Rettungsaktion im Wald

  01.06.2021 Besenbüren

Spannender Waldumgang in Besenbüren mit einer dramatischen Premiere

An fünf Posten wurde am Samstag im Besenbürer Wald Wissenswertes über die Gefahren der Waldarbeit vermittelt.

Susanne Schild

Plötzlich ist ein greller Schrei im Besenbürer Wald zu hören. «Da muss etwas passiert sein», meint Förster Oliver Eichenberger zu den Teilnehmern des Waldumgangs. Erschrocken blicken sich alle um und folgen dem Förster im Laufschritt. Nach wenigen Metern ist man an der Unfallstelle angekommen.

Eine Premiere in Besenbüren
Ein Forstarbeiter war von der Leiter gestürzt und hatte sich mit der Motorsäge in sein Bein geschnitten. Jetzt war schnelles Handeln gefragt.

Die Rettung wurde verständigt und Erste Hilfe mittels eines Druckverbands geleistet. Nur wenige Minuten später war die Ambulanz Muri vor Ort. Das ganze Szenario war Bestand des diesjährigen Besenbürer Waldumgangs und nur nachgestellt.

«Das ist eine Premiere», informierte Förster Oliver Eichenberger. «Eine Ambulanz hatten wir bislang noch bei keinem Waldumgang im Bezirk Muri im Einsatz.» Neben diesem spektakulären Rettungseinsatz wurde den Teilnehmenden an diesem Nachmittag aber auch sonst noch so einiges geboten. An fünf Posten wurde Spannendes und Wissenswertes über die Gefahren der Waldarbeit vermittelt. Unter anderem wurde eine 80-jährige, 30 Meter hohe Buche gefällt, um den Teilnehmenden die Totholzmethode zu veranschaulichen.


Der gefährlichste Beruf der Schweiz

Beim Waldumgang die Gefahren der Waldarbeit kennengelernt

Der Wald ist Naherholungsgebiet, aber auch Arbeitsplatz. Obwohl sich die Zahlen verbessern und es weniger tödliche Unfälle gibt, verunfallt jeder dritte Forstarbeiter einmal pro Jahr.

Susanne Schild

Von 2010 bis 2019 ereigneten sich 40 tödliche, 825 schwere und 454 schwerste Unfälle bei den Schweizer Forstarbeitern. Das macht sie zu den traurigen Spitzenreitern, was die Unfälle am Arbeitsplatz anbelangt. «Umso wichtiger ist es, dass man sich der Gefahren bewusst ist und die Sicherheitsbestimmungen einhält», streicht Förster Oliver Eichenberger heraus. Daher werden Gesundheitsförderung und Arbeitssicherheit zunehmend ein Thema, bereits in der Ausbildung der Förster. «Die Arbeit mit Kränen und Maschinen hat vieles erleichtert. Dennoch ist es wichtig, dass wir unseren Nachwuchs sehr gut ausbilden und uns ständig weiterbilden.» Das sei auch dringend nötig, sagt Eichenberger.

Jeder Dritte verunfallt statistisch gesehen einmal pro Jahr, deutlich mehr als in anderen Berufen. Immerhin gibt es im Wald heute weniger tödliche Unfälle als noch vor zehn Jahren. Laut Suva verletzen sich die meisten an Augen, Fingern und Knien bei Motorsägearbeiten.

Die Arbeit im Wald ist gefährlich

Am diesjährigen Waldumgang standen daher die Gefahren der Waldarbeit im Mittelpunkt. An fünf Posten wurden wichtige Informationen mit spannenden Demonstrationen vermittelt. An Posten eins wurde die Totholzf äl l methode demonstr ier t. «Wenn man Totholz fällt, lauern viele Gefahren. Dürre Bäume sind immer gefährlich. Deshalb ist es wichtig, hier ausreichend Zeit für das Fällen zu investieren», weiss Forstwart Marco Schriber. Daher sei es umso wichtiger, den Baum zu beurteilen, den Fallbereich zu bestimmen und die Gefahren mittels eines Seilzugs, der beim Fällen eingesetzt wird, zu minimieren. «Die Seilzugmethode ist noch relativ neu, aber eine einigermassen sichere Sache», informiert Schriber. Um das Ganze noch praktisch zu demonstrieren, fällte Marco Schriber im Anschluss eine 80-jährige, 30 Meter hohe Buche.

Vernunft und Verständnis

«Der Wald ist ein öffentlicher Ort, dessen sind wir uns bewusst. Dennoch ist der Wald auch unser Arbeitsplatz», erklärte Forstwartvorarbeiter Andi Budliger. Daher sei ein gutes Verhältnis von Waldgängern und Forstbetrieb sehr wichtig. Man sei auf Vernunft und Verständnis angewiesen. «Wenn wir aufeinander Rücksicht nehmen, dann können wir gut und sicher den Wald gemeinsam nutzen.» Umso wichtiger sei daher, dass man sich an Warnschilder und Sicherheitshinweise hält. «Gerade bei Fällarbeiten ist es wichtig, Abstand zu halten. Die Gefahr nimmt mit der Distanz ab», weiss der Fachmann. Leider ist es nicht immer möglich, das gesamte Gebiet abzusperren, daher sei man auf die Vernunft der Waldgänger angewiesen.

Sichere Arbeitskleidung und schnelle Hilfe

Doch nicht nur die Waldgänger gilt es bei Fällarbeiten zu schützen, auch die Forstarbeiter müssen durch entsprechende Kleidung bestmöglich geschützt werden. «Ausrutschen kann verheerend sein, wenn man eine laufende Motorsäge in der Hand hält», sagt Förster Oliver Eichenberger. «Das kann ins Bein oder in den Hals gehen oder wo auch immer.» Die Forstwarte tragen Kleider in Signalfarbe, Gehörschutz, Sicherheitsschuhe, Handschuhe und einen Helm mit Visier. Und: Schnittschutzhosen. Oliver Eichenberger erklärt: «Wenn man in sie hineinsägt, wickeln sich die Fäden um die Kette und blockieren die Säge.» Die Erstausrüstung eines Lernenden kostet 2500 Franken. «Doch diese Investition lohnt sich auf jeden Fall, wenn dadurch schwere Unfälle, wie beispielsweise der Verlust eines Beines, vermieden werden können», so Eichenberger. Sollte es trotz all der Sicherheitsmassnahmen zu einem Notfall kommen, ist es ausschlaggebend, dass der Verletzte schnellstmöglich ärztliche Hilfe bekommt. «Doch dafür müssen wir erst gefunden werden», erklärt Andi Budliger. «Wir haben keine direkte Adresse im Wald.» Daher werden sogenannte Treffpunkte, auch T-Punkte genannt, ausgeschieden. Die T-Punkt-Pläne sind in der Notfallzentrale hinterlegt. Zudem würde sich die Rega an Koordinatenzahlen orientieren. «Wir sind froh, dass wir in Muri ein Spital haben und so relativ schnell Hilfe vor Ort ist», betont Budliger.

Wie schnell diese dann wirklich vor Ort ist, konnte am Schluss durch einen Ambulanzeinsatz des Spitals Muri selbst erlebt werden. Nur wenige Minuten nach dem fingierten Unfall eines Forstarbeiters war die Rettung vor Ort und versorgte den Verletzten professionell.


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