Jetzt die richtigen Lehren ziehen

  26.03.2021 Wohlen

Die Sportpark Bünzmatt AG hat die Rechnungen der ersten drei Jahre veröffentlicht

Diese Zahlen sorgen für Schlagzeilen in Wohlen. Die Sportpark Bünzmatt AG weist für die ersten drei Jahren ein Minus von rund 370 000 Franken aus. Und die Coronasaison 20/21 wird ein noch schlechteres Ergebnis bringen. Für VR-Präsident Patrick Amstutz geht es darum, die richtigen Lehren zu ziehen.

Es gibt Momente, da ist man nicht stolz darauf, dass man recht hatte. Für Patrick Amstutz ist dieser Moment jetzt gekommen. «Mir blutet bei diesen Zahlen das Herz. Aber ich habe immer gesagt, dass der festgelegte Betriebsbeitrag für ein neues Unternehmen zu niedrig angesetzt ist. Darin gibt es keine Reserven und Puffer für Unvorhergesehenes und zu wenig Mittel für Abschreibung und Unterhalt», erklärt der Präsident des Verwaltungsrates der Sportpark Bünzmatt AG.

455 000 Franken: So viel sollte die neue Anlage die Gemeinde pro Jahr kosten. Dieser Betrag wurde auch in der Abstimmung über den Bau- und Sanierungskredit stets genannt. Nach den ersten drei Jahren zeigt sich: Der Betrag reicht bei Weitem nicht. Allein in der Saison 2019/20 resultierte ein Minus von 260 000 Franken. Die laufende Saison wird – aufgrund der Pandemie – noch viel schlechter ausfallen. Und Hilfe gibt es wenig. Zwar erhält der Schüwo-Park Entschädigungen für Kurzarbeit, aber weitere Härtefallgelder bleiben ihm verwehrt. Weil die AG zu 100 Prozent in öffentlicher Hand ist.

Wie viel kostete früher die Badi?

Doch warum wurden die 455 000 Franken damals festgelegt, wenn sie doch nicht ausreichen? «Das war eine politische Zahl», erklärt Amstutz offen und ehrlich. Der Beitrag sollte gleich hoch sein wie derjenige, den die Gemeinde zuvor für Badi und Eisbahn ausgab. Das Problem: Diese Zahlen entsprachen nicht der Realität. «Bei der Eisbahn schon», so der VR-Präsident, «aber viele Kosten für die Badi waren irgendwo in der Gemeinderechnung verbucht. Wenn beispielsweise der Werkhof oder die allgemeine Verwaltung Arbeiten ausführte, wurde das nicht in der Schwimmbadrechnung zu Vollkosten aufgeführt.» Dem Sportpark Bünzmatt als AG hingegen wird jede Leistung durch die Gemeinde in Rechnung gestellt.

Eigene Fehler korrigiert

Natürlich, man habe auch Fehler gemacht, gibt Geschäftsführer Christian Meier zu. Beispielsweise in der Gastronomie. «Aber diese haben wir inzwischen korrigiert», sagt Meier. Letztlich hätten aber fast alle Sportanlagen in der Schweiz die gleichen Probleme. Sie lassen sich durch den laufenden Betrieb nicht finanzieren, sind auf externe Beiträge angewiesen. Denn die Fixkosten für Personal und Energie sind hoch, die Nutzung ist aber wetterabhängig. «Und oft wird vergessen, dass man eine solche Anlage auch unterhalten und abschreiben muss», so Meier.

Der jetzige Betriebsbeitrag sei schlicht zu niedrig, erklärt Amstutz. Es hat keinerlei Puffer, falls es beispielsweise beim Personal zu Ausfällen kommt. Oder wenn eine Saison verregnet wird. Oder ein Virus die Schweiz lahmlegt. «Wir haben letzten Frühling dem Gemeinderat offengelegt, welche Kosten wegen Corona auf uns zukommen. Er hat sich dafür entschieden, trotzdem zu öffnen», berichtet Meier. Und das sei richtig. «Denn wir sind doch für die Menschen da. Gerade in diesen Zeiten waren viele froh, dass wir offen hatten», fügt der Geschäftsführer an. Doch den Betrieb in diesen Zeiten aufrechtzuerhalten, das bringe eben auch hohe Kosten mit sich. «Gerade, was den administrativen Aufwand betrifft, sind wir auf die Welt gekommen», sagt Amstutz.

Gemeinderat frühzeitig informiert

Die Abrechnung für die Saison 20/21 liegt zwar nicht vor, aber eines ist klar: Das Ergebnis wird tiefrot ausfallen. «Wir haben den Gemeinderat frühzeitig darüber informiert», erklären Amstutz und Meier. Trotzdem wollte dieser keine zusätzlichen Gelder bereitstellen, sondern erst die Jahresrechnung abwarten. «Unser oberstes Ziel war es stets, die Liquidität zu erhalten, damit wir die Löhne bezahlen können», sagt der Präsident. Dafür habe man an anderen Orten gespart, soweit es möglich war. Für beide ist zudem klar: Beim Unterhalt darf man nicht sparen. «Leider gehen bei solchen Projekten oft die Betriebskosten vergessen. Darum spart man nachher beim Unterhalt. Und nach 10 bis 15 Jahren gibt es ein böses Erwachen», so die Feststellung des Präsidenten.

Non-Profit-Unternehmen

Und überhaupt: Auch wenn der Schüwo-Park von einer AG geführt wird – Gewinn abwerfen wird er nie, Dividenden gibt es keine. «Wir sind nicht zu vergleichen mit einer ibw. Wir arbeiten in einem Non-Profit-Bereich», so Meier. Aber ist dann die Aktiengesellschaft nicht die falsche Rechtsform? «Das spielt an sich keine Rolle», sagt Amstutz. «Die Rechtsform hat keinen Einfluss auf die Kosten», doppelt Meier nach. Wichtig sei, dass der Verwaltungsrat genügend Freiheiten erhalte, um den Betrieb zu entwickeln. Bis ins letzte Detail ausformulierte Papiere wie Eigentümerstrategie und Leistungsvereinbarung schränken die Entwicklung des Sportparks eher ein. «Die Politik ist vorsichtig und will immer alles mit ganz vielen Papieren und Zahlen absichern. Wir aber müssen schnell reagieren können. Da stossen wir teilweise auf Hindernisse», bedauert VR-Präsident Amstutz.

Geschäftsführer Christian Meier warnt aber auch davor, einfach alles pessimistisch zu sehen. «Wir haben eine tolle Anlage, an der die Besucher viel Freude haben», betont er. Seit der Eröffnung haben rund 200 000 Personen den Schüwo-Park besucht. Und die Rückmeldungen sind fast immer positiv. Eine solche Sport- und Freizeitanlage sei doch für die Bevölkerung da, betonen die beiden. Gerade in den letzten Wochen habe man für viel Freude gesorgt. «Viele Eisbahnen hatten geschlossen. Wir haben für die Schulen und die Kinder und Jugendlichen geöffnet. Dafür waren uns viele dankbar», betont Meier. Auch seine Mitarbeiter lobt der Geschäftsführer. «Sie haben in dieser schweren Zeit ein grosses Engagement an den Tag gelegt und sich sehr flexibel gezeigt», freut er sich.

Jetzt über die Bücher gehen

Für Amstutz geht es darum, jetzt nicht zu jammern, sondern die richtigen Lehren zu ziehen. «Man muss aufhören, uns mit einer ibw zu vergleichen, sondern muss uns wenn schon am Sportzentrum Niedermatten messen», sagt er. Auch dort seien die Betriebsbeiträge seinerzeit viel zu tief angesetzt und später korrigiert worden. Beim Sportpark Bünzmatt wurde bereits reagiert. Für die Saison 19/20 gab es 480 000 statt der vereinbarten 455 000 Franken. Allerdings reicht auch das nicht aus. «Bei den Beiträgen müssen wir dringend über die Bücher», ist für den Präsidenten klar. Wohlwissend, dass dies harte und lange Verhandlungen nach sich zieht.

Freude noch nicht verloren

Die Offenlegung der Zahlen bringt Bewegung in die Diskussion. Dass die Jahresrechnungen jetzt veröffentlicht werden, hat der Verwaltungsrat unabhängig vom Gemeinderat entschieden, der sich lang dagegen gesträubt hat. «In welchem Unternehmen entscheiden die Aktionäre über die Veröffentlichung? Wir haben jedenfalls nichts zu verstecken», betont Amstutz. Er ist denn auch bereit, sich weiter voll und ganz für den Sportpark einzusetzen. «Es ist herausfordernd, aber es macht immer noch Freude», betont er. Aber es müsse jetzt einfach schnell gehen. Und immerhin gebe es auch Lichtblicke. «Der operative Cash Flow war in den ersten beiden Betriebsjahren knapp positiv. Und wir konnten die Liquidität im Coronajahr 2020 mit eigenen Massnahmen sicherstellen», sagt Amstutz. «Und die Anlage ist eine der schönsten in der Schweiz», betont Meier.

Damit dies aber so bleibe, müsse man ihr weiter Sorge tragen. «Wir haben schon einige Projekte am Laufen und sind überzeugt, dass wir gestärkt aus der Krise gehen», meint Verwaltungsratspräsident Patrick Amstutz zum Schluss. Wohlwissend, dass das weitere Schicksal nicht allein in seiner Hand liegt, sondern da eben die Politik mitmischt. Und dort mahlen die Mühlen etwas langsamer.


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