Mehr Natur zulassen

  09.04.2021 Wohlen

Frühlingserwachen: Ein positives Fazit zieht die Gemeinde Wohlen mit dem Projekt «Natur findet Stadt»

Naturnahe Gärten sollen in Wohlen keine Seltenheit mehr sein. Dafür setzen sich die Gemeinde und der Natur- und Vogelschutzverein Wohlen ein. Das dreijährige Pilotprojekt für die Förderung von einheimischen Pflanzen in der Siedlung ist sehr erfolgreich und geht in die Verlängerung.

Sabrina Salm

Einfache Aufwertungsmassnahmen bieten einheimischen Tieren und Pflanzen mehr Lebensraum. «Und das ist so wichtig. Denn leider verarmt die Natur», sagt Andrea Fuchs vom Natur- und Vogelschutzverein Wohlen. Bereits seit Jahren ist der NVW bemüht, dem entgegenzuwirken. So hat er auch den «Naturmärt» ins Leben gerufen. Das Ziel: mehr einheimische Pflanzen in die privaten Gärten zu bringen. «Viele Leute wissen gar nicht, dass sie viele Pflanzen im Garten haben, die nicht einheimisch oder gekreuzt sind. Für die Insekten und Schmetterlinge ist es jedoch entscheidend.»

Gemeinde geht als Vorbild voran

Der Natur- und Vogelschutzverein Wohlen habe sich schon länger auf die Suche nach einem Projekt gemacht, wie man mehr Natur in die Siedlung bekommt. Mit dem Projekt «Natur findet Stadt», initiiert vom Kanton Aargau und vom Naturama, hat er dann das Passende gefunden. Bei der Einwohnergemeinde Wohlen stiess er mit dieser Idee auf offene Ohren. «Es ist eine gute Sache», findet Roger Isler, Leiter Umwelt und Energie der Gemeinde. «Die Gemeinde Wohlen beschäftigte sich schon vor dem Projekt mit der naturnahen Gestaltung.» Und geht als Vorbild voran. Wo immer möglich, werden einheimische Bäume oder Pflanzen gesetzt. Teils reichen schon einfache Massnahmen, wie zum Beispiel die Rasenfläche weniger zu mähen. «Nur schon mit dem Anpassen der Pflegemassnahmen kann man etwas bewirken. Ohne gleich mit dem Bagger aufzufahren.»

Für die Gemeinde sei dies kein Mehraufwand, auch finanziell nicht. «Ein Stück weit ist es auch eine Haltungsfrage. Wie geht man mit den Flächen der Gemeinden um?» Der Gedanke, dass jemand beginnt und andere animiert, das Gleiche zu tun, gefiel der Gemeinde am Projekt «Natur findet Stadt». Über das Projekt von der Gemeindeseite betrachtet sagt Roger Isler: «Wir machen nichts, was wir sonst nicht auch machen würden. Der Unterschied ist nur, dass wir darüber sprechen und es sichtbar machen können.» Andrea Fuchs findet es lobenswert, dass die Gemeinde Wohlen eine solche Einstellung hat. «Das ist nicht selbstverständlich.» Dabei sei es so wichtig. «Die Schmetterlingsbestände als Beispiel nehmen rapide ab.»

Sensibilisierung im Fokus

Seit 2018 wertet nun die Gemeinde gemeindeeigene Flächen in Wohlen auf und der Natur- und Vogelschutzverein Wohlen bietet wertvolle Gartenberatungen an. Wer mitmacht und seinen Garten mit naturnahen Elementen gestaltet, wird mit einer Auszeichnung geehrt. Die Bilanz fällt positiv aus. «Zu Beginn wurden wir mit Anfragen überrannt», sagt Andrea Fuchs. In den vergangenen drei Jahren während der Pilotphase haben sich 42 Leute für eine Beratung angemeldet. Total wurden 22 Gärten ausgezeichnet. 21 Beratungen gingen über den Naturgärtner und 11 über den NVW. «Die Beratungen übernimmt der Natur- und Vogelschutzverein.» Wenn es das Wissen der Vereinsmitglieder übersteigt, empfehlen sie einen Naturgärtner. Dessen Beratung übernimmt dann der NVW. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung braucht es oft viel Zeit. «Die Leute können ihren Garten auch mit einem Minimum an Geld selber umgestalten», sagt Andrea Fuchs. Zum Beispiel eine Ecke des Gartens weniger pflegen oder einen Asthaufen aufstellen. Viel braucht es dazu nicht.

Einen naturnahen Garten zu haben, heisse nicht, Mehraufwand zu betreiben. «Der Aufwand wird höchstens anders», sagt Roger Isler. Kompromisse gibt es immer wieder, dann kommt auch mal eine Züchtung zum Einsatz. Im privaten Bereich kann die Gemeinde nur bedingt mitbestimmen, die Leute sollen aber wissen, was sie pflanzen. Das Wichtigste an der ganzen Geschichte sei jedoch die Sensibilisierung der Leute für mehr naturnahe Gärten. Das ist dem Natur- und Vogelschutzverein und der Einwohnergemeinde Wohlen sicherlich bereits gelungen. «Und da das Projekt nun in die Verlängerung geht, wird hoffentlich noch mehr Natur in der Siedlung zugelassen», so Roger Isler. Das sei gut, für die Natur, die Biodiversität und für den Menschen.

Man findet einfache Ideen für die Aufwertung des eigenen Gartens und die Anmeldung für eine kostenlose Gartenberatung auf www.naturfindetstadt.ch oder Telefon 056 622 55 83 (Natur- und Vogelschutzverein Wohlen).


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