Phantom-Tor als Partybremse

  22.06.2021 Sport

Fussball, 2. Liga: FC Gontenschwil – FC Mutschellen 1:0 (0:0) – zum Aufstieg braucht es einen Punkt im letzten Spiel

Chance verpasst. Erster Matchball vergeben. Ein Punkt hätte dem FC Mutschellen zum Aufstieg in die 2. Liga interregional gereicht. Doch das Team ist blockiert und kassiert am Ende ein Phantom-Freistosstor. Nun soll im Heimspiel am Freitag die Aufstiegsparty folgen.

Stefan Sprenger

Idyllische Stimmung in Gontenschwil, warme Temperaturen, die Resultate in den anderen Spielen der 2. Liga: Es hätte alles perfekt gepasst für die Mutscheller Aufstiegsparty. Ein Pünktchen hätte gereicht, um die Korken auf dem Neumättli knallen zu lassen und in die 2. Liga interregional einzusteigen.

Offensiv harmlos

Doch statt Aufstiegssause gibt es Pizza und Fussball-EM im TV. Das Team verbringt den Abend trotzdem miteinander. Gemeinsam siegen, gemeinsam verlieren.

In Gontenschwil setzt es die erst zweite Niederlage der Coronasaison ab. Wie diese Pleite passiert, wirft Fragen auf. Der FC Mutschellen brennt normalerweise ein Offensivfeuerwerk ab, doch an diesem Abend herrscht tote Hose im Angriff. Die Knie flattern. Torchancen: keine. Spielluss: mangelhaft. Das Team wirkt blockiert und nervös angesichts des Aufstiegs. Das abstiegsbedrohte Gontenschwil mauert sich hinten ein, zeigt offensiv auch kaum Aktionen. So ergibt sich ein fahriges Spiel mit vielen Zweikämpfen und kaum Aktionen im Strafraum.

Woran hats gelegen? Goalie Fabian Riesen meint: «Der Aufstieg war in den Köpfen. Aber ich glaube nicht negativ. Wir haben es einfach nicht fertiggebracht, vors gegnerische Tor zu kommen.» Gontenschwil habe es auch clever gemacht in der Defensive. Zudem fehlt dem FC Mutschellen der Ausnahmespieler und Dampfmacher Roger Pfyl, der gesperrt nur zuschauen darf.

Trainer Sergio Colacino spricht nach dem Spiel im Kreis zu seinem Team. Seine Worte sind nicht harsch, sondern verständnisvoll. Als früherer Profifussballer weiss er haargenau, was in dieser Partie mit seiner Mannschaft passiert ist. «Die Anspannung, das heisse Wetter und der Wunsch, den Aufstieg klarzumachen, das alles hat dazu geführt, dass mein Team nicht so frei aufspielte wie sonst. Solche Spiele gibt es.»

Sergio Colacino gibt während der gesamten Partie Anweisungen von aussen. Die teilweise komischen Entscheidungen des Schiedsrichters werden ohne grosses Lamentieren hingenommen. Vorbildlich. Auch seine Spieler. Sogar dann, als man eigentlich laut reklamieren sollte.

«Der Ball war nicht drin»

Wie beispielsweise bei der entscheidenden Szene in der Nachspielzeit. Schon der Freitstoss-Piff an der Strafraumgrenze war umstritten. Der Schuss von Lino Zobrist ist dann sackstark über die Mauer gezirkelt. Mutschellen-Goalie Riesen macht sich lang, kommt aber nicht hin. Von der Lattenunterkante prallt der Ball auf den Boden und fliegt zurück ins Spielfeld. Mutschellen haut die Kugel weg. Die brenzlige Situation scheint überstanden zu sein. Doch das Schiedsrichter-Trio sieht es anders und entscheidet auf Tor für Gontenschwil. 1:0. Das Heimteam jubelt. Für sie ist es ein riesiger Schritt hin zum Klassenerhalt. Für Mutschellen ist dieses Phantom-Tor die Partybremse.

War der Ball drin oder nicht? Trainer Colacino meint: «Egal. Es ist so, wie es ist. Ich gehe davon aus, dass die Schiedsrichter richtig entschieden haben.» Goalie Riesen sagt: «Er war nicht drin. Ich kann es aber auch nicht zu 100 Prozent sagen. So wie der Ball abspringt, kann ich mir aber nicht vorstellen, dass es ein Tor war.»

Niederwil (1:3 gegen Suhr) und auch Wettingen (1:2 gegen Wohlen) verlieren ihre Spiele und verabschieden sich aus dem Aufstiegsrennen. Nur noch eine Mannschaft kann den Mutschellern den Aufstieg vermiesen: der FC Suhr. Das Team hat drei Punkte Rückstand, dafür das bessere Torund Strafpunkteverhältnis. Heisst konkret: Suhr muss im letzten Spiel gegen Kölliken unbedingt gewinnen. Den Mutschellern reicht im Heimspiel gegen Othmarsingen ein Punkt zum Aufstieg. Alle 2.-Liga-Spiele finden am Freitag um 20.15 Uhr statt.

Trainer Colacino sagt: «Wir müssen uns den Aufstieg verdienen.» Mit dieser biederen Leistung gegen Gontenschwil war das nicht der Fall. «Es ist gut, ist das passiert. Vielleicht hat das etwas Anspannung genommen.» Doch die Finalissima gegen Othmarsingen wird ebenfalls zu einem Nervenspiel werden. Denn Othmarsingen muss gewinnen, um den Abstieg zu verhindern.

Dazu kommt, dass unter der Woche noch der Cup-Halbfinal auswärts in Frick (Dienstag, 20 Uhr) ansteht. «Das ändert alles nichts an unserer Vorgehensweise und unseren Zielen», so Colacino. «Wir haben die Chance verpasst, das ist aber nicht dramatisch. Wir schauen nur auf uns und wollen das Maximum herausholen.»


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