Problemexport ins Ausland

  26.03.2021 Muri

Zu «Extreme Güllemengen», Leserbrief von Astrid Gebert vom Freitag, 19. März.

Astrid Gebert kritisiert die einheimische Tierhaltung und fordert eine Annahme der aus ihrer Sicht heilvollen Trinkwasserinitiative. Beim Lesen konnte ich feststellen, dass wir etwas gemeinsam haben: Wir beide wollen nämlich sauberes Trinkwasser. Trotzdem lehne ich die Trinkwasserinitiative entschieden ab. Landwirtschaftsbetriebe dürfen bereits heute nicht mehr Nährstoffe über Mist und Gülle ausbringen, als die Pflanzen für ihr achstum enntigen, dies regelt die Nährstoffbilanz. Mit der Anwendung von Hofdünger werden Kreisläufe geschlossen und unsere Kulturen ernährt. Die im Frühling vermehrt sichtbaren Gülletransporte rühren auch daher, dass die Gülle in den Wintermonaten gesammelt und erst beim Start der Vegetationsperiode ausgebracht wird, was agronomisch absolut sinnvoll ist.

Dass Astrid Gebert den heutigen Konsum von tierischen Produkten kritisch hinterfragt, ist ihr gutes Recht. Fakt ist aber auch, dass gerade in Gebieten wie dem Freiamt die Tierhaltung Sinn macht. Viele Standorte können nicht ackerbaulich genutzt werden. Natürlicherweise wächst dort Gras, welches von Rindern für die menschliche Ernährung nutzbar gemacht wird. Dass die anfallende Gülle als Dünger wieder auf diesen Feldern verteilt wird, schliesst den Kreislauf. Wenn nun mit der Trinkwasserinitiative mittels Verboten eine Art Schweizer Biooase erzwungen wird, führt dies nachweislich zu tieferen und unregelmässigeren Erträgen und zudem steigen die Kosten. Die fehlenden Nahrungsmittel werden zwangsweise importiert. Wie diese Nahrungsmittel im Ausland hergestellt wurden und wie die Tiere dort gehalten werden, interessiert die wenigsten. Vielmehr dürfte entscheidend sein, dass nach wie vor alle von den Konsumierenden gewünschten Produkte zu einem möglichst tiefen Preis am liebsten ganzjährig verfügbar sind. Die Probleme werden also frisch-fröhlich ins Ausland exportiert und wir Schweizer können unsere Hände in Unschuld waschen.

Die Trinkwasserinitiative ist aus meiner Sicht gleichermassen egoistisch und asozial. Wer etwas ändern will, sollte die Landwirtschaft mit dem Kauf von entsprechenden Produkten in die gewünschte Bahn lenken und nicht mit extremen Agrarinitiativen das gewünschte Verhalten den anderen aufzwingen. Gerade in Zeiten von Corona ist es fragwürdig, die inländische Nahrungsmittelproduktion zu schwächen und damit auch den Eigenversorgungsgrad der Schweiz noch mehr zu senken. Deshalb sage ich entschieden Nein zur Trinkwasserinitiative vom 13. Juni.

Stefan Frey, Steinäcker, Muri


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