Schockiert, traurig, erleichtert

  20.10.2020 Grosser Rat

Die SP verliert im Bezirk Bremgarten ihren dritten Sitz, den sie vor vier Jahren gewonnen hat

Arsène Perroud und Thomas Leitch aus Wohlen verteidigen ihre Sitze im Grossen Rat. Rosmarie Groux aus Berikon ist abgewählt. Nicht weil sie schlechte Arbeit geleistet hätte, sondern weil die SP im Kanton fast 2,4 Prozent Wählerstimmen verloren hat.

Gedrückt war die Stimmung bei der Wahlfeier der SP in der St. Josef-Stiftung in Bremgarten. Weil die Partei wenig zu feiern hatte und weil die Teilnehmerzahl auf 20 beschränkt war.

Die SP hat im Kanton fast 2,4 Prozent Wähleranteil gegenüber vor vier Jahren verloren. Einbussen mussten vor allem in den Bezirken Aarau, Baden und Bremgarten hingenommen werden. Im Kanton hat die Partei vier Sitze eingebüsst, im Bezirk Bremgarten einen.

Thomas Leitch-Frey seit 1997 im Grossen Rat

«Wir sind schockiert über die Abwahl von Rosmarie Groux», sagte Bezirksparteipräsident Stefan Dietrich. Die 66-jährige Vizeamtsfrau aus Berikon ist seit Mai 2005 für die SP im Grossen Rat. Bei den letzten Wahlen landete sie im Bezirk Bremgarten auf Platz drei. Das reichte für die Wahl. Dieses Jahr war es wieder Platz drei. Die 3395 Stimmen, die sie erhalten hatte, reichten diesmal nicht zur Wiederwahl. Vor ihr platzierten sich Thomas Leitch-Frey aus Wohlen mit 3933 Stimmen und Arsène Perroud aus Wohlen mit 3727 Stimmen. Leitch ist seit 1997 im Grossen Rat, Perroud eroberte vor vier Jahren den dritten Sitz für die SP im Bezirk.

«Wir sind traurig und enttäuscht über die Verluste im Kanton», fuhr Stefan Dietrich fort. Gefreut hat ihn, dass die Grünen (plus vier Sitze) und die Grünliberalen (plus sechs) zulegen konnten im Kanton. Gefreut hat er sich auch über den grossen Einsatz der Jungsozialisten im Bezirk Bremgarten. «Ich bin stolz, dass sie derart aktiv sind», sagte Dietrich. «Bleibt dran und gebt nicht auf.»

Arsène Perroud: Zufrieden mit dem eigenen Resultat

Erleichtert zeigte sich Dietrich über den Ausgang der Regierungsratswahl. SP-Kandidat Dieter Egli hatte den Einzug in die Regierung im ersten Anlauf geschafft. Zufrieden war der Bezirksparteipräsident auch mit dem eigenen Resultat: Mit 2474 Stimmen landete er auf dem vierten Platz. «In der Stadt Bremgarten habe ich die meisten Stimmen aller einheimischen Kandidaten erhalten.»

Auch der wiedergewählte Arsène Perroud bedauerte die Verluste der SP. «Es hat sich abgezeichnet, dass wir uns in der Klimadebatte zu wenig klar positioniert haben.» Mit seinem persönlichen Resultat zeigte er sich zufrieden. Dass Rosmarie Groux die Wiederwahl nicht geschafft habe, liege nicht an ihr, sondern an der Konstellation. Sprich an den Wählereinbussen der Partei. Thomas Leitch habe einmal mehr ein sensationelles Resultat eingefahren, so Perroud.

«Man kann es nicht allen recht machen»

Er selber sei davon ausgegangen, dass es eng werden könnte für den dritten Sitz im Bezirk, so Perroud weiter. Auch sei dieser nie ganz sicher in SP-Hand gewesen. Vor vier Jahren habe die SP Gewinne eingefahren im Kanton und einen Sitz gewonnen im Bezirk, nun habe man diesen wieder verloren. Mit seinem Abschneiden in Wohlen ist Perroud zufrieden, auch wenn er im Vergleich mit dem Ergebnis vor vier Jahren kleine Verluste hinnehmen musste. «Als Gemeindeammann kann man es halt nicht allen recht machen.»

Rosmarie Groux selber nahm an der Wahlfeier nicht teil, sie hatte sich entschuldigt. Sie mochte sich auch gestern nicht äussern.

«Waren nicht stark genug»

Thomas Leitch blieb der Wahlfeier ebenfalls fern. Er war aber per Video zugeschaltet. «Ich wäre gern bei euch», grüsste er von daheim. Er freute sich über die Wahl von Dieter Egli in den Regierungsrat und er war traurig wegen der Sitzverluste im Kanton und im Bezirk. «Schade, dass es Rosmarie Groux getroffen hat.» Sie habe in den letzten Jahren sehr viel geleistet. «Doch die Partei war nicht stark genug, um den dritten Sitz im Bezirk zu halten.» Weshalb die SP, die bei den Nationalratswahlen vor einem Jahr noch kräftig zugelegt hatte, nun habe Einbussen hinnehmen müssen, gelte es nun zu analysieren. Dass in der Regierung keine Frau vertreten ist, sei bitter. «Aber das liegt nicht nur an uns.» Andere Parteien seien ebenfalls aufgefordert, Frauen aufzubauen.

Gefreut hat sich Leitch über die Sitzgewinne von Grünen und Grünliberalen. «Falls die Grünliberalen richtig stimmen im Grossen Rat – nämlich mit der SP –, so kommt es gut», ist der langjährige Politiker überzeugt. --eob


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