Jeder Tag ein Ehrentag

  13.07.2021 Region Bremgarten

Sommerserie «Tag der ...»

Heute findet der «Ehrentag der Kuh» statt. Es ist einer von unzähligen Gedenktagen, die täglich ausgerufen und gefeiert werden. Unsere Redaktion beleuchtet mit einer Sommerserie einige davon. Wichtig ist, dass der Tag tatsächlich bei der Erscheinung stattfindet. Für den Künter Landwirt Simon Kohler ist jeder Tag ein Ehrentag für die Kuh – also nicht nur heute. Der Bauer betreibt zusammen mit seinen zwei Brüdern und seinem Vater einen Hof, der unter anderem auch die Mutterkuhhaltung einschliesst. Für ihn sind die Kühe wertvolle und hoch geschätzte Mitarbeiterinnen, deren Kälber mit Respekt gemetzget werden. --rwi


Gehörnte Persönlichkeiten

Sommerserie «Tag der ...» mit einem muhenden Thema

Täglich werden verschiedene Gedenktage gefeiert. Heute findet zum Beispiel der «Ehrentag der Kuh» statt. Der Künter Landwirt Simon Kohler ist seit frühester Kindheit mit diesen Tieren vertraut. Er und seine Familie haben einen entsprechend starken Bezug zu ihnen.

Roger Wetli

«Kühe gehören zu unserer Familie», erklärt Simon Kohler. In seiner Stimme schwingt dabei ein gewisser Stolz mit. «Den ‹Ehrentag der Kuh› kannte ich bisher nicht. Für mich ist aber jeder Tag ein Ehrentag für die Kuh.» Er sei immer um Kühe herum gewesen. Und auch seine beiden Mädchen Livia und Sarah hängen sehr an den Tieren. Zurzeit sind es etwas zwanzig Kühe plus Kälber und vier bis fünf Rinder, mit denen die Kohlers eine Mutterkuhhaltung betreiben.

Wichtiger Teil des Hofes

Simon Kohler führt den Bio-Hof gemeinsam mit seinen beiden Brüdern, dem Vater und mit bis zu zehn Saisonangestellten. Sie bauen Obst und Gemüse an, sömmern Wasserbüffel in Naturschutzgebieten und betreiben einen Legehennenstall. «Für die Kuhrasse Simmentaler haben wir uns entschieden, weil sie hervorragend in den Betrieb passt», so Kohler. «Sie ist nicht zu schwer, robust, liefert hervorragendes Fleisch und verwertet die Gemüseerntereste effizient.» Gerade Letzteres ist dem Landwirt wichtig. Denn anstelle die Grünabfälle in Biogas umzuwandeln, wird daraus über die Kühe Fleisch. «Wir kommen darum ganz ohne Kraftfutter aus und halten nur so viele Kühe, wie der eigene Boden ernähren kann», betont er.

Hohe Sensibilität

Der Landwirt ist froh, dass sie neben dem Pflanzenbau auch Kühe halten. «Diese Tiere gehören einfach auf einen Bauernhof. Sie leben mehr als das Gemüse, erkennen einen, reagieren stark auf die eigene Stimmung und auf den Tonfall. Sie bringen mich auf den Boden», reflektiert Simon Kohler.

Der grosse Respekt äussert sich auch darin, dass die Kühe nicht enthornt werden. «Bei denen, die keine Hörner haben, ist die Genetik schuld», erklärt er. «Es gibt einzelne Kühe, die richtig stolz auf ihre Gehörne sind und sie auch mal sanft einsetzen, um sich Platz zu schaffen. Verletzungen hatten wir in unserem Stall aber noch nie.» Das liege auch daran, dass dieser extra für die Hornträger gebaut wurde. Aufpassen müsse er mit den Hörnern aber schon. «Ein kleiner, nicht bös gemeinter Stupfer kann wegen der spitzen Hörner ins Auge gehen. Dazu kommt ein Gewicht von bis 500 Kilogramm bei den weiblichen und bis zu einer Tonne bei den männlichen Tieren», so Kohler.

Charakterlich seien Kühe vorsichtig und skeptisch. «Die Jungtiere sind aber neugierig. Sie wollen oft gestreichelt werden und fordern das auch aktiv ein», lacht der Landwirt. Viel Freude bereitet es ihm, wenn alle Mutterkühe am Fressen sind und die Kälber deshalb den Liegebereich für sich alleine haben. «Sie nutzen das dann richtig aus, um umherzurennen und sich auszutoben.» Simon Kohler attestiert seinen Tieren eine hohe Sensibilität. «Gebärt eine Kuh zum ersten Mal, ist das für sie neu und sie reagiert deutlich verunsichert», weiss er. Dasselbe gelte, wenn die jungen Tiere von ihren Müttern getrennt werden. «Letztere muhen dann zwei Tage. Das geht durch Mark und Bein. Es ist eine Folge der Mutterkuhhaltung, in der zwischen Kalb und Mutter eine enge Beziehung aufgebaut wird.»

So gerne Simon Kohler jedes seiner Tiere hält, so sehr akzeptiert er, dass immer wieder Tage kommen, an denen er sich von einzelnen Tieren trennen muss. «Das gehört einfach zum Bauernleben dazu. Schliesslich verursachen die Tiere Kosten, die wir wieder erwirtschaften möchten, um davon zu leben. Wichtig ist es, den Kühen und Kälbern ein schönes und gesundes Leben zu ermöglichen.» Dieses dauert bei den Kohlers zwischen 8 Monate und 18 Jahre lang. «Eine besondere Kuh erreichte 18 Jahre. Als sie schwach wurde, konnten wir auch sie verwerten. Auch das gehört zum geschlossenen Kreislauf», so Kohler.


Firma rief aus

Der «Ehrentag der Kuh» oder «Cow Appreciation Day» wurde 2011 von der US-amerikanischen Fastfoodkette «Chick-fil-A» ausgerufen. Laut der Website www.kuriose-feiertage.de fand er zuerst immer am zweiten Freitag im Juli statt, danach wechselte er auf den zweiten Dienstag im Juli. Das Unternehmen nutzt den Tag, um für seine Produkte Werbung zu machen und um der Kuh ein positives Image zu geben. --rwi


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