Mit der Coolness des Routiniers

  25.09.2020 Sport

Fussball, 1. Liga classic: Wohlen-Captain Marko Muslin vor dem Spiel gegen Solothurn (Samstag, 16 Uhr, Niedermatten)

Drei Spiele ohne Sieg haben dem FC Wohlen einen kleinen Knacks mitgegeben. Dank seiner Routine kann Captain Marko Muslin in so einer Situation einen kühlen Kopf bewahren. Gelingt es ihm, seine Coolness auf seine Mitspieler zu übertragen?

Josip Lasic

Der 35-jährige Wohlen-Captain Marko Muslin hat in seiner Fussballer-Karriere schon einiges erlebt. Sein Profi-Debüt gab er im Alter von 20 Jahren beim AS Monaco an der Seite von späteren Fussballstars wie Emmanuel Adebayor, Patrice Evra oder Maicon. Sein Trainer war damals Didier Dechamps, der Frankreich 2018 zum Weltmeister-Titel geführt hat. Muslin war Profi in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Bulgarien und der Schweiz. Auf seinem Weg begegnete er zahlreichen Grössen des Fussballsports als Trainer oder Mit- und Gegenspieler. Nicht zuletzt sein Vater Slavoljub, der Profi in Serbien und Frankreich war und als Trainer unter anderem die serbische Nationalmannschaft an die WM 2018 in Russland geführt hat. Überall konnte Muslin etwas mitnehmen, kennt so gut wie jede Situation im Fussball. Aufstiegskampf, Abstiegskampf, Duelle um internationale Plätze, er hat alles schon mal mitgemacht.

Deshalb schockt den Captain auch die aktuelle Situation des FC Wohlen nicht. Die Freiämter haben drei Spiele in Folge nicht gewonnen. Muslins Fazit: «Wir haben völlig unnötig Punkte verspielt», sagt der Defensivmann. «Aber wir sind weit davon entfernt, dass ich von einer Krise sprechen würde.» Zuletzt spielen die Wohler jeweils 1:1 unentschieden gegen Goldau und Bassecourt und verlieren das Derby gegen Baden. Im Baden-Spiel tritt der FCW in der 2. Halbzeit zwar sehr dominant auf, ist aber in der 1. Hälfte weit von seinem eigentlichen Niveau entfernt. Einer der Spieler, der in dieser Partie von Anfang an seine Normalform erreicht, ist Muslin. «Vermutlich ist meine Erfahrung dabei ein Vorteil. Nach 15 bis 20 Jahren im Fussball-Geschäft weiss ich, wie man in ein Derby reingeht.»

Rhythmus der letzten Saison verloren

Viele seiner Mitspieler wirken im Derby hingegen nervös und verkrampft. «Mich hat vor allem gestört, dass wir den Gegner stark gemacht haben. Wir haben Baden die Bälle zugespielt, damit sie uns auskontern konnten», sagt der Captain.

Die Gründe für diese Nervosität beim FC Wohlen vermutet Muslin in den bisherigen Ergebnissen. Besonders das Spiel gegen Bassecourt, wo der FCW zahlreiche Chancen liegen lässt und nur ein Unentschieden spielt, scheint am Team zu nagen. «In der vergangenen Saison hatten wir nach sechs Spielen nur drei Punkte mehr als jetzt. Damals haben wir aber Spiele gedreht, bei denen wir 0:2 zurückgelegen sind. Wir haben uns in einen Lauf gespielt und wussten, dass wir im Zweifelsfall genug Qualität haben, jedes Spiel zu drehen. Jetzt ist der Lauf ein negativer. Uns fehlt dieses Selbstverständnis. Die Unentschieden gegen die vermeintlich kleinen Teams haben das Team aus dem Rhythmus gebracht.»

Der «Mannschaftsvater»

Für Wohlen-Trainer Thomas Jent ist Muslin unverzichtbar. Der Captain ist einer von fünf Spielern, die bis jetzt jede Minute der Saison auf dem Platz standen. Als nach dem Abstieg aus der Promotion League Vereinslegende Alain Schultz den Verein verlässt, ist für Jent klar, dass Muslin die Captainbinde übernimmt. Damals sagt Jent: «Man merkt ihm an, dass er ein Familienvater ist. Marko übernimmt auch im Team eine väterliche Rolle für die jüngeren Mitspieler.»

Diese väterliche Rolle wird jetzt beim FC Wohlen benötigt. Muslin, der in den Spielen bis jetzt immer cool geblieben ist, muss seine Ruhe auf seine Mitspieler übertragen können. «Ich versuche als Vorbild voranzugehen, den Jungs mit meinem Auftreten zu zeigen, dass es am Ende nur Fussball ist und nichts Schlimmes», sagt der Routinier. «Vielleicht muss ich in der jetzigen Situation noch mehr sprechen, die Mannschaft noch aktiver führen. Ich sehe den Mitspielern leider nicht in den Kopf.»

Muslins Coolness wird beim FC Wohlen morgen Samstag, 16 Uhr, im Heimspiel gegen Solothurn jedenfalls benötigt. Mit dem Tabellendritten ist ein Topteam der Liga auf den Niedermatten zu Gast. «Wenn wir in der Form der 2. Halbzeit vom Baden-Spiel auftreten, dann können wir jeden Gegner schlagen», sagt Muslin. «Wir müssen sie allerdings von Anfang an abrufen. Ich glaube an die Qualität der Mannschaft und dass wir in den nächsten Spielen wieder Siege einfahren werden.»

Gegen die Zwei-Mann-Armee

Langweilig wirds Defensivmann Muslin gegen Solothurn jedenfalls nicht werden. Mit drei Siegen und zwei Unentschieden sind die Gäste noch ungeschlagen. Elf der 15 Solothurner Tore gehen dabei auf ein Sturmduo. Ex-Super-League-Spieler Loic Chatton (sechs Tore) und Ex-Challenge-League-Spieler Emmanuel Mast (fünf Tore) sind in der bisherigen Spielzeit die grösste Waffe der Solothurner. Sie zu stoppen, wird ein wichtiger Faktor für einen Wohler Erfolg sein. Die Freiämter können dem Sturmduo selbst genug Erfahrung entgegensetzen. Unter anderem in Form des Teamcaptains Marko Muslin.


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