Saison in Gefahr

  09.10.2020 Sport

Snowboard-Freestyle: Lia-Mara Bösch mit grober Verletzung

Die Wintersportlerin Lia-Mara Bösch aus Alikon hat sich einen komplizierten Armbruch zugezogen. Ob sie in dieser Saison zurückkeht, ist fraglich. Kurz vor der Verletzung hat sie einen weiteren Sprung ins Geschichtsbuch geschafft.

Wenn die Alikerin Lia-Mara Bösch in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht hat, war es entweder mit einer grandiosen sportlichen Leistung oder mit einer grösseren Verletzung. Diesmal schafft sie beides in einem Zug.

Vor zwei Jahren gelingt der Freiämterin als erster Schweizerin ein «Cabdouble 900», ein doppelter Rückwärtssalto mit einer halben Drehung. Am vergangenen Wochenende legt sie mehrere Schippen drauf. Sie springt und landet beim Training in Saas-Fee einen «Back Double Cork 1080» – einen doppelten Salto mit dreifacher Drehung. Wieder ist sie die erste Schweizerin, die das von sich behaupten kann. Diesmal geht der Erfolg unter, denn im Anschluss daran postet sie auf ihren Social-Media-Kanälen Bilder aus dem Krankenhaus. Blaue Flecken und zahlreiche Wunden im Gesicht, ein blutunterlaufenes Auge und Röntgenbilder, die nichts Gutes verheissen. Was war passiert? Das wüsste die 26-Jährige auch gern. «Ich kann mich an nichts mehr erinnern», erzählt sie. «Offenbar habe ich die Ausführung des ‹Back Double Cork 1080› in der Hälfte unterbrochen, sodass ich kopfüber gelandet bin.»

Chronologie eines Desasters
Die Freiämterin erzählt, woran sie sich noch erinnert. Sie trainiert den Sprung weiterhin. Ihr Ziel ist es in dieser Saison konkurrenzfähig zu sein und mit starken Sprüngen auffahren zu können. Nach dem Versuch, der im Sturz endet, erinnert sie sich nur daran, dass sie ihre Augen öffnet, ihre Teamkameraden sieht und den Helikopter, der sie abholt. Als sie das nächste Mal die Augen öffnet, ist sie im Krankenhaus. Ihr rechter Arm ist beim Handgelenk gebrochen, Bänder in beiden Handgelenken gerissen. Sie wird nach Zürich in die Universitätsklinik Balgrist überwiesen. «Der Arzt, der mich dort operiert hat, ist eine ziemliche Koryphäe auf seinem Gebiet. Der Bruch soll so kompliziert sein, dass niemand ausser ihm an diese Verletzung gelassen wurde.» Wegen der Schmerzmittel und der Gehirnerschütterung ist ihr aus der Zeit in der Klinik vieles nicht mehr in Erinnerung. Sie leidet nach wie vor an Blackouts. Mittlerweile versucht Bösch die Situation mit Humor zu nehmen. Sie postet auf Instagram ein Video, wo sie sich mit ihrem lädierten Gesicht präsentiert, untermal, von «You’re beautiful» von James Blunt. Eine sarkastische Anspielung darauf, dass die ansonsten hübsche junge Frau aktuell nicht so «beautiful» ist. «Ich kann darüber lachen, aber auch gut darüber weinen. Mein ganzer Tag ist jeweils darauf ausgerichtet zu snowboarden, zu trainieren, besser zu werden. Das fällt jetzt vorerst weg.»

Drei Monate soll sie mindestens ausfallen. Bitter, da sie sich für dieses Jahr eine Wildcard gesichert hat, mit der sie an allen Weltcups teilnehmen darf. Ihr Ziel wäre gewesen an der Weltmeisterschaft Ende Februar in China teilzunehmen. «Wenn ich bis Anfang Februar fit werde, wäre die Teilnahme dort noch möglich. Ich hätte einen Monat, um mich in Form zu bringen. Dieses Jahr kann man immerhin Qualifikationspunkte für Olympia sammeln.» Ein zu frühes Comeback könnte allerdings gefährlich sein. Sollte sie ihr Handgelenk erneut verletzen, könnte sich das Ganze verkomplizieren. Darum will sie die Verletzung zuerst auskurieren und sich dann mit ihren Ärzten und Trainern absprechen. Erst dann wird sie wissen, ob sie ihre Saison noch «retten» kann. --jl


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