Mehr Muskeln, mehr Kater

  11.06.2021 Sport

Joel Strebel tritt am Solothurner Kantonalen als Titelverteidiger an

Startschuss geglückt. Das Aargauer Kantonale war das erste Schwingfest seit Langem. Für das Freiamt gab es gleich vier Kränze und eine schmerzhafte Erkenntnis: «Ich hatte selten so heftigen Muskelkater», sagt der 24-jährige Joel Strebel. Am Wochenende tritt er am Solothurner Kantonalen als Titelverteidiger an.

Stefan Sprenger

Die Beine werden schwer, jede Bewegung schmerzt. Am Aargauer Kantonalen merkt Joel Strebel schon auffallend früh, dass Muskelkater aufkommt. Der Freiämter zeigt im dritten Gang einen beherzten und offensiven Kampf gegen den Schwingerkönig und späteren Festsieger Christian Stucki. Strebel (120 kg) kann den über 140-kg-Koloss sogar kurz in die Luft befördern. «Mehr lag leider nicht drin», erzählt Strebel, der den Kampf nach starkem Auftritt verliert. Nachdem Stucki dem Aristauer das Sägemehl vom Rücken klopft, gibt es einen kurzen schwingerischen Small Talk. «Ich sagte Stucki, dass ich jetzt schon Muskelkater habe», erzählt der 24-jährige Strebel. Der Schwingerkönig, 12 Jahre älter, meint lachend: «Was soll ich dann erst sagen?»

Joel Strebel ist mit dem Aargauer Kantonalen zufrieden. Er holt einen Kranz, genauso wie drei weitere Freiämter: Andreas Döbeli, Yannick Klausner und Philipp Joho. «Für den Anfang prima. Ich bin sehr zufrieden», sagt Strebel. Die lange Pause scheint ihm nichts angetan zu haben. «Ich habe mehr Kraft», sagt er voller Selbstvertrauen. Rund fünf Kilogramm Muskelmasse hat er in den vergangenen 12 Monaten zugelegt. Wobei: Sind wirklich alles Muskeln? Nicht ganz. «Meine Freundin meint, ein wenig Bauchfett sei auch dabei», erzählt er lachend.

Der Eidgenosse hat einige Erkenntnisse aus dem Aargauer Kantonalen in Lenzburg gewonnen. «Ich bin reifer und lockerer geworden. Ich bin nicht mehr so angespannt wie früher. Und weil ich schwerer und stärker bin, fliege ich nicht gleich davon, sondern habe das Selbstvertrauen, um auch mal dem Gegner das Zepter zu überlassen», sagt er. Ein Beweis für seine grössere Muskelkraft: Bei den Kniebeugen stemmt er maximal 205 kg. Also annähernd das Doppelte seines Körpergewichts. Strebel ist auch mit dieser Leistung «sehr zufrieden».

Er zieht um

Am Solothurner Kantonalen sind er und Andreas Döbeli vom Schwingklub Freiamt dabei. Unter den total 104 Schwingern werden sechs Eidgenossen sein. Neben den zwei Freiämtern werden Nick Alpiger und Patrick Räbmatter aus der Nordwestschweiz antreten. Die hochkarätigen Gäste aus der Ostschweiz heissen Samuel Giger und Domenic Schneider. Einen Tag vorher, am Samstag, wird der Nachwuchsschwingertag mit 227 Jungschwingern durchgeführt.

Strebel tritt als Titelverteidiger an. Im Jahr 2019 war es, als der Freiämter den Eidgenossen Christoph Bieri nach fünfeinhalb Minuten mit Kurz im Schlussgang besiegte und seinen ersten Kranzfestsieg feierte. Nebst dem eidgenössischen Kranz und den zwei Bergfestkränzen war dieser Erfolg das bisher grösste Highlight seiner Karriere. «Ich bin damals ohne Erwartungen angetreten und es ist super gelaufen. Ich werde es jetzt genauso tun.» Bis nächsten Sonntag ist auch der Muskelkater weg.

Privat hat Strebel auch Neuigkeiten zu verkünden. Er hat sich in Althäusern, nur 100 Meter von seinem Elternhaus entfernt, eine Eigentumswohnung gekauft. Im Herbst wird er mit seiner Freundin Aline Dormann zusammenziehen. Ob er davor mehr Respekt hat als vor einem Duell gegen Schwingerkönig Stucki? «Nein, nein», sagt Strebel lachend. «Das wird schon klappen.» Seine Freundin aus der Innerschweiz wird im Freiamt heimisch, denn bald wird sie ihren neuen Job als Confiseurin in der Bäckerei Kreyenbühl in Muri anfangen. Strebel freuts.

Erneut ein Pilotprojekt

In dieser Woche lag für ihn der Fokus zuerst auf der Erholung. Ab Mitte Woche hat er den Muskelkater überwunden und wird sich Vollgas auf das Kantonale in Solothurn, das ebenfalls als Coronapilotprojekt durchgeführt wird, fokussieren. Sein Ziel? «Freude haben beim Schwingen und alles geben.» Mit dieser Einstellung hat Joel Strebel bislang viele Erfolge gefeiert. Die Titelverteidigung liegt drin. Und dann würde für ihn auch der Muskelkater viel erträglicher sein.


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