Sich verzaubern lassen

  24.11.2020 Muri

Vernissage der Weihnachtsausstellung «Von Königsberg bis London» am Samstag, 28. November

Die Reihe «Wunderbare Weihnachtsbräuche aus aller Welt» von Murikultur geht in die dritte Runde. Die weihnachtliche Reise in diesem Jahr führt in die bis heute andauernde Tradition des Weihnachtsschmucks.

Sabrina Salm

Behutsam verteilt Alfred Dünnenberger den historischen Weihnachtsschmuck vor sich auf dem Tisch. Er macht ihn bereit, um ihn an den Tannenbaum hinter sich zu hängen. «Jedes Stück hat eine andere Bedeutung und seine eigene Geschichte», sagt er. Seit 45 Jahren sammelt Alfred Dünnenberger historischen Weihnachtsschmuck. Er habe per Zufall in einem Zürcher Aniquitätengeschäft historischen Schmuck gesehen. «Mich zog es wie ein Magnet an.» Seine Sammlung ist inzwischen riesig. «Mir ist wichtig, dass man Weihnachten, wie es war, nicht vergisst», erklärt der Sammler aus Baar seine Leidenschaft. Es sei für ihn eine Art Aufgabe geworden, diese Vergangenheit zu bewahren und deren Sinn dahinter zu erklären. Die Weltgeschichte spiegle sich auch in dem Schmuck. Auch heute noch findet er immer wieder Kostbarkeiten. «Es lässt mich nicht los», meint er lachend.

Prachtsbaum und seltene Krippe

Seine Sammelstücke sind seit 2015 in verschiedenen Ausstellungen zu sehen. Eine repräsentative Auswahl der Sammlung Dünnenberger ist in der aktuellen Ausstellung in Muri als Leihgabe zu sehen. Einzigartiges Prachtstück der Ausstellung ist ein üppig behangener Weihnachtsbaum mit historischem Christbaumschmuck im Äbtekeller des Museums Kloster Muri. Der Prachtbaum lässt staunen – in ihn kann man sich verlieren und für einen Moment den Alltag vergessen. Das weitere Highlight ist eine seltene, frisch restaurierte Königsberger Krippe. Eine Seltenheit. Alleine für diese besondere Krippe lohnt sich ein Besuch an der Weihnachtsausstellung «Von Königsberg bis London – Funkelnder Weihnachtsschmuck mit einem Blick auf das Viktorianische Zeitalter».

Kreieren einer eigenen Welt

Aber die Ausstellung hat noch viel mehr zu bieten. «Sie soll verzaubern», sagt Kurator Rudolf Velhagen. «Weihnachten wird nicht nur zur Schau gestellt, sondern die Ausstellung soll auch die Stimmung vermitteln.» So tauche man bereits beim Besucherzentrum in die Weihnachtsstimmung ein und entdeckt danach vieles mehr wie zum Beispiel, wie im 19. Jahrhundert die Adventszeit begangen wurde. Man werde mit Traditionen und Bräuchen konfrontiert, die man heute nicht mehr so kenne. Die drei zur Verfügung stehenden Ausstellungsräume des Singisenforums widmen sich auf stimmungsvolle Art und Weise sowohl der wechselvollen Geschichte des Weihnachtsschmucks wie auch der damit verbundenen Weihnachtsbräuche. So sind historische Adventskalender und verschiedene Samichläuse zu sehen. In einem weiteren Raum ist Christbaumschmuck aus seltenen und aussergewöhnlichen Materialien wie Tragant, Eisenblech oder Rauschgold zu bestaunen. Ein anderer Ausstellungsraum vermittelt einen ungewöhnlichen Einblick in eine weihnachtliche Stube, die mit Requisiten vom Schweizer Fernsehen ausgestattet wurde. Blickfang ist ein sogenannter Gänsefeder-Christbaum mit Biedermeierkugeln. Ein früher mit dem Christbaum verbundenes Paradiesgärtlein sowie eine erlesene Auswahl von Weihnachtsbriefen runden den Raum ab. Im Gang ist schliesslich eine Auswahl von seltenen Krippen zu sehen. «Es sind unglaubliche Objekte dabei, die gleich entzücken», schwärmt Velhagen.

Etwas für die Seele

Ebenfalls wird eine Brücke ins Viktorianische Zeitalter geschlagen. «Wir freuen uns, gemeinsam mit dem Museum für medizinische Bücher in die Weihnachtszeit einzutauchen», sagt Heidi Holdener, Geschäftsführerin von Murikultur. Das Privatmuseum von Dr. Franz Käppeli zaubert eine weihnachtliche Atmosphäre im viktorianischen Stil herbei. «Eine britische Tasse Tee und eine kleine Broschüre warten, um sich nach Grossbritannien zur Zeit des 19. Jahrhunderts entführen zu lassen. «Damit öffnen wir ein weiteres Weihnachtsfenster zur Ausstellung über Charles Darwin (1909–1882)», berichtet Holdener. Zu Darwins Lebzeiten, in der Regierungszeit von Königin Victoria, entwickelten sich ganz neue Traditionen der winterlichen Festtage der Insulaner.

Mit der üppigen Variante der Weihnachtsausstellung mit viel Tradition treffen die Veranstalter in der heutigen Zeit und rund um Corona sicher ins Schwarze. Wenn auch nicht mit purer Absicht. Denn bereits Anfang Jahr wurde das Thema für die diesjährige Weihnachtsausstellung im Museum Kloster Muri gesetzt. Nach der klassischen Umsetzung im 2018/19 und der zeitgenössischen Intervention im 2019/20, wollte man etwas Traditionelles. «Ganz bewusst wollen wir wieder einen Bruch machen», erklärt Heidi Holdener. Die Strategie des Formats soll überraschen. «Mit unserem Konzept kommen wir sicher zum richtigen Zeitpunkt. Es ist wahrscheinlich gerade jetzt umso wichtiger, dass sich die Leute verzaubern lassen können.» Sie ist überzeugt, die diesjährige Weihnachtsausstellung tut auch der Seele gut.


Vielfältiges Rahmenprogramm

Königsberg und London vereinen sich und laden zu einem vielfältigen Rahmenprogramm. Die Eröffnung der Ausstellung ist am Samstag, 28. November, 16 Uhr, mit Einführung von Kurator Rudolf Velhagen und Führung mit Alfred Dünnenberger. Am Samstag, 5. Dezember, 16 Uhr, gibt es einen Blick in das Viktorianische Zeitalter mit. Charles Darwin und zwei ausgewählten Zeitgenossen: Charles Dickens und William Morris. Führung mit Beatrice Green, Leiterin Museum für medizinhistorische Bücher Muri. Anschliessend Lesung für Gross und Klein: «A Christmas Carol» von Charles Dickens. Am Sonntag, 6. Dezember, 11 und 16 Uhr, ist Kurator Rudolf Velhagen im Gespräch mit Alfred Dünnenberger, Sammler und Leihgeber zum Thema «Die Leidenschaft des Sammelns». Am Samstag, 12. Dezember, 16 bis 19 Uhr, gibt es einen «Traditional Afternoon Tea». Zelebration einer ganz speziellen Tradition: die Teezeremonie. Der Anlass ist organisiert, präsentiert und serviert von Zita the Butler und ihrem Team. Am Sonntag, 20. Dezember, 16 bis 18 Uhr, gibt es einen Victoria, Weihnachts-Special mit Filmabend. Am Sonntag, 31. Januar, 14 Uhr, ist die Finissage mit Familienführung und «Plünderung der viktorianischen Duft- und Naschbäume».

Die diesjährige Sonderausstellung des Museums Kloster Muri dauert bis 31. Januar 2021. Sie wird von einem weihnachtlichen Rahmenprogramm für Gross und Klein begleitet. Für alle Anlässe gilt eine beschränkte Platzzahl – Anmeldung ist erforderlich. --red


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