Mord ist ihr Hobby

  20.04.2021 Benzenschwil

Die Benzenschwiler Autorin Jane Phil liebt die Liebe, die Leidenschaft und die Dramatik, die das Leben so mit sich bringt. In ihren Romanen thematisiert sie kritische Themen und verpackt die Polemik in einer bittersüssen Romanze. In ihrem aktuellen Thriller «Odium» setzt sie sich mit dem Gefühl Hass und seinen Folgen auseinander. Der 666 Seiten lange Regionalthriller ist im Novum-Verlag erschienen. --sus


«Man muss brutal schreiben»

Die Benzenschwilerin Jane Phil veröffentlicht ihr zweites Buch «Odium»

Als eine der wenigen Schweizer Thriller-Autorinnen möchte Jane Phil zeigen, dass sie genauso spannend und dramatisch schreiben kann wie die grossen Vorbilder aus den USA und dem Norden. In ihrem Buch, das im Säuliamt und im Freiamt spielt, thematisiert sie das Gefühl «Hass» und zu welchen Gräueltaten er führen kann.

Susanne Schild

Schon als Kind hat Jane Phil gerne Geschichten geschrieben. «Gelesen hingegen habe ich nie mehr als die ersten Seiten eines Buches, bis ich mit 18 Jahren ‹Harry Potter› entdeckte. Das war das erste Buch, das ich mit Leidenschaft regelrecht verschlungen habe», gesteht sie mit einem Lächeln. 1984 wurde Janine Dannacher alias Jane Phil in Zürich geboren, die Liebe verschlug sie ins Freiamt. Seit zehn Jahren lebt die 36-jährige Autorin nun schon in Benzenschwil. Mittlerweile ist sie Mutter einer zweijährigen Tochter. Eine gute Deutschschülerin war sie nie. «Mein erster Klassenlehrer hat mich als nicht sonderlich begabt im Fach Deutsch eingestuft. Das hat mich geprägt.» Als sie 18 wurde, hat sie alles nachgeholt. Damals erkannte sie, dass man sich nicht in ein Schema pressen lassen sollte. «Man kann alles, man muss es einfach machen.»

Hass ist ein Ausdruck von Emotionen

Die Idee zu ihrem aktuellen Buch «Odium; Kokon der Zerrissenheit» entstand an einem Kurs zum Thema «Hass». «Hass zählt zu den sieben Todsünden, er bringt Menschen dazu, schreckliche Taten zu begehen. Hass macht die Menschen unzurechnungsfähig. Hass lässt uns rotsehen.» Hass sei ein Ausdruck von Emotionen, das Gegenstück zur Liebe. «Hass und Liebe sind miteinander verbunden.»

In nur drei Monaten ist «Odium» entstanden. Der 666 Seiten lange Regionalthriller wurde im Novum-Verlag veröffentlicht. Finanziell unterstützt wurde die Autorin bei der Veröffentlichung von der Josef-Müller-Stiftung und der Stobag AG. Im Buch wird einer der schlimmsten Mordfälle in der Schweizer Geschichte erzählt. Lynn Kobalt, eine junge Egozentrikerin, wird kurz vor Weihnachten entführt und auf bestialische Weise umgebracht. Nachdem die verstümmelte Frauenleiche in Ottenbach aufgefunden worden ist, befürchten die Kriminalbeamten, dass sie es hier mit einem der schlimmsten Serientäter der Schweizer Geschichte zu tun haben werden. Pirmin Ruch, Chef der Mordkommission, ermittelt deshalb höchstpersönlich in dem Fall und wird dabei von Janelle Gasser, einer jungen Kollegin, tatkräftig unterstützt. Doch falscher Stolz, gefährliche Machenschaften und endlose Scham vernebeln den Kommissaren die Sinne, weshalb sie das Wesentliche übersehen und lange im Dunkeln tappen, bis das Damoklesschwert schlussendlich über ihnen selber schwebt.

Bereits ihr erstes Buch «Schwarze Feder – Sinneswandel», das Jane Phil mit 19 Jahren geschrieben hatte, wurde im Novum-Verlag veröffentlicht. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinischen Praxisassistentin machte sie eine Weiterbildung. «Ich war damals so sehr mit dieser Weiterbildung beschäftigt, dass ich mich nicht mehr um die Vermarktung meines ersten Buches gekümmert habe, und so verlief dann alles mehr oder weniger im Sand.»

Selbst an Tatorten gewesen

Nach ihrer Weiterbildung war sie bei der Stadtpolizei Zürich im Hintergrund tätig. «Dadurch kam ich mit Tötungsdelikten in Berührung und hatte die Möglichkeit, an Tatorte zu gehen.» Das war die Inspirationsquelle für «Odium». «In dieser Zeit musste ich meinen Mann stehen, durfte keine Schwäche zeigen.» Die Geschichten, mit denen sie damals konfrontiert war, seien oft tragisch gewesen. Auch heute hat die 36-Jährige noch einen guten Kontakt zu den Kriminalbeamten. «Das hat mir bei meinem Buch sehr geholfen, gerade wenn es um die Details ging.» In «Odium» vermischen sich Realität und Fiktion. Das Werk sollte keine Dokumentation werden. «Polizeiarbeit ist grösstenteils eine sehr trockene Arbeit. Die fiktiven Elemente der Geschichte liefern sozusagen die Würze.»

Provozieren, schockieren, an die Grenzen gehen

Bei der Überarbeitung durch den Verlag musste die Autorin einige Abschnitte nachbessern. «Es gab Szenen, die zu weit ins Extreme gingen.» Doch Jane Phil, eine blonde zierliche Frau, will bewusst brutal schreiben. Das kann man schon in den ersten Zeilen des Buches erkennen: «Die Marter am zierlichen Körper der jungen Frau, die gespaltene Zunge sowie die ausgebrannten Augen illustrierten klar, dass der Täter seinen sadistischen Drang am Opfer hemmungslos auslebte.» Jane Phil ist überzeugt, dass es heute nicht mehr reicht, ein Opfer nur mit der Pistole zu erschiessen. «Die Leute wollen Details, aber keine Albträume.»

Die Hauptdarsteller und Teile der Handlung in dem Buch sind frei erfunden. Doch während des Schreibprozesses musste Jane Phil aufpassen, dass sie nicht den Boden unter ihren Füssen verliert. «Die Personen wurden fassbar, sie existierten für mich. Ich konnte sie fühlen, in ihre Charaktere eintauchen. Dennoch ist es nicht mein Hass.» Die Autorin möchte mit «Odium» schockieren, provozieren und an die Grenzen gehen. «Das vertragen nicht viele. Doch das Leben an sich ist brutal, so böse, wie das auch klingen mag.»


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