Obim auf dem Weg nach oben

  10.07.2020 Sport

Basketball: Kelechi Obim aus Berikon will Profi-Basketballer werden

Kelechi Obim spielt beim Nationalliga-A-Verein Swiss Central Basketball. Für den 19-Jährigen ist das ein grosser Erfolg. Der Athlet will aber noch höher hinaus. Das Potenzial hat er.

Josip Lasic

Die Sportanlage Niedermatten Wohlen. Es ist Samstagnachmittag, der Himmel wolkenlos. Trotz aller Wärme und Sonnenschein, ist die Anlage menschenleer. Nur ein einsamer gross gewachsener Athlet ist auf dem Basketballplatz zu sehen. Kelechi Obim dribbelt mit dem Ball zum Korb. Ein Sprung, ein Dunk und der Ball ist drin. Lässig hält sich Obim noch kurz am Korbring fest und lässt die Beine baumeln. Er ist sichtlich zufrieden, dass ihm trotz angeschlagenem Knie der Slam Dunk gelungen ist.

Obim kann mittlerweile mit seinem Team wieder normal trainieren. Er ist Spieler beim Nationalliga-A-Verein Swiss Central Basketball. Wegen der Coronakrise wurde auch die Schweizer Basketballmeisterschaft abgebrochen. Jetzt bereitet sich der in Berikon wohnhafte Sportler auf die neue Saison vor, die im Herbst anfangen soll. Noch ist allerdings unklar, wie es für Obim weitergeht. Zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs stand Swiss Central Basketball auf dem letzten Rang in der NLA. Laut Gerüchten wollen sich die Innerschweizer aus finanziellen Gründen in die NLB zurückziehen.

Ziel: Vom Sport leben können

Obim wäre bereit, mit dem Verein auch in die Zweitklassigkeit zu gehen. «Wegen der Coronakrise ist die finanzielle Situation bei vielen Vereinen unklar. Ich weiss nicht, wie die Pläne bei Swiss Central aussehen oder ob andere NLA-Teams Verstärkungen suchen», erklärt er.

Es existiert aber noch eine dritte Option. Am Freiämter Basketballtalent sind Vereine aus Frankreich und Deutschland interessiert. Der Traum vom Profi-Basketball würde dadurch deutlich näher rücken. «Mein Ziel ist es, vom Sport leben zu können.» Der grösste Traum wäre die US-amerikanische Profi-Liga NBA. Thabo Sefolosha und Clint Capela heissen die einzigen beiden Schweizer in der stärksten Liga der Welt. Beide haben ihren Sprung über den Atlantik über die französische Liga getätigt. Es ist allerdings auch in Frankreich und Deutschland möglich, vom Basketball zu leben. «Das Problem ist, dass ich noch ein Lehrjahr vor mir habe», sagt der angehende kaufmännische Angestellte. «Die Lehre will ich abschliessen. Ich weiss, was meine Ziele sind, nur der Weg dorthin ist noch etwas unklar.»

Vom «Strassensportler» zum NLA-Spieler

Kelechi Obim kommt am 12. April 2001 in Zürich zur Welt. Er ist zwei Jahre alt, als die Familie nach Nigeria zieht. Sein Vater stammt aus der westafrikanischen Nation. 2008 kehrt die Familie in die Schweiz zurück. Obim braucht Zeit, um seine Passion zu finden. Er treibt Sport, allerdings in keinem Verein. «Ich war mehr der Typ ‹Strassensportler›», erzählt er. Obim probiert zahlreiche Sportarten aus. Er schliesst sich kurz den Junioren des FC Niederwil an und kehrt dann wieder zum «Strassensport» zurück. Durch seinen zwei Jahre älteren Bruder beginnt Kelechi Obim Streetball zu spielen. Eine abgewandelte Form des Basketball. Vor fünf Jahren beobachtet ihn dabei ein jüngerer Spieler von Wohlen Basket. «Er hat mich in ein Training eingeladen», erzählt der Obim, der damals in Fischbach-Göslikon wohnte.

Unweit der Niedermatten, wo Kelechi Obim gerade seinen Slam Dunk vollendet hat, steht die Turnhalle der Kantonsschule Wohlen. Die Heimstätte von Wohlen Basket. Dort beginnt im Jahr 2015 die Erfolgsgeschichte des heute 19-Jährigen. Beim Freiämter Drittligisten spielt er eine Saison in der U16. Im letzten Meisterschaftsspiel wird er vom Nationalliga-A-Verein Swiss Central Basket entdeckt und wechselt zu den Innerschweizern.

Vielseitiger Autodidakt

14 Jahre alt ist Obim, als er anfängt, Basketball auf Vereinsebene zu spielen. Innerhalb von fünf Jahren legt er einen kometenhaften Aufstieg hin. Nach dem Wechsel zu Swiss Central Basketball wird er mit der U16 der Innerschweizer Schweizer Meister. Innerhalb kürzester Zeit marschiert er durch die U17 über die U20 in die 1. Mannschaft des Vereins. Mit der Schweizer U18-Nationalmannschaft bestreitet er sieben EM-Spiele. Momentan laufen Abklärungen, ob der Halb-Nigerianer in Zukunft nicht für die Nation seines Vaters aufläuft. Zum Vergleich: In der Basketball-Weltrangliste ist Nigeria auf Rang 23. Die Schweiz ist nur auf dem 62. Platz.

Eine der grössten Stärken des Freiämters ist seine Vielseitigkeit. Der 1,93 m grosse Basketballer kann vier von fünf möglichen Positionen in seiner Sportart spielen. Eine weitere Stärke: Obim ist ein guter Autodidakt. «Viele Basketballtechniken habe ich mir angeeignet, indem ich mir Youtube-Videos angesehen und das Gesehene dann kopiert habe», erzählt Obim. «Viele Mitspieler haben sich gewundert, wie ich das schaffe, da ich noch nicht so lange spiele. Mir fällt es leicht, Gesehenes schnell anzuwenden.»

Höhenflug mit Rückschlägen

Der Sportler bleibt aber nicht von Rückschlägen verschont. Obim will ursprünglich eine Sportschule in Luzern besuchen. Der Kanton Aargau will sich nicht an den Finanzen beteiligen. «Als ich das erfahren habe, war ich zu spät dran, mir eine Lehrstelle zu suchen. Ich musste also zuerst das 10. Schuljahr absolvieren, bevor ich mit der Lehre beginnen konnte.» In Anbetracht des potenziellen Auslandwechsels tut das «verlorene» Jahr weh.

Ein weiterer Rückschlag folgt. In den USA nimmt Obim 2018 an der «AAU Exposure Tour» teil, wo er von College-Trainern beobachtet wird. Er wird in ein Camp eingeladen. Spieler, die Potenzial für College-Basketball haben, können sich dort präsentieren. Obim kann nicht teilnehmen, weil seine Lehre startet. Dabei ist das Spielen an einem amerikanischen College eine der besten Voraussetzungen, um in die NBA zu kommen. Trotz der Rückschläge gibt sich Kelechi Obim kämpferisch: «Ich gebe den NBA-Traum nicht auf. Reicht es dafür nicht, kann ich trotzdem Profi werden. Von diesem Plan rücke ich nicht ab.»


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