Nicht einspannen lassen

  07.07.2020 Region Oberfreiamt

Robert Dubler ist «Kopf des Monats»

Wieder warf der Begriff Mohrenkopf in der Schweizer Medienlandschaft hohe Wellen. Einer blieb ruhig: Robert Dubler.

Ob die Linke oder die Rechte, beide politischen Lager versuchten, Robert Dubler vor ihren Karren zu spannen. Die einen dafür, dass er auf den Namen Mohrenkopf besteht. Die anderen für das Gegenteil. Weder auf die eine noch die andere Seite liess sich Robert Dubler ziehen.

Überhaupt, in der ganzen Diskussion blieb er ruhig und sachlich. Bewegte sich auch in Interviews und TV-Auftritten fern jeglicher Polemik. Dafür kürte ihn die Redaktion zum «Kopf des Monats» Juni. --ake


Ein weltoffener Freigeist

Der Waltenschwiler Robert Dubler ist «Kopf des Monats» Juni

Der letzte Monat war für Robert Dubler ein turbulenter. Mit seinen Mohrenköpfen war er national in den Schlagzeilen. Dabei blieb er in den Diskussionen immer ruhig und sachlich, teilte politisch weder nach rechts noch nach links aus. Dafür kürt ihn die Redaktion zum «Kopf des Monats».

Annemarie Keusch

Im Zug der Rassismus-Debatte nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd ist auch die Diskussion um den Begriff Mohrenkopf neu aufgeflammt. In allen nationalen Medien wurde darüber berichtet. Robert Dubler stand Rede und Antwort, in TV-Sendungen, in Radio-Interviews, in Zeitungsbeiträgen. Und er verteidigte überall den Namen Mohrenkopf, weil dieser für ihn alles andere als rassistisch sei. Ähnlich sieht es auch Felix Bingesser, langjähriger Sportchef des «Blicks» und damit Medienexperte und selber Waltenschwiler. «Rassismus ist eine Gesinnung und keine Wortklauberei», findet er. Er habe das Ganze als aufgewühlte und eher lächerliche Stellvertreterdiskussion wahrgenommen.

Zum «Kopf des Monats» ausgezeichnet hat die Redaktion Dubler aber nicht, weil er an der Bezeichnung seiner Süssigkeit festhält, sondern weil er in der ganzen Diskussion Ruhe bewahrte und souverän auftrat. So sieht es auch Bingesser. Er kennt Robert Dubler zwar nur flüchtig, sagt aber über ihn: «Für mich ist er ein weltoffener, abenteuerlustiger und toleranter Freigeist, sicher kein Rassist.» Dass er vor der Macht der Grossisten nicht klein beigebe, verschaffe ihm viel Respekt. «Ich persönlich hänge nicht am Begriff Mohrenkopf. Aber wenn Robert Dubler das aus Familientradition tut, dann ist es für mich nachvollziehbar.» Das habe garantiert keinen rassistischen Hintergrund. Als Waltenschwiler müsse er in Zürich jetzt wenigstens niemandem mehr erklären, wo denn dieses Dorf genau liege.

Spürbare Leidenschaft

Das Standortmarketing erwähnt auch Gemeindeammann Simon Zubler. «Der Name unseres Dorfes steht auf den Verpackungen und wird somit in die Welt hinausgetragen. Spätestens wenn man die Mohrenköpfe erwähnt, wissen alle, wo Waltenschwil zu finden ist.» Dubler sei ein erfolgreicher Unternehmer, der im Dorf auch wertvolle Arbeitsplätze anbiete. Zubler lernte Dubler im Rahmen seiner früheren Tätigkeit als Offizier der Feuerwehr im letzten Jahr kennen. Dubler führte die Feuerwehr persönlich durch seinen Betrieb. «Man spürte die grosse Leidenschaft des Unternehmers.»

Mit Mohrenköpfen assoziiere er nur Positives, «viele Erinnerungen an die Kindheit». Bei Veranstaltungen oder Treffen, etwa mit benachbarten Gemeinderäten, sei eine Schachtel Mohrenköpfe ein gern gesehenes Präsent. «Das Geschenk bereitete bisher bei allen Freude. Das ist doch das Wichtigste.»

Wie der Bäcker mit dem Brot

Erstaunt darüber, was so eine Diskussion auslösen kann, ist auch Daniel Strebel, der lange in Waltenschwil lebte und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Landi Freiamt ist, zu der auch der Volgladen in Waltenschwil gehört. «Natürlich war das Thema auch in unseren Verkaufsstellen präsent. Da wir dieses Produkt sehr schätzen, kam eine Auslistung für uns nie infrage», betont er. Strebel kenne Robert Dubler zwar nicht persönlich, «aber aus meiner Sicht ist es erfreulich, dass er sich im ganzen Medienrummel nicht unterkriegen liess.»

Angesprochen auf den Medienrummel sagt Journalist Felix Bingesser: «Die Medien thematisieren, was die Leute bewegt. Der Bäcker produziert auch das Brot, das gekauft wird und den Leuten schmeckt.» Die Schweiz sei ein globalisiertes und tolerantes Land. Dieser Aspekt sei in dieser ganzen Diskussion zu kurz gekommen. «Im Namen der politischen Korrektheit weiss man bald nicht mehr, was man noch sagen darf und was nicht.» Jetzt gehe es der Winnetou-Glace an den Kragen. «Wem hilft das? In der Schriftsprache und umgangssprachlich gibt es Hunderte von Formulierungen, die irgendwie und irgendwann jemanden verletzen können.» Führerschein sei etwa ein Beispiel.

Die Wogen haben sich mittlerweile wieder geglättet. Die Warteschlange vor Dublers Direktverkauf in Waltenschwil ist nicht mehr so lang. Und das dürfte ihn freuen. Als die Debatte noch mitten im Gang war, sagte Dubler: «Ihr helft besser den Armen, als dass alle Mohrenköpfe kaufen.»


Die bisher Gekürten

«Kopf des Monats» Januar ist Reto Holzgang vom Murianer Kino Mansarde. Ausgezeichnet wurde er für seine Kreativität und sein Engagement für die Kultur in der Region. Hans Kneubühler aus Fischbach-Göslikon setzt sich mit vollem Engagement für die Erdverkabelung der 380-Kilovolt-Leitung von Niederwil nach Obfelden ein. Dafür wurde er von der Redaktion im Februar zum «Kopf des Monats» gewählt.

Die Wahl im Monat März fiel auf Reto Schoch. Der Joner hat aus eigenen Mitteln die Pflanzung von 500 Bäumen ermöglicht und die Arbeit mit 45 Personen gleich selber umgesetzt. Tobias Schär aus Merenschwand ist «Kopf des Monats» April. Er sammelt alte Laptops, bereitet sie auf und verschenkt sie bedürftigen Familien. Im Mai wurde David Güntert ausgezeichnet. Er leitete die Coronahilfe der Jungwacht Wohlen. --red


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote