Hechtsprung nach vorne

  16.07.2021 Sport

Der Beriker Goalie Marvin Keller wechselt zum FC Wil

Der 19-jährige Marvin Keller hat fast sein ganzes Fussballerleben im Nachwuchs des Grasshopper-Club Zürich verbracht. Jetzt geht der Beriker den nächsten Schritt, um sich im Profifussball zu etablieren – und wechselt zum FC Wil.

Josip Lasic

7:1 schlägt Challenge-League-Verein Wil die Österreicher von Austria Lustenau im Vorbereitungsspiel für die neue Saison. Im Tor der Ostschweizer steht der Freiämter Marvin Keller. Wenn die Wiler am Sonntag, 25. Juli, um 14.15 Uhr zu Hause gegen den FC Vaduz in die Meisterschaft starten, hofft der 19-Jährige darauf, erneut zwischen den Pfosten zu stehen.

Dafür ist der Mutscheller zum Challenge-League-Club aus dem Kanton St. Gallen gewechselt. «Ich hatte noch einen Jahresvertrag bei GC. Der Verein und ich hatten aber nicht die gleichen Vorstellungen, wie es mit meiner Karriere weitergehen soll», erzählt Keller. «Es gab diverse Anfragen von anderen Clubs. Die Perspektive beim FC Wil hat mich am meisten überzeugt. Deshalb habe ich meinen Vertrag in Zürich aufgelöst.»

Als Kind zu GC

Der Beriker will sich im Profifussball etablieren. Deshalb hat er den Schritt gewagt. Ganz leicht war es nicht. Seit der U8 war Marvin Keller Teil des GC-Nachwuchses. Sein Leben war rund um die Stadt Zürich aufgebaut. Wohnhaft bei den Eltern in Berikon, fussballerisch im Letzigrund und auf dem GC Campus in Niederhasli zu Hause. Dazu absolviert er die «United School of Sports» des Wohler Direktors Tobias Rohner. Dort ist er in Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten. Seine Praktikumsstelle ist – wie sollte es anders sein – in Schlieren bei Zürich, wo er bei der «ICM Bau AG» arbeitet. Jetzt hat sich einiges verändert. «Um ehrlich zu sein, habe ich befürchtet, dass es stressiger wird», sagt Keller lächelnd. «Bis jetzt kann ich es sehr gut managen. Die Schule hilft bei der Koordination. Im nächsten Sommer schliesse ich ab, und dann will ich auf den Fussball setzen. Wenn der Verkehr nicht allzu dicht ist, bin ich ausserdem in knapp einer Stunde in Wil. Das passt alles.»

Der Mehraufwand beim Pendeln ist es ihm für seine fussballerische Entwicklung wert. «Ich war noch ein Kind, als ich zu GC kam. In der Zeit dort konnte ich erwachsen werden und als Fussballer reifen. Jetzt ist es Zeit für eine neue Herausforderung.» Diese hat er beim FC Wil gefunden. Denn der Stammplatz im Goal der Ostschweizer ist alles andere als sicher.

Kampf um den Platz im Wil-Tor

In der vorigen Saison stand Philipp Köhn im Kasten der Wiler. Er ist jetzt zu Red Bull Salzburg zurückgekehrt. Neben Keller kämpfen noch die ehemaligen Ersatzleute von Köhn – Nils de Mol (20) und der Ivorer Kader Abubakar (21) – um den Platz im Tor.Am Tag des 7:1-Sieges gegen Lustenau spielt Wil auch gegen GC. In dieser Partie steht de Mol 90 Minuten lang im Tor. Im Test gegen den FC Zürich bestreiten Keller und de Mol je 45 Minuten. Heute Freitag, 19.30 Uhr, steht die letzte Vorbereitungspartie gegen Brühl auf dem Programm. Noch ist unklar, welcher Keeper in diesem Spiel auf dem Feld stehen wird. «Aktuell sieht es nach einem Zweikampf im Goal zwischen mir und Nils de Mol aus. Trainer Alex Frei hat gesagt, wer am besten trainiert und die besten Leistungen zeigt, der spielt.» Das passt Keller gut. Er ist sich bewusst, dass es in seinem Alter keine Garantien auf Einsatzzeiten gibt. In Wil sieht er die grösste Chance auf Minuten in der zweithöchsten Schweizer Fussballliga.

Fokus auf die Gegenwart

Rund zwei Jahre ist es her, als Keller gegenüber dieser Zeitung gesagt hat, dass er in fünf Jahren in der Bundesliga spielen will. Die logische Entwicklung für den U-Nationalspieler wäre jetzt, sich in der Challenge League zu etablieren, dann in der Super League und dann ein Wechsel ins Ausland. «Das wäre ein Traum, aber so weit denke ich nicht voraus», sagt Keller. «Ich konzentriere mich auf den FC Wil und die Challenge League.»

Einen Schritt vorwärts hat er in seinen Plänen mit dem Wechsel zu Wil auf jeden Fall gemacht. Oder um es in Goalie-Sprache auszudrücken: Keller wagt einen Hechtsprung nach vorne.


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