Merenschwand hat die Wahl

  31.08.2021 Merenschwand

Zu Kampfwahlen kommt es in einigen Gemeinden des Bezirks Muri. Nirgends hat die Bevölkerung aber eine so grosse Auswahl wie in Merenschwand. Gleich neun Kandidatinnen und Kandidaten – vier bisherige und fünf neue – stellen sich zur Wahl. An einer Podiumsdiskussion nahmen sie zu den brennendsten Fragen im Dorf Stellung, etwa zur Kommunikation des Gemeinderates mit der Bevölkerung. --ake


Die grösste Auswahl der Region

In Merenschwand stellten sich die neun Kandidierenden für den Gemeinderat an einem Podium vor

Vier Bisherige treten zur Wiederwahl in den Gemeinderat an. Hinzu kommen fünf Neue, die ihre Visionen einbringen wollen. Am Podium wurden verschiedenste Themen angeschnitten, etwa die Kommunikation zwischen Gemeinderat und Bevölkerung oder der angebliche Graben zwischen Merenschwand und Benzenschwil.

Annemarie Keusch

Diskussionen, teils heftige, gehörten in den letzten Monaten und Jahren in Merenschwand dazu. Und sie waren ein Thema, über das sich die neun Kandidierenden für den Gemeinderat unterhielten. Tobias Schär, der für die JGLP antritt, wünscht sich einen Gemeinderat, der proaktiv agiert und nicht passiv. «Infoveranstaltungen helfen, auch um das Vertrauen aufzubauen.» Er plädierte auch dazu, mehr Informationen, gerade zu Sachgeschäften, auf der Homepage der Gemeinde öffentlich zugänglich zu machen.

Mangelnde Transparenz lässt der Bisherige Daniel Schmid, SVP, nicht gelten. «Wir wissen, dass wir das der Bevölkerung schulden.» Auch Vizeammann Claudia Dober, FDP, sagt: «Wir machen zu den grossen Themen immer Infoveranstaltungen. In den letzten Fällen war es aber so, dass die grossen Diskussionen trotzdem erst an der Gemeindeversammlung kamen.» Gemeinderat Schmid spricht auch davon, dass solche Anlässe nicht immer gut besucht seien. «Das kleine Interesse enttäuscht uns.» Er spricht von einer gegenseitigen Beziehung, in der es auf beiden Seiten Aufholbedarf gebe.

Bessere Kommunikation – auch dank neuer Homepage

Gemeinderat Rainer Heggli, Die Mitte, bringt den Datenschutz ins Spiel, der einzelne Veröffentlichungen verunmögliche. Und er nimmt die Parteien in die Pflicht: «Vor einigen Jahrzehnten waren diese im Dorf noch viel aktiver, brachten sich etwa mit Vernehmlassungen ein.» Er sehe es als Spiegel der Gesellschaft, dass sich die Leute lieber anonymer, etwa auf Unterschriftsbögen, gegen etwas auflehnen, als öffentlich hinzustehen. Christoph Notter, der als Parteiloser neu kandidiert, wirft ein, dass die Merenschwander Nachrichten im «Amtlichen Anzeiger» auch schon umfassender gewesen seien. «Vielleicht würde es helfen, etwas mehr aus der Ratsstube zu kommunizieren.» Gemeinderat Schmid hält die Tatsache gegenüber, dass keine Einladungsbroschüre zu einer Gemeindeversammlung so umfangreich sei wie jene in Merenschwand.

Gemeinderätin Karin Brauchli betonte, dass der Rat die Anregung zu einer intensiveren Kommunikation gerne entgegennehme. «Wir sind uns bewusst, dass es Verbesserungspotenzial gibt. Böse Absicht ist es aber nicht, wenn wir nicht alles nach aussen tragen.» Gerade mit der neuen Homepage, die es bald gebe, könnte es sein, dass künftig auch die Broschü- ren zu den Gemeindeversammlungen online archiviert werden. «Das würde ich begrüssen», sagt Fabian Brun, der als Parteiloser neu antritt.

Auch das Virus war ein Thema

Es war einer der Punkte, zu dem die neun Kandidierenden befragt wurden. Rund 50 Leute aus dem Dorf kamen, um sich über die vielen Kandidatinnen und Kandidaten informieren zu lassen. Das konnten sie im Vorfeld schon unter einer eigens erarbeiteten Homepage tun, wo sich mit Kevin Vaes, Theres Schöni, Fabian Brun, Christoph Notter und Tobias Schär die fünf Neuen vorstellten. Die vier Bisherigen verzichteten darauf.

An diesem Abend beantworteten sie alle Fragen. Was ihnen in Merenschwand am besten gefalle? Was am wenigsten? Was fehlt? Die Antworten glichen sich, Negatives nennt kaum jemand. Und sie verdeutlichen ihre Slogans. Theres Schöni, LOVB, betont: «Die Menschen sollen dort, wo sie leben, mehr im Zentrum stehen.» Sie sprach auch davon, dass es nicht einer richtigen direkten Demokratie entspreche, wenn nur so wenige Einwohner an der «Gmeind» teilnehmen. «Es gilt, neue Formen zu suchen.» Und sie betonte auch den lokalen Einfluss des Coronavirus und vor allem der Massnahmen gegen dieses.

Platz für Fahrende und günstiger Wohnraum

Angeschnitten wurden weitere Themen, etwa der harsche Umgangston, dem der Gemeinderat, besonders der Ammann, ausgesetzt ist. Oder ein Einwohner wollte wissen, wie der Strafregisterauszug der neun Kandidierenden aussehe. Jene von Brauchli, Heggli, Notter, Dober, Vaes, Schmid, Schär und Brun sind weiss, Kandidat Brun kopierte seinen gar mehrfach, zum Beweis, und Theres Schönis Kommentar: «Ich stehe für Ethik und Recht ein.» Gefragt war zudem die Meinung der Kandidierenden zum möglichen Platz für Fahrende, der in der Nutzungsplanung in Benzenschwil definiert werden könnte. Ein anderer Bürger wollte wissen, was im Dorf den über 20-Jährigen geboten wird, gerade auch, was erschwinglichen Wohnraum betrifft.

Und Moderator Fabian Hägler brachte auch das nicht immer ungetrübte Verhältnis des Dorfteils Benzenschwil mit Merenschwand ein. Seit zehn Jahren sind die beiden Gemeinden fusioniert. «Man spürt diesen Graben manchmal», ist Theres Schöni überzeugt. «Wir fühlen uns manchmal nicht abgeholt», sagt sie, die selber in Benzenschwil lebt. Auch Kevin Vaes, Die Mitte, ist in Benzenschwil zu Hause. «Es gab einen Aufschrei, als die Kinder nicht mehr in Benzenschwil zur Schule gehen konnten. Aber es entstanden schnell Freundschaften. Ich glaube nicht, dass es zwischen Merenschwand und Benzenschwil wirklich ein Problem gibt. Das ist Kopfsache.»

Zwei waren schon damals dabei

Christoph Notter hat Erfahrung mit Startschwierigkeiten. Diese habe es auch gegeben, als die Feuerwehren der beiden Gemeinden enger zusammenarbeiteten. «Es war anfangs ein Geknorze, ist aber über den Prozess gewachsen», sagt er. Das brauche aber Zeit.

Gleiches sagen auch Claudia Dober und Daniel Schmid, die schon bei der Fusion in Merenschwand beziehungsweise in Benzenschwil im Gemeinderat mitwirkten. Dober spricht von einem Generationenprojekt und ist überzeugt: «Wir sind auf gutem Weg und tun viel für das Zusammengehörigkeitsgefühl.» Für Schmid ist das aktuell laufende Strassenprojekt zwischen den beiden Ortsteilen sehr wichtig und symbolisch.

So zeigten alle neun Profil. Was wie stark gewichtet wird, wird sich Ende September zeigen. Eine Auswahl haben die Merenschwanderinnen und Merenschwander jedenfalls – die grösste der Region.


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