Immerhin die Fasnacht retten

  02.02.2021 Fasnacht

Der «Fasinaut» bringt die fünfte Jahreszeit in die Wohnzimmer – von seiner Rakete aus

Die Fasnacht 2021 fordert viel Kreativität. Keine Partys, keine Réunions. Die Fasnachtsgesellschaften sind trotzdem aktiv. Für ein weiteres Highlight der Murianer Fasnacht sorgt der «Fasinaut». In einer selber gebauten Rakete liegt er ins Weltall.

Annemarie Keusch

1970 waren es drei jugendliche Hobby-Astronauten, die die Apollo 8 nachbauten. Das Ziel: die Mondlandung simulieren. 14 Tage verbrachten sie in der Raumkapsel, fast zwei Jahre bauten sie vorher an ihrer Apollo 8. Es ist diese Idee, die dem Vorhaben des «Fasinauts» zugrunde liegt. Sein Ziel aber ist ein anderes. Er will die Fasnacht retten. Und zwei Jahre baut er nicht an seiner Raumkapsel. Nicht mal eine ganze Woche wird die Bauphase dauern. «Zum Glück habe ich Leute in meiner Crew, die über ganz viel Raketentechnikwissen verfügen», sagt der «Fasinaut».

Kein unbekannter Fasnächtler im Dorf

Seinen richtigen Namen verraten will der «Fasinaut» nicht. «Das ist völlig sekundär», sagt er. Vielmehr soll es um die Aktion gehen. Darum, dass er – abgesehen von Toilettengängen – ganze 78 Stunden in seiner Rakete verbringt und rund um die Uhr per Livestream via Youtube sendet. Ein Unbekannter ist der «Fasinaut» an der Murianer Fasnacht nicht. So viel verrät er: «Ich war 20 Jahre Teil einer Guggenmusik und bin an der Fasnacht noch immer nicht still.» Nur heuer, aber nur, was die Instrumente betrifft. Denn ruhig will der «Fasinaut» in den 78 Stunden Video-Streaming überhaupt nicht sein. Er will die vielen Facetten der Fasnacht zeigen und diese retten. «Die Menschheit und mit ihr die ganze Welt scheint aktuell unterzugehen. Die Fasnacht soll dabei gerettet werden, darum starte ich mit ihr ins Weltall.»

Am Schmutzigen Donnerstag erfolgt der Start, am Fasnachtssonntag die Landung. «Hoffentlich in Muri.»


Die Fasnacht in die Stube bringen

Der «Fasinaut» sendet 78 Stunden live aus seiner Weltraumrakete

Neue fasnächtliche Welten entdecken, andere intergalaktische Fasnächtler besuchen – das macht der «Fasinaut» vom Schmutzigen Donnerstag bis am Fasnachtssonntag. Via Youtube will er die Fasnacht zu den Leuten zu Hause in der Stube bringen. Seine Rakete steht ab nächstem Samstag vor dem «Wave».

Annemarie Keusch

Auf der Erde liegt einiges im Argen. «Der Untergang der Menschheit ist zumindest nah», sagt der «Fasinaut». Mit der Menschheit soll aber eines nicht untergehen – die Fasnacht. Der «Fasinaut» rettet sie mit einem 78-stündigen Flug ins All. Vier Meter Durchmesser, sechs Meter hoch. Darin lebt der «Fasinaut» während der Fasnacht. «Die meisten werden denken, die Rakete stehe immer vor dem ‹Wave›. Aber das ist eine optische Täuschung. Ich werde viele Kilometer entfernt quer durch die Galaxie fliegen.» Der «Fasinaut» sagts ohne ironischen Unterton. «Ich bin mitten in der Rolle.»

Als feststand, dass die Fasnacht 2021 so ganz anders wird als je zuvor, entwickelte der «Fasinaut» die Idee der Raumfahrt. Im Laufe der Wochen und Monate kamen immer neue Details dazu, andere Vorhaben mussten aufgegeben werden. «Eigentlich wollte ich die Rakete nie verlassen während den 78 Stunden, aber für die Toilettengänge bleibt mir wohl nichts anderes übrig», sagt der «Fasinaut».

Schutzschild gegen Meteoriten

Alleine setzt der «Fasinaut» sein Vorhaben nicht in die Tat um. «Das ginge schlichtweg nicht.» Eine Mission-Control-Station am Boden koordiniert den Flug, ein Bauchef mit Raketentechnikwissen hilft beim Bau. Auch technisch braucht der «Fasinaut» Unterstützung. Schliesslich wird sein Vorhaben rund um die Uhr via Youtube unter dem Stichwort «Fasnacht Muri» übertragen.

Unterhalten, das will der «Fasinaut» in erster Linie. Möglichst viele Fasnächtlerinnen und Fasnächtler will er in seiner Rakete begrüssen. «Natürlich werden die Coronamassnahmen eingehalten, auch wenn ich vor anderen Sachen im Zuge der Expedition mehr Angst habe.» Meteoriten? Ein Schutzschild sei montiert. Parasiten? Man wisse schliesslich nie, was die intergalaktischen Fasnächtler alles in die Rakete schleppen. Aber beim «Fasinaut» überwiegt die Vorfreude. «Neben den Begegnungen freue ich mich schon jetzt auf die Landung.» Gespannt sei er nur, wo diese erfolgen wird. «Ich setze ganz auf meine Mission-Control-Crew und hoffe, wieder in Muri zu landen.»

Treibwerke sehen aus wie Paloxen

Begrüssen wird der «Fasinaut» in seiner Rakete Vertreter der Fasnachtsgesellschaften verschiedener Vereine. «Und ich hoffe sehr, dass die Galaxie nicht nur bis an die Murianer Ortsgrenzen reicht.» Willkommen seien alle Fasnächtlerinnen und Fasnächtler aus der Region und darüber hinaus. Wer sich anmeldet, bekommt eine fixe Zeit zugeteilt. «Aber natürlich, es soll auch Raum für Flexibilität und Spontanität geben», sagt er.

Für seinen Flug ins All ist der «Fasinaut» bestens vorbereitet. Am Samstag wird seine Rakete gebaut. Die Treibwerke werden aussehen wie Paloxen, der obere Teil der Rakete wie ein Tipi-Zelt. «Aber natürlich ist das nur im Auge des Laien so.» Schliesslich seien die Anforderungen auch ans Material gross. Stichwort Druckausgleich, Stichwort Kälte. Auch die Relativitätstheorie spiele mit. «Aber das wäre jetzt zu schwierig, um es zu erklären.» Ein Fluxkompensator, ähnlich wie in «Zurück in die Zukunft», kommt zum Einsatz, um die riesigen Distanzen zu überwinden. «Alles getestet.» Auch auf den «Fasinauten» warten Herausforderungen. «Im Weltall ist es sehr kalt. Moonboots und ein spezieller Schutzanzug sind unglaublich wichtig.»

Bissfestigkeit von Cervelats und Bürli

Unterhalten will der «Fasinaut» die Leute mit vielen Geschichten rund um die Fasnacht, mit Anekdoten, mit Schnitzelbänken. Aber auch Experimente sind geplant, etwa zum Testen der Bissfestigkeit der Marti-Cervelat und des Kreyenbühl-Bürli in der Galaxie. Kurzum erklärt der «Fasinaut»: «Ich will den Spass zu den Leuten nach Hause bringen, wenn sie schon zu Hause bleiben müssen.»

Vor dem «Wave» wird der «Fasinaut» am Schmutzigen Donnerstag, 10 Uhr, starten und – läuft alles nach Plan – am Fasnachtssonntag, 10 Uhr, wieder landen. Während dieser Zeit gibt es vor der Café-Bar einen Takeaway-Betrieb. «Ich bin sehr froh um die Unterstützung», sagt der «Fasinaut», der im «Wave» einen Teil seiner Rakete schon zusammenbauen konnte. Auch mit den Fasnachtsgesellschaften und ihrem Fasnachtsradio spannt er zusammen. «Es wird mehrere Live-Schaltungen geben.»

Das Ganze ist kein Witz

Die Vorfreude ist gross, ähnlich wie die Fantasie des «Fasinauten». Und er hofft, dass sich viele Fasnächtler von dieser Freude anstecken lassen und ihn in der Rakete besuchen. «Viele, die davon hören, meinen, das Ganze sei ein Witz. Aber es ist echt.»

Voranmeldungen für einen Besuch in der Rakete oder Direktschaltungen während der Live-Übertragung an: 077 510 34 90 oder an 2021aspaceodyssey@bluewin.ch. Ein erstes Video des «Fasinauten» ist schon auf Youtube zu sehen.


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