären, wären wir ausgerüstet gewesen», erklärt Thomas Huber. Denn die grösste Herausforderung bei einem Tunnelbrand sei die schlechte Sicht.

Am Ende des einstündigen Übungseinsatzes wurde ein Fazit gezogen. «Wir sind sehr zufrieden. Die Übung ist zum grossen Teil reibungslos abgelaufen und das ist die Hauptsache», so Thomas Huber. «Wir hatten zwar ein kleines Problem mit dem Funkverkehr im Tunnel», fügt Thomas Strebel hinzu, aber das könne leicht behoben werden. Es habe sich gezeigt dass das Notfallkonzept richtig sei und den Tatsachen entspreche. Man sei für einen hoffentlich nie eintreffenden Notfall gerüstet, so Thomas Strebel abschliessend.


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